Institutional Money, Ausgabe 3 | 2021

Mangels eines Refinanzierungsbedarfs bei Eigenkapital haben Investoren weniger Druckmittel als bei Anleihen, um die er- wünschte Mittelverwendung zu bewirken. Viele Vorteile Aus Investorensicht haben Social Bonds unter anderem den Vorteil, dass sie auch bei ihrer größten Portfoliotangente, bei Anlei- hen, eine relativ einfach implementier- bare Engagement-Strategie im Bereich „Soziales“ verfolgen können. Sozial- anleihen verschaffen darüber hinaus im Gegensatz zu klassischen Anleihen In- vestoren bei sozialen Projekten eine Dialogplattform mit dem Emittenten. Dieser wiederum kann auf der anderen Seite über die Emission von Social Bonds diversen Stakeholdern zeigen, sozialen Aspekten eine hohe Bedeutung beizumessen, und damit sein Firmenimage aufpolieren. In der Praxis ist das wohl wichtigste Argument für Social Bonds, dass sich Inves- toren über entsprechendes Exposure mehr Stabilität für ihre Portfolios erwarten kön- nen: Immerhin zeigten einige Untersuchun- gen der letzten Monate und Jahre, dass sich nachhaltige aufgestellte Portfolios bei Marktkorrekturen mehrheitlich besser hal- ten als „klassisch“ ausgerichtete Porte- feuilles. Ein anderes entscheidendes Krite- rium ist: Laut einem Amundi-Paper müssen Investoren bei Social Bonds keine Abstriche bei der Rendite in Kauf nehmen. Ganz im Gegenteil: Angesichts zukünftiger weiterer Investorengelder könnten Anlegern der ersten Stunde Kursge- winne winken. „Langfristanleger sollten überlegen, in diesen wach- senden Markt zu investieren, um die- sen zu unterstützen und von seiner zukünftigen Expansion zu profitie- ren“, erklärt Laugel. Trotz vieler Vorteile von Social Bonds ist das Finden interessanter Emissionen für Institutionelle nicht immer leicht. Einerseits bedarf es aufgrund der durchzuführenden Kontrolle, ob es sich bei einem Social Bond wirklich um einen sol- chen handelt und nicht um eine Form von „Social Washing“, eines höheren Arbeitsaufwands und ausrei- chender Inhouse-Expertise. Darüber hinaus sind viele Social Bonds für Anleger nicht immer auf den ersten Blick erkennbar, etwa anhand ihrer Bezeichnung. Aus diesen Gründen bedarf es einer tieferen Marktkenntnis und vor allem des Zugangs zu jenen interessanten Emissionen, die von den Investmentbanken in der Regel inner- halb weniger Stunden bei Investoren plat- ziert werden und bei denen eine schnelle Kaufentscheidung seitens der Buy-Side ge- troffen werden muss. Institutionelle, die diesen Aufwand scheu- en oder nicht über die notwendige kritische Vermögensmasse verfügen, das intern zu erledigen, sollten sich aus diesen Gründen auf darauf spezialisierte Asset Manager ver- lassen und in entsprechende Social-Bond- Fonds investieren. Erster UCITS-Fonds Der erste verfügbare europäische Social- Bond-Fonds im UCITS-Format, in den Institutionelle aus der DACH-Region inves- tieren konnten, ist der im Mai 2017 aufge- legte Threadneedle (Lux) European Social Bond. Dessen Strategie basiert auf dem vier Jahre zuvor lancierten Threadneedle UK Social Bond Fund. Fondsmanager ist der erfahrene Simon Bond, stellvertretender Fondsmanager ist Tammie Tang. „Der Fonds hat einen einzigartigen Ansatz, um soziales Wirken über Mainstream-Märkte zu fördern“, erklärt Bond, „wir allokieren aktiv Kapital, um soziale und nützliche Aktivitäten und Entwicklungen, vornehm- lich in Europa, zu finanzieren beziehungs- weise zu unterstützen.“ Zu diesem Zweck investiert Bond mindestens zwei Drittel des Fondsvermögens in Europa begebene An- leihen von Unternehmen, Regierungen, Freiwilligen- und Wohltätigkeitsorganisatio- nen und anderen Institutionen, die sich für sozial vorteilhafte Aktivitäten und Ent- wicklungen engagieren. Bond will dabei die Wertentwicklungen der kombinierten Benchmarks ICE BofA Euro Non-Sove- reign Index (50 %) und des ICE BofA Euro Corporate Euroland Issuers Index (50 %) nach Abzug der Gebühren übertreffen und dabei „soziales Alpha“ generieren. Auch wenn Bond mit seiner Allokation erheblich von seiner Benchmark- Kombination abweichen kann, will er das Gesamtrisiko des Fonds weit- gehend im Einklang mit seinem Referenzindex halten. Aus diesem Grund sind Beimischungen von Hochzinsanleihen mit Ratings von „B–“ und darunter, ABS/MBS-Pa- piere wie auch Contingent Capital nur bis jeweils maximal zehn Pro- zent des Fondsvermögens möglich. Welche Anleihen Aufnahme ins Portfolio finden, hängt auf der einen Seite von ihrer „sozialen Rendite“ ab. Basis sind jene von Columbia Threadneedle identifizierten Anlei- hen mit erwiesenermaßen vorhande- nem Potenzial, positive Ergebnisse in einer Hierarchie von sieben sozia- len Entwicklungserfordernissen zu » Pandemie und Spannungen haben zu einem enormen Aufschwung des Marktes für Sozialanleihen geführt. « Ophélie Mortier, Sustainable & Responsible Strategist bei Degroof Petercam AM Soziale Anleihen gefragt Das Interesse an Social Bonds ist hoch. Social Bonds gewinnen bei institutionellen Investoren an Bedeutung, zeigt eine Onlineumfrage von „Institutional Money“. Auf die Frage, in welchen Nachhaltigkeitsanleihen Investoren auf mittlere Sicht höheres Exposure planen, antwortete mehr als jeder vierte Umfrageteilnehmer mit „Social Bonds“. „Green Bonds“ liegen erwartungsgemäß auf Platz eins mit fast 40 Prozent. Auf den Folgeplätzen liegen Spielarten wie „Sustainability Bonds“, „Sustainability-Linked Bonds“ und „Climate Transition Bonds“. Quelle: Institutional Money Online, Umfragezeitraum: August 2021 Green Bonds | 38,7 % Social Bonds | 25,3 % Sustainablity-Linked Bonds | 12,0 % Sustainability Bonds | 13,3 % Climate Transition Bonds | 10,7 % Bei Nachhaltigkeitsanleihen plane ich auf mittlere Sicht höheres Exposure insbesondere in: 206 N o. 3/2021 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R A T E G I E N | SOC I A L BONDS FOTO: © DEGROOF PETERCAM AM

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