Institutional Money, Ausgabe 3 | 2021

nen wieder frei fließen.“ Die von enttäusch- ten Anlegern abgestoßenen und trotz zwi- schenzeitlicher Markterholung vielfach noch immer niedrig bewerteten Dividen- denaktien könnten Institutionellen eine his- torisch einmalige Einstiegschance bieten. Günstige Bewertung Auf die nach der Marktkorrektur noch immer günstige fundamentale Bewertung vieler Dividendenaktien weist beispielswei- se Helge Skibeli, Fondsmanager des JPM-Global Dividend Fund, hin: Ein Vergleich der Top-50-Prozent-Papiere (gemessen am Kriterium Dividenden- rendite) aller im Anlageuniversum von J.P. Morgan AM enthaltenen Aktien auf Basis des längerfristigen Kurs-Gewinn- Verhältnisses zeigt, dass sich diese Aktien derzeit im Topdezil befinden, was historische Bewertungsabschläge betrifft (siehe Grafik „Günstige Bewer- tungen“) . Für zusätzlichen Rückenwind sorgen bei Dividendenaktien – zu denen traditionell viele zyklische Aktien gehören – die üppi- gen Konjunkturprogramme und die weiter- hin expansive Geldpolitik der Zentralban- ken – insbesondere in der Eurozone. „Die Kombination mit höheren Inflationsraten und einem ansteigenden Zinsniveau – wo- bei wir fern von Raten der letzten Dekade bleiben – begünstigt den Value-Investitions- stil und damit Europa insgesamt. Insbeson- dere Dividendenjäger sollten sich auf die kommenden Ausschüttungen freu- en!“, erklärt Thomas Meier, Fonds- manager des MainFirst Global Divi- dend Stars. „Aufgrund der Pandemie einbehaltene Dividenden werden von den meisten Unternehmen nach- geholt ausgeschüttet – wie beispiels- weise im Bankensektor“, ergänzt Christos Sitounis, Junior Portfolio- manager des MainFirst Global Divi- dend Stars. Ganz so leicht ist die Sache aber nicht. Drohende Value-Fallen Eine Strategie, einzig und allein aufbauend auf den Erwerb von Aktien mit den höchsten ausgewie- senen Dividendenrenditen, wird sich in den meisten Fällen als teures Unterfangen herausstellen. Hierbei landen Investoren in der Regel in Sektoren, die sehr zyklisch und kapitalintensiv sind oder deren Unternehmen am Gängelband der Aufsichten hängen. Betroffene Unter- nehmen kommen oftmals aus den Branchen Grundstoffe, Telekommunikation, Versorger oder Banken und Versicherungen und kön- nen vielfach nur sehr niedrige Renditen auf das eingesetzte Kapital generieren. „Ein alleiniger Fokus auf die Dividendenrendite ist meistens kontraproduktiv. Die Dividen- denrendite steigt automatisch, wenn der Aktienkurs eines Unternehmens aufgrund hausgemachter Schwierigkeiten fällt. Sie ist dann allerdings kein Signal einer Stärke, sondern ein Signal der Schwäche“, erklärt Schantorenko. Davor warnt auch Rhodes: „Eine hohe Rendite ist nicht automatisch ein Zeichen von Werthaltigkeit, sondern oft- mals ein Zeichen dafür, dass die Firma in Schwierigkeiten steckt – vor allem während Phasen von Marktstress.“ Das erklärt unter anderem, warum viele Dividenden-ETFs, die stur nur auf die Höhe der Dividenden- rendite achten, Anleger auf lange Sicht bei der Performance enttäuschen und gerade bei Dividendenstrategien aktives Fondsmanage- ment gefragt ist, um „Value Traps“ zu ver- meiden und unterbewertete Qualitätsunter- nehmen zu finden. Zusätzlich erschwert wird das Finden von qualitativ hochwertigen Dividendentiteln mit hohen Ausschüttungen durch das Nied- rigzinsumfeld. Dieses führt in fast allen Segmenten zu höheren Bewertungen und gleichzeitig zu im historischen Vergleich niedrigeren Dividendenrenditen, sodass manche „Perlen“ vielleicht übersehen wer- den. Angesichts dieser Herausforderungen achtet die Mehrzahl der Manager nicht nur auf die laufende Dividendenrendite, sondern darauf, ob möglichst niedrig verschuldete Unternehmen über steigende Gewinne und insbesondere über höhere Cashflows ihre zukünftigen Dividendenausschüttungen stei- gern können und damit den Grundstein für perspektivisch höhere Aktienkurse legen. Für Ludwig Palm, Manager des Aktien- fonds Flossbach von Storch – Dividend, sind steigende Dividenden ein Indiz für die Qualität eines Unternehmens und damit die Qualität eines Invest- ments: „Nur Unternehmen mit stabi- len und steigenden Gewinnen kön- nen ihre Dividendenzahlungen über lange Zeiträume erhöhen. Das hono- riert der Markt.“ Palm führt als Argument den S&P 500 Dividend Aristocrats Index an, der all jene Unternehmen des marktbreiten Mut- terindex S&P 500 abbildet, die ihre Dividende in den vergangenen 25 Jahren jedes Jahr erhöht haben. „Dieser Index hat in den vergange- nen 20 und 30 Jahren deutlich besser abgeschnitten als sein Mutterindex. Anders ausgedrückt: Anleger wur- den bei den Dividenden-Aristokra- ten nicht nur mit regelmäßig steigen- den Dividenden belohnt, sondern auch mit einer höheren Gesamtper- Günstige Bewertungen Dividendenaktien werden mit Abschlag gehandelt. Dividendenaktien werden einem internen Bewertungsmodell auf Basis des Kurs-Gewinn-Verhältnisses von J.P. Morgan Asset Management zufolge derzeit im historischen Vergleich mit einem Discount gehandelt, der an die günstigen Bewertungen der frühen Nullerjahre erinnert, als Dividenden- beziehungsweise Substanzaktien im Vergleich zu Technologieaktien unter- bewertet waren. Quelle: J.P. Morgan Asset Management, Bloomberg -20 % -15 % -10 % -5 % 0 % 5 % Teuer Günstig Relative Bewertung Abschlag (–) / Aufschlag (+) 2016 2011 2006 2001 2021 » Nach dem schlechtesten Dividenden- umfeld seit dem Zweiten Weltkrieg erholen sich die Dividenden. « Stuart Rhodes, Fondsmanager des M&G (Lux) Global Dividend Fund 218 N o. 3/2021 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R A T E G I E N | D I V I DENDENFONDS FOTO: © M&G (LUX) GLOBAL DIVIDEND FUND

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