Institutional Money, Ausgabe 3 | 2021

beziehungsweise 2008) gestartet wird: Hier sind die Renditen für mehrere Tranchen (bis zu zehn) und höheren Rücksetzern (jeweils bis zu fünf Prozent) systematisch höher als beim sofortigen Einstieg. Nur hat diese Betrachtung natürlich das Problem, dass im Vorfeld nicht bekannt ist, in wel- chem Jahr ein Bärenmarkt beginnt. Das Paper untersucht auch risikoadjustierte Renditen anhand der Sortino Ratio, was zu vergleichbaren Einschätzungen führt. Im Szenario periodischer Zuflüsse sind die Ergebnisse unabhängig von der Wahl der vier Startzeitpunkte bei so- fortigem Investment in jedem Fall bes- ser. Gleichzeitig fallen die Opportu- nitätskosten des Abwartens relativ hoch aus: So hätten Anleger, die seit 1994 jeweils auf einen Rücksetzer von zwei Prozent warteten, ein um 13 Prozent niedrigeres Endvermögen erzielt. Ganz anders dagegen die Einschätzung der risikoadjustierten Renditen: Die gleiche Strategie erzielte unabhängig vom betrach- teten Zeitraum höhere Sortino Ratios. Für das dritte Szenario, den maximalen Drawdown, legen die Autoren Kursrück- gänge in Höhe von fünf, zehn und 20 Pro- zent fest. Diese Niveaus verwenden Anleger häufig als technische Schwellenwerte zur Definition von Kategorien wie Rücksetzer, Korrektur und Bärenmarkt. Zwar ergibt wie schon im zweiten Szenario die sofortige Investition auch hier in allen Zeiträumen die besten Renditen, doch die Ergebnis- se beim Warten auf einen fünfpro- zentigen Drawdown sind nahezu identisch. Die Autoren begründen das damit, dass Rücksetzer dieser Größenordnung sehr häufig auftre- ten. Risikoadjustiert fallen die Ren- diten beim Warten auf einen 20-pro- zentigen Drawdown zwar zum Teil deutlich besser aus, gehen aber mit deutlich schlechteren absoluten Ren- diten einher. Schlussfolgerungen Die Frage, ob Privatanleger ein Timing anhand der Buy-the-Dip- Strategie verfolgen sollten, ähnelt der Debatte, ob aktive Manager in der Lage sind, dauerhaft ihre Bench- mark zu übertreffen. Grundsätzlich beeinflussen drei Faktoren den Er- folg von BTD, von denen sich aber nur die ersten beiden kontrollieren lassen: n erforderliche Größe des Rücksetzers, bei dem Anleger aktiv werden n Anteil des verfügbaren Cashs, das bei Eintreten des Rücksetzers investiert wird n Marktbedingungen zu Beginn des Inves- titionszeitraums (Hausse oder Baisse) Die Studie kommt zu dem Fazit, dass BTD keine optimale Strategie zur Maxi- mierung des Endvermögens darstellt. Das deckt sich mit Erkenntnissen aus Studien zum klassischen Cost-Average-Effekt. Zwar kann es einen kleinen Vorteil bieten, die Investition eines einmaligen Betrags auf wenige Tranchen aufzuteilen, die bei klei- nen Kursverlusten von höchstens zwei Pro- zent investiert werden. Allerdings besteht auch hier das Risiko, starke Bewegungen zu verpassen. Und obwohl in den Daten häufig Rücksetzer von fünf Prozent zu beobachten waren, bietet selbst das Warten auf solche vergleichsweise kleinen Dips keinen syste- matischen Vorteil gegenüber dem sofortigen vollständigen Investment. Interessant ist jedoch, dass die risiko- adjustierten Renditen gegenüber der Bench- mark durch BTD zum Teil deutlich verbes- sert werden können, vor allem bei perio- dischen Zuflüssen. Die Autoren schreiben darüber hinaus, dass der Ansatz durch seine Einfachheit gegenüber der klassischen Mean-Variance-Optimierung besticht und deshalb ein weitaus geringeres Modellrisiko beinhaltet. Letztere zielt ebenfalls auf bes- sere risikoadjustierte Renditen ab und ist akademisch gut untermauert, erfordert aber einen hohen Aufwand und unterliegt erheb- lichen Schätzfehlern. Zwar besteht dieses Problem auch bei BTD, was die Höhe des Rücksetzers anbelangt, aber insgesamt erscheint der Ansatz transparenter. Zudem ist die antizyklische Natur der Strategie für Anleger intuitiv besser nachvollziehbar als etwa die Logik eines Momentum-Ansatzes, so die Autoren. Im Hinblick auf die Marktstruktur ist hinzuzufügen, dass die verbreitete Anwendung von BTD-Strategien in turbulenten Phasen eine verbesserte Liquiditätssituation impliziert. Aber egal ob mit oder ohne Dip, eines verdeutlicht das Paper in jedem Fall: die hohe Bedeutung kontinuierlicher Allokationen für den langfristigen Wertzuwachs von Aktieninvest- ments. Eine kleine Verbesserung können Anleger übrigens mit dem Zeitpunkt ihrer regelmäßigen Käufe erzielen: Statt wie oft pauschal vorgesehen zum Anfang oder Ende des Monats zu investieren, ist es besser, die Monatsmitte zu wählen. Denn ge- mäß des Turn-of-the-Month-Effekts neigen die Märkte dazu, um den Monatswechsel herum etwas höhere Renditen zu erzielen. DR. MARKO GRÄNITZ » Buy the Dip erzielte teils deutlich höhere risikoadjustierte Renditen als die Benchmark. « Thomas Shohfi, Assistant Professor of Finance and Accounting, Lally School of Management and Technology, Rensselaer Polytechnic Institute Maximaler Drawdown Auch hier erzielte eine sofortige Investition das größte Endvermögen. Rollierender 12-Monats-Drawdown Startjahr –20 % –10 % –5 % Benchmark Endvermögen 1994 (Bull) 1072,06 1280,09 1419,93 1419,99 2010 (Bull) 250,11 343,13 350,01 350,42 2000 (Bär) 793,46 851,08 880,89 881,30 2008 (Bär) 359,35 445,29 450,42 450,83 Sortino Ratio 1994 (Bull) 1,55 1,55 1,60 1,60 2010 (Bull) 7,91 3,07 3,22 3,22 2000 (Bär) 1,89 1,86 1,90 1,90 2008 (Bär) 3,32 2,84 2,92 2,92 Die Tabelle zeigt die Ergebnisse des dritten kombinierten Szenarios unter Annahme verschiedener maximaler Drawdowns. Die rechte Spalte entspricht der passiven Benchmark, bei der Cash umgehend in den S&P 500 ETF (SPY) investiert wird, sobald es zur Verfügung steht. Alle untersuchten Zeiträume reichen bis zum Jahr 2020. Quelle: Shohfi, T. / Simaan, M. (2021), Buy the Dip, S. 13 150 N o. 3/2021 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S | BUY THE D I P FOTO: © RENSSELAER POLYTECHNIC INSTITUTE

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