Institutional Money, Ausgabe 3 | 2021

gekehrt. Weitere Investoren, die vielleicht eine Market-neutral-Strategie hatten, wollen jetzt wieder eine Long-only-Strategie um- setzen. Hinzu kommen Zusammenlegungen von Pensionsvermögen und andere Um- strukturierungen auf Seiten der Investoren. „Solche Umgestaltungen sind aktuell der Nährboden für Transition Management“, beobachtet Casper. Risiko und Kosten Doch warum benötigt man eigentlich Experten für die Umstellung eines (Teil-) Portfolios? „Wie komplex Transition Ma- nagement ist, fällt insbesondere dann auf, wenn etwas schiefläuft“, erklärt Chris Adolph, Director Customised Portfolio Solutions von Russell Investments. In erster Linie geht es bei Transition Management darum, dass eben nichts schiefgeht, das ist der Risikoaspekt, und dass die Kosten der Gesamttransaktion möglichst gering blei- ben, das ist der Kostenaspekt. Aus dieser Zielsetzung stammen auch die Wurzeln für Russell Investments’ mittlerwei- le umfangreiches Transition-Management- Geschäft: „Als Multi-Manager müssen wir unsere Portfolios oft umstrukturieren. Ne- ben Asset Allocation und Managerselektion ist die saubere und kostengünstige Um- strukturierung für uns eine weitere Alpha- Quelle auf Ebene des Gesamtportfolios. Es hilft nichts, seinen Fokus auf die Auswahl guter Manager zu legen und dann bei der Exekution das gewonnene Alpha wieder zu verlieren“, meint Adolph. Die Alternative ist, das Portfolio des alten Managers zu ver- kaufen und das Portfolio des neuen Mana- gers zu kaufen. „Aber das wäre aufgrund der Transaktionskosten nicht nur teuer, son- dern auch höchst riskant. Schließlich wäre man dann für eine gewisse Zeit – vielleicht für zwei Tage – nicht investiert“, zeigt Adolph die Risiken auf. „Schon in einer einzigen Stunde kann der Markt heftig nach oben oder unten ausschlagen. Welche Be- wegungen kann er dann erst in zwei Tagen machen?“, weist Adolph auf das sogenannte „Out-of-Market-Risiko“ hin. „Das könnte die gesamte Outperformance kosten, die Sie sich von dem neuen Manager erhoffen.“ Wenn Russell Investments nun einen Manager innerhalb seiner Multi-Manager- Strukturen austauscht, managt das Unter- nehmen den Transition-Prozess selbst. Da- rüber hinaus hat sich diese Dienstleistung zu einem eigenen Geschäftszweig ent- wickelt, der auch Externen angeboten wird. Weltweit steht Chris Adolph dafür ein 20- köpfiges Team zur Verfügung, das im Ka- lenderjahr 2020 rund 66 Milliarden Pfund Sterling (zirka 74 Mrd. Euro) mit Transi- tion-Management-Projekten umgesetzt hat. „Unsere Dienstleistungen werden flankiert durch unser Trading Team, das an sechs Tagen in der Woche 24 Stunden arbeitet“, so Adolph. Russell Investments begleitet den Prozess am liebsten von Anfang bis Ende: Man entwickelt für seine Kunden die Transition-Strategie, setzt sie um und über- nimmt anschließend auch das Trading. Während des gesamten Prozesses erhält der Kunde ein fortlaufendes Reporting darüber, wie weit der Handelsfortschritt gerade ist. „Das brauchen Anleger auch für ihre Gremien“, weiß Casper, „schließlich müssen Pensionseinrichtungen und Versor- gungswerke ja auch berichten.“ Adolph erwähnt noch eine weitere Tätig- keit, die unter das Transition Management fällt: „Wir können auch als Interimsmana- ger fungieren, solange der Kunde für die jeweilige Assetklasse noch nicht den richti- gen Manager gefunden hat.“ Das kann bei- spielsweise notwendig sein, wenn der Asset Manager schließt, wenn er stark underper- formt oder wenn es sogar einen Skandal gegeben hat. Dann gewinnt der Investor Zeit, sich einen neuen Manager zu suchen, was ihm mehr Flexibilität bringen und Risiken reduzieren kann. Komplexe Welt Beim normalen Transition Management ist das Ziel, möglichst wenig zu handeln. „Dazu müssen wir als Transition Manager schauen: Was ist im Legacy-Portfolio? Und welche Positionen werden davon für das zu- künftige Portfolio benötigt?“, erklärt Casper. Auf diese Weise werden Cross-Positionen identifiziert, die sowohl der bisherige als auch der neue Manager halten wollen. „Wo man keine Schnittmengen hat, das muss gehandelt werden“, so Casper. Die Kom- plexität ergibt sich unter anderem durch die unterschiedlichen Währungen, Kontostruk- turen und Lagerstellen. Casper nennt wei- Der Austausch eines Asset Managers ist eine Weichenstellung, die gut koordiniert sein will. Ungünstigstenfalls droht die Gefahr, vorübergehend nicht investiert und mit unerwartet hohen Transaktionskosten konfrontiert zu sein. N o. 3/2021 | www.institutional-money.com 137 T H E O R I E & P R A X I S | T RANS I T I ON MANAGEMENT

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