Institutional Money, Ausgabe 3 | 2021

D ie Berücksichtigung nicht- finanzieller Ziele wird einge- fordert, daher spielen sie auch im Finanzsektor eine immer wichtigere Rolle. Fordert ein Capital Owner: „Spring!“, fragen Pro- duktanbieter heute, wie hoch es denn bitte sein soll. Dabei werden auch die Capital Owner von ihren Gremien sowie von den Regulatoren gedrängt, sich mit ihren Kapitalanlagen immer konkreter in Richtung E, S und G zu bewegen. Die Schwierigkeit ist: Es müssen erst gemeinsame Standards ge- funden werden. Enorme Datenmengen Der ESG-Trend führt dazu, dass Nach- haltigkeits- und Impact-Fonds auf dem Vor- marsch sind. Um den Trend zu immer mehr Nachhaltigkeit in der Kapitalanlage bewäl- tigen zu können, werden immense Daten- mengen benötigt. Sie müssen erhoben, ge- pflegt, in die hauseigenen Systeme einge- speist und ausgewertet werden, was kost- spielig ist. Die Branche kennt das: Auch die Erhebung von Finanzkennzahlen ist teuer. In beiden Fällen hofft die Branche, dass sich der Aufwand lohnt und am Ende die viel zitierte finanzielle und nichtfinanzielle Rendite herausspringt. Doch es gibt einen Unterschied: Den Umgang mit Finanzkennzahlen und den entsprechenden Daten sind die Akteure am Finanzmarkt seit Jahrzehnten gewohnt, aber den Umgang mit nichtfinanziellen Daten müssen sie noch trainieren. Das beginnt mit der konkreten Formulierung der Ziele; schon das ist nicht trivial. Danach erfolgen Beschaffung, Pflege und Auswertung der Daten, um diejenigen Titel zu selektieren, mit denen man dem gewünschten Ziel näher kommt. Anschließend muss der Zie- lerreichungsgrad gemessen werden, um das Portfolio gegebenenfalls nachjustieren zu können. Die Formulierung eines traditionel- len Ziels, etwa die Erreichung eines be- stimmten Chance-Risiko-Verhältnisses, ist dagegen Standard und die Messung der ent- sprechenden Daten längst eingeübt. Die Art der Daten, die für das Anstreben der nichtfinanziellen Ziele erhoben und aus- gewertet werden, ist teilweise erstaunlich. Wer die Anzahl der Autos auf den Parkplät- zen großer Kaufhäuser schon für „alternati- ve Daten“ hält, wird schnell eines Besseren belehrt: dass es nämlich noch deutlich „alternativer“ geht. Die Anbieter dieser Daten sind zum Teil dieselben wie die der Finanzdaten – MSCI, S&P, Bloomberg sind einige von ihnen. Zum Teil wird aber Ex- pertise aus völlig anderen Fachbereichen benötigt, um beispielsweise Daten zu Bio- diversität, Gender-Gerechtigkeit, Sauberkeit der Meere, Frieden etc. zu generieren. Durch die zunehmende Berücksichtigung nichtfinanzieller Ziele in der Kapitalanlage entwickeln sich hier neue Tätigkeitsfelder für Datenanbieter, die vom Sammeln der entsprechenden Daten über die Zusammen- stellung von Scorings bis hin zur Verleihung von Zertifikaten reicht. Und darüber hinaus benötigen Capital Owner und Asset Mana- ger noch Benchmarks – am liebsten länder- Den Umgang mit nichtfinanziellen Zielen und den entsprechenden Daten müssen viele Marktteilnehmer noch trainieren. An der Entwicklung von Standards wird aber längst gearbeitet. Viele Ziele erfordern viele Daten Die 17 SDGs der Vereinten Nationen verteilen sich auf 169 Unterziele. Je nach nichtfinanzieller Zielsetzung eines Finanzprodukts oder Projekts werden unterschiedliche Daten und Bench- marks benötigt. Diese müssen erhoben, gepflegt und gegebenenfalls zertifiziert werden – ein großer Aufwand. Quelle: UN » Der Umgang mit nichtfinanziellen Daten ist für den Finanzsektor bislang noch weitgehend ungewohnt. « Dr. Uwe Siegmund, Chief Investment Strategist der R+V Versicherung und Nachhaltigkeitsmanager Kapitalanlagen Gut gesprungen? Wie hoch? 190 N o. 3/2021 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R A T E G I E N | IMPAC T I NVE S T I NG FOTO: © R+V VERSICHERUNG, MARKUS TISCHLER | STOCK.ADOBE.COM

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