Institutional Money, Ausgabe 3 | 2021

Dies wird als Creation-Redemption-Prozess bezeichnet. Ein Creation-Prozess findet in der Regel statt, wenn die Nachfrage nach einem ETF das Angebot übersteigt. Ein AP kann in einem solchen Fall alle Einzelbestandteile eines ETF erwerben, diese an den ETF-An- bieter liefern und im Gegenzug einen neuen ETF-Anteil erhalten. Beim DAX würde ein AP also alle 30 Titel entsprechend ihrer In- dexgewichtung kaufen und zum Beispiel bei iShares gegen einen neuen Anteil am DAX-ETF eintauschen. Diese neu geschaf- fenen ETF-Anteile können dann genutzt werden, um die Nachfrage zu decken. Der umgekehrte Vorgang findet im Fall einer Redemption statt. Wenn zu viele ETF- Anteile auf den Markt strömen und es nicht genug Nachfrage für das Angebot gibt, kann ein AP die überschüssigen ETF-Antei- le dem ETF-Anbieter zurückgeben. Im Ge- genzug erhält der AP die einzelnen Wert- papiere, die in dem ETF enthalten sind. Diese kann der AP dann einzeln am Markt verkaufen. Ist der Unterschied zwischen dem ETF-Preis und dem NAV ausreichend stark ausgeprägt, ergeben sich Arbitrage- Möglichkeiten, die von APs genutzt wer- den. In der Realität werden diese Lücken extrem schnell geschlossen, sodass sie nur für sehr kurze Zeit bestehen. Aussagekräftige Übertreibungen Diese Arbitrage-Effekte sind somit nicht fundamental gelenkt, sondern stellen den Ausgleich von Übertreibungen dar. Wenn es nun stimmt, dass Privatanleger insgesamt schlechter informiert sind als institutionelle Investoren, dann müssten die fehlerhaften Preisbildungen bei grünen ETFs stärker ausfallen als bei herkömmlichen ETFs, schlicht weil der Marktanteil der Institutio- nellen bei Standard-ETFs höher ist. Dem- entsprechend müsste auch die Arbitrage- Tätigkeit bei grünen ETFs höher sein. „Aus dieser Differenz rechnen wir jetzt unseren Green Sentiment Index (GSI) her- aus“, erklärt Ramelli, der an der Universität Zürich wirkt. Das bedeutet: Die Autoren vergleichen zum jeweils gleichen Zeitpunkt die Mittelflüsse, die seitens der APs ausge- löst werden. Sind die Zuflüsse in grüne ETFs größer als bei herkömmlichen ETFs, Der Homo oecologicus könnte die Stelle des Homo oeconomicus bereits eingenommen haben. Eine neue Studie legt jedenfalls den Verdacht nahe, wonach grünes Sentiment losgelöst von mikroökonomischen Fundamentaldaten Bewegung an den Märkten verursacht. Ökologische Präferenzen lösen also bis zu einem gewisse Maß das Streben nach Profitabilität ab. Green Sentiment schlägt während Pandemie aus Der Kursverlauf lässt auf eine steigende Affinität zu grünen Themen während der Krise schließen. Der Green Sentiment Index misst außerordentliche Geldströme in Richtung „grüner“ ETFs und kann so – tendenziell schwer messbare – nichtfundamentale Präferenzen zu ESG-Themen wiedergeben. Quelle: Studie -4 -2 0 2 4 I 2020 I 2019 I 2018 I 2017 I 2016 I 2015 I 2014 I 2013 I 2012 I 2011 I 2010 I Google Climate SVI Negative Climate News Green Sentiment Index Punkte N o. 3/2021 | www.institutional-money.com 199 P R O D U K T E & S T R A T E G I E N | E SG -ME THOD I K

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