Institutional Money, Ausgabe 3 | 2021

und das bei sechs Millionen weniger Ar- beitsplätzen als vor der Krise. Das bedeutet doch vor allem, dass die dortige Wirtschaft enorme Produktivitätsgewinne erzielt hat. Allein schon, weil so viele Jobs verloren ge- gangen sind, wird am Arbeitsmarkt kein Druck auf die Löhne entstehen. Das ist natürlich kein Thema, über das man in der Breite sehr viel liest, weil kein Politiker sich gern vor eine Kamera stellt, um zu erklären: „Wir haben es geschafft, unsere Wirtschaft wieder auf das Vorkrisenniveau zurückzu- führen, aber leider sind dabei Millionen von Arbeitsplätzen verloren gegangen.“ Das ändert aber nichts an unserer Erwartung, dass wir keinen anhaltend hohen Inflations- druck sehen werden. Das ist im Übrigen auch einer der Gründe dafür, warum wir bestimmte Unternehmen im Gegensatz zu einer Reihe unserer Mitbewerber als durch- aus attraktiv bewertet einschätzen. Sie meinen, dass mancher Konkurrent für die gleichen Unternehmen schwarz sieht, weil diese unter einer anziehenden Preis- entwicklung leiden würden? Wolfgang Sussbauer: Ganz genau. Wir denken oft anders als der breite Markt. Wir sehen zum Beispiel die Volkswirtschaft insbeson- dere in den USA weiterhin auf einem guten Weg. Deshalb gehen wir auch bei Banken davon aus, dass man als Investor für das mit manchen Bankanleihen eingegangene Risi- ko auskömmlich kompensiert werden wird. Insgesamt bin ich daher davon überzeugt, dass es künftig wieder sehr viel stärker auf eine sektorspezifische Selektion bezie- hungsweise auf die gezielte Auswahl von Einzeltiteln ankommen wird, eben weil die Beta-Rally wie gesagt zu Ende ist oder dem Ende zumindest nahe ist. Profitiert Ihre Gesellschaft davon, dass Sie anders denken als der Markt, wie Sie das ausdrücken? Wolfgang Sussbauer: Auf jeden Fall verzeich- nen wir mit PGIM Fixed Income durchaus noch Mittelzuflüsse in einem Umfeld, in dem viele Investoren ihr Exposure in ver- zinslichen Papieren reduzieren. Das hängt nicht zuletzt damit zusammen, dass wir uns mit unserer relativen Performance sicher nicht verstecken müssen. Über längerfristi- ge Vergleichszeiträume von fünf oder zehn Jahren liegen wir mit keiner Produktgruppe hinter der jeweiligen Benchmark. Und es hat im Kundengespräch schon seinen eige- nen Wert, auf eine einhundertprozentige Outperformance über so lange Anlagezeit- räume verweisen zu können. Aber auch Ihre Fonds werden doch von Zeit zu Zeit Schwächephasen aufweisen? Wolfgang Sussbauer: Das will ich gar nicht in Abrede stellen. Natürlich gibt es auch bei uns einzelne Strategien, die über ein oder zwei Jahre nach unten hin von ihrem Ver- gleichsindex abweichen. Aber zu unserer Aussage, dass wir über einen gesamten Zyklus hinweg jeden Index schlagen, stehen wir nach wie vor. Und das sorgt natürlich schon für ein positives Momentum. Als die größte Boutique innerhalb unserer Firmen- gruppe verwalten wir ein Anlagevolumen von derzeit über 950 Milliarden US-Dollar und decken dabei die komplette Produkt- bandbreite von Investment Grade bis High Yield ab. Wobei wir in Bezug auf die einge- setzten Instrumente innerhalb der einzelnen Assetklassen letztlich agnostisch agieren. Was genau meinen Sie mit „agnostisch“? Wolfgang Sussbauer: Ganz gleich, ob ein Un- ternehmen nun mit einem High Yield Bond oder einem Leveraged Loan an den Markt geht: Wir analysieren das hinter einer Emis- sion stehende Unternehmen hinsichtlich al- ler Instrumente, die es emittiert. Nur diese Vorgehensweise eröffnet uns die Möglich- keit, eventuell auftretende Fehlbewertungen, über die ich eingangs gesprochen habe, für unsere Fonds zu nutzen. Geben Sie uns ein Beispiel? Wolfgang Sussbauer: Nehmen Sie ein Unter- » Es hat im Kundengespräch schon seinen eigenen Wert, auf eine einhundertprozentige Outperformance über lange Anlagezeiträume verweisen zu können. « Wolfgang Sussbauer, Head of Germany & Austria PGIM Fixed Income 252 N o. 3/2021 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R A T E G I E N | WOL FGANG SUS S BAU E R | PG IM F I X ED I NCOME FOTO: © LUKAS BARTH-TUTTAS

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