Institutional Money, Ausgabe 3 | 2021

nicht nur sein Rating zu behalten, sondern die Solvenz des Unternehmens sicherzu- stellen. Das hat den Weg frei gemacht in Richtung neuer Tiefstände bei den Credit Spreads. Wobei es damit doch vorbei sein dürfte? Wolfgang Sussbauer: Das sehen wir noch nicht so. Weil große Player – vorneweg die Notenbanken – die Märkte immer noch stark stützen und es gleichzeitig auf der Ge- winnseite der Unternehmen sehr positiv aussieht, gehen wir davon aus, dass wir noch tiefere Risikoaufschläge sehen wer- den, wobei es immer wieder Volatilitätsaus- schläge geben kann. Deshalb sind wir grundsätzlich noch nicht davon überzeugt, dass Anleger sich aus risikobehafteten Anlagen zurückziehen sollten. Gibt es bestimmte Triggerpunkte oder Prin- zipien, die Ihre Gesellschaft formuliert hat? Entscheiden Sie sich, nicht zu investieren, wenn ein bestimmter Punkt erreicht ist? Wolfgang Sussbauer: Ich kann natürlich nicht für alle Einheiten unseres Konzerns spre- chen. Innerhalb von PGIM Fixed Income ist es so, dass wir vor einem Investment die hinter einer Emission stehende Gesellschaft sehr genau unter die Lupe nehmen. Auch wir kaufen externes Research ein. Aber wir sind sehr oft anderer Meinung als der Markt. Wir beschäftigen nicht umsonst ein großes und sehr erfahrenes Team von Analysten. Außerdem arbeiten wir durch die Bank mit eigenen Bewertungsmodellen. Und je nachdem, zu welchen Risikoauf- schlägen eine neue Emission an den Markt kommt, entscheiden wir auf der Basis dieser eigenen Modelle, ob wir kaufen oder lieber ablehnen. Auch im Sekundärmarkt agieren wir auf die gleiche Weise selektiv. Insge- samt betrachtet halten wir uns übrigens derzeit deutlich zurück. Denn die nach Aus- bruch der Pandemie einsetzende Beta-Rally ist wie gesagt vorbei. Aber auch Sie werden doch auf bestimmte idiosynkratische Aspekte reagieren, etwa wenn sich Übertreibungen in Bezug auf die Risikowahrnehmung oder die Fortschrei- bung positiver Trends abzeichnen. Wolfgang Sussbauer: Natürlich, das beste Bei- spiel dafür ist aktuell unsere Haltung zum heftig diskutierten Thema Inflation. Anders als sehr viele andere Marktteilnehmer gehen wir nicht davon aus, dass die Inflation ein dauerhafter Störfaktor sein wird. Der zuge- geben hohe Preisauftrieb in der jüngeren Zeit ist unserer Auffassung nach eine tem- poräre Erscheinung, die durch Basiseffekte und die Unterbrechung von Lieferketten entstanden ist. Bei einzelnen Rohstoffen sind die Preise aber schon wieder stark zurückgekommen. Wie zum Beispiel? Wolfgang Sussbauer: Etwa bei der Entwick- lung der Holzpreise, die in den USA schon wieder stark auf dem Rückzug sind. Viel entscheidender aber ist, dass vor allem auch die langfristigen Faktoren, die die Infla- tionsentwicklung bestimmen, weiterhin gel- ten. Zu nennen ist hier vor allem die schwa- che demografische Entwicklung, nicht nur in den meisten Industrieländern. China hat doch nicht umsonst seine Ein-Kind-Politik aufgegeben. Und in Bezug auf eine hohe Preistransparenz stellt das Internet nach wie vor einen immens bedeutenden Faktor dar, der dazu führt, dass Unternehmen letztlich über eine nur sehr eingeschränkte Preis- setzungsmacht verfügen. Man sollte darüber hinaus nicht vernachlässigen, dass sich viele Volkswirtschaften in Bezug auf die Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt schon wieder auf dem jeweiligen Vorkrisenniveau bewegen – das allerdings mit deutlich weniger Be- schäftigten. Mit welcher Konsequenz? Wolfgang Sussbauer: Die USA haben ihr BIP- Niveau von 2019 bereits wieder erreicht, » Mit Renditen von vielleicht 30 Basispunkten kann ein Investor seine Verpflichtungsseite nicht bedienen. « Wolfgang Sussbauer, Head of Germany & Austria PGIM Fixed Income N o. 3/2021 | www.institutional-money.com 251 P R O D U K T E & S T R A T E G I E N | WOL FGANG SUS S BAUE R | PG IM F I X ED I NCOME

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