Institutional Money, Ausgabe 3 | 2021

wurden 150.000 bis 200.000 Barrel pro Tag geliefert. Empfänger der Gelder war der Ölkonzern Petrobras, der damit diverse Öl- förderprojekte finanziert hat. Interessant erscheint auch ein Kredit, der an Petroecuador ging. Die zwei Milliarden US-Dollar wurden bei einer Laufzeit von acht Jahren zu 6,9 Prozent verzinst. Ver- wendet wurde die Kreditsumme nur zu 30 Prozent für den Ölbereich, der Rest ging zweckgebunden an diverse Ökoenergie- und das Sicherheitsprojekt ECU-911, das Infrastruktur zur Unterstützung der ecuado- rianischen Polizeikräfte bereitstellen sollte und mit geschätzten 240 Millionen US-Dol- lar finanziert wurde. Auffällig an den Krediten ist, dass sie großteils rund um den Ölsektor strukturiert sind. Nur vereinzelt sind Kredite mit ande- ren Rohstoffen hinterlegt – in der NRGI- Studie wird auf Kakao- und Kupferkontrak- te hingewiesen. Außerdem fällt auf, dass China in Gestalt der China Development Bank und der Eximbank der mit Abstand größte Kreditgeber im Markt ist. Westliche oder private Player wie Glencore oder die bereits erwähnte Trafigura spielen eine untergeordnete Rolle (siehe Chart „Wie die Petro-Kredite fließen“) . Schwieriger Marktzugang Aus Investorensicht kann eine Engage- ment im gegenwärtigen Umfeld, das – von exogenen Faktoren wie Covid-19- und Kli- marisiken abgesehen – durch Null- oder gar Strafzins sowie immer strengere ESG- Regulatorien bestimmt ist, sinnvoll sein. So bieten RBLs Zugang zu Sachwert- und ungelisteten Investitionen, die im Idealfall zu Diversifikation, kontinuierlicher Rendite und nachhaltigem Engagement beitragen. Wie das ecuadorianische Beispiel zeigt, trägt die erwähnte Kreditlinie nur zu einem geringen Teil zur Förderung fossiler Brenn- stoffe bei. Der weitaus größere Teil fließt in den Aus- und Aufbau von Ökostrom. Ande- re Kredite, die der Andenstaat aufgenom- men hat, gehen unter anderem in den Wohnbau oder diverse Sozialprojekte. Die Renditen können auch von der reinen Ertragskraft her interessant sein. Gerade die Linien für Ecuador bringen laut NRGI Zin- sen zwischen sechs und 7,25 Prozent. Risi- koadjustiert stellt sich die Lage natürlich differenziert dar. Denn Länder, die sich über RBLs finanzieren, haben oft nur sehr ein- geschränkten oder limitierten Zugang zu internationalem Kapital. Das hat seine Gründe und wird als Marktrisiko über die hohen Zinsen abgegolten. So hat Ecuador in den vergangenen Jahren seine internationa- len Schulden restrukturiert – Risiken dieser Art müssen einkalkuliert werden. Aber: Herkömmliche staatliche ecuadorianische Anleihen bieten im Gegensatz zu RBLs nur eine Rendite um die fünf Prozent. Problematisch gestalten sich in der Regel auch die lokalen politischen Gegebenheiten, die sich durch den massiven Einfluss Chinas im Markt nicht unbedingt vereinfachen. Wie bei anderen Direct-Lending-Engage- ments wird man als Investor also um einen Vermittler nicht herumkommen. Bei Trafi- gura wird der Kredit, den der Händler mit einem Land oder einem Rohstoffkonzern aushandelt, quasi auf eine interessierte Bank oder einen Direktinvestor rolliert. Auch hier kann der Investor ein ESG-Exposure gene- rieren. So wurde beispielsweise im Jahr 2015 ein von Trafigura strukturierter 75- Millionen-US-Dollar-Kredit an den Süd- sudan unter anderem zur Entwicklung land- wirtschaftlicher Projekte verwendet. Dass dieser Nischenmarkt gerade für insti- tutionelle Investoren eine Opportunität dar- stellt, meint man auch bei Ernst & Young. Bezogen auf den etwas weiter gefassten Trade-Finance-Markt ortet der internationale Berater Ende 2020 einen Rückzug der Ban- ken in diesem Geschäft – in diese Bresche könnte man springen. Bei der Chartered Alternative Investment Analyst Association (CAIA) zeigt man sich von diesem Markt nahezu begeistert. So heißt es im Positions- papier „How Challenges in Commodity Trade Finance are Creating New Investment Opportunities“, dass „Trade-Finance-bezo- gene Produkte außerordentlich hohe risiko- adjustierte Gewinne, historisch niedrige Volatilität, durchgängigen Cashflow und eine niedrige Korrelation zu anderen Asset- klassen aufweisen“. HANS WEITMAYR Wie die Petro-Kredite fließen Der Kreditgebermarkt wird derzeit von staatsnahen chinesischen Banken dominiert. Westliche Nischenplayer können Marktzugang zu einem schwierigen, aber potenziell interessanten Kreditmarkt in Kombination mit Schwellenland- und Rohstoffengagement sowie Infrastruktur vermitteln. Quelle: Studie CDB: 100,0 Mrd. USD Angola: 21,5 Mrd. USD Brasilien: 25,0 Mrd. USD Ecuador: 13,8 Mrd. USD Venezuela: 59,0 Mrd. USD Eximbank: 22,6 Mrd. USD Niger: 1,0 Mrd. USD Rep. Kongo: 5,1 Mrd. USD Südsudan: 1,3 Mrd. USD Sudan: 3,0 Mrd. USD Ghana: 3,0 Mrd. USD Rosneft: 6,5 Mrd. USD Glencore: 2,9 Mrd. USD Tschad: 2,0 Mrd. USD Trafigura: 1,1 Mrd. USD Gunvor: 0,6 Mrd. USD CNPC: 1,0 Mrd. USD 238 N o. 3/2021 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R A T E G I E N | R E SOURC E - BACK ED LOANS

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