Institutional Money, Ausgabe 3 | 2021

die Bewertungsmodelle. Normalerweise werden Discounted-Cash-Flow-(DCF)-Mo- delle verwendet. Dabei wird geschaut, wel- che Zahlungsströme in Zukunft erwartet werden und was sie heute wert sind. „In dem Moment, da der Zins sehr niedrig ist, teilt man fast durch eins, weil der Zins jetzt nur noch ein Prozent beträgt. Dies kommt den Wachstumsfonds entgegen, deren Aus- zahlungen weit in der Zukunft liegen. Bei börsengelisteten Investments ändert sich der Zins täglich; das hat dann direkte Auswir- kungen auf die Bewertungen der künftigen Cashflows“, so Wellein. Als Beispiel nennt er den Zinsanstieg im ersten Quartal 2021 in den USA: „Durch die Anwendung der DCF-Modelle hat sich der Zinsanstieg un- mittelbar auf die Aktienkurse ausgewirkt“, so Wellein. „Theoretisch wäre das im illi- quiden Bereich genauso, aber dort wird eben nicht so häufig bewertet, und die Be- werter sind deutlich zurückhaltender damit, den Zins anzupassen.“ Auch die Kosten sind einen Blick Wert. „Der Aufwand, den illiquide Investments mit sich bringen, ist deutlich höher als die Kosten von gelisteten Investments, weil das rechtliche Set-up komplexer ist“, weiß Wellein. Die Frage ist, ob sich die komplexen Strukturen für den Investor lohnen, ob er für die höheren Kos- ten kompensiert wird. Wellein verneint auch dies. „Langfristig werden Investoren eben nicht dafür kompensiert, denn die Rendite ist ja langfristig gleich.“ Allerdings ist das Rendite-Risiko-Ver- hältnis bei Non-Listeds besser. „Das liegt aber vor allem am langsameren Bewer- tungsrhythmus. Der sorgt dafür, dass die Volatilität scheinbar niedriger ist. Es handelt sich hier also nur um eine Schein-Nicht- Volatilität“, warnt Wellein. Insgesamt hält der Portfoliomanager Infrastrukturinvest- ments für eine sinnvolle Beimischung in institutionellen Portfolios. „Die besten An- Großanleger bevorzugen ruhige Gewässer: Weil die wahrgenommene Volatilität bei gelisteten Infrastrukturinvestments höher ist als bei den Non-Listeds, bevorzugen Investoren, die keine Volatilität ausweisen möchten, daher eher die illiquiden Formen für ihre Infrastrukturinvestments. Illiquide vs. liquide Infrastrukturinvestments Gelistete Investments bieten mehr Transparenz und Flexibilität bei gleicher Performance. Illiquide (Direktanlage, Liquide geschlossener Fonds) (börsennotierte Anlagen) Kapitalbindung Sehr lang, mindestens 10 bis über 20 Jahre Gering, wenige Tage Portfolioaufbau Benötigt mehrere Jahre „Über Nacht“ möglich Kontrolle der Portfoliostruktur (Sektoren und Regionen) Eingeschränkte Kontrolle Vollständige Kontrolle Visibilität (Blind-Pool-Risiko) Geringe Visibilität Volle Transparenz Diversifikation Nur mit großen Volumina möglich Schon mit geringem Volumen möglich Performance Historisch auf gleichem Niveau – Bewertung Zunehmend teurer In der Regel günstiger Volatilität „Geglättete“ Bewertung durch Preisschätzungen Tägliches „Mark to market“ Gelistete Infrastrukturinvestments bieten gegenüber privater Infrastruktur Vorteile. Allerdings ist die Volatilität im illiquiden Bereich niedriger, weil dort die Assets nur quartalsweise oder einmal im Jahr bewertet werden. Quelle: Faros Fiduciary Management N o. 3/2021 | www.institutional-money.com 131 T H E O R I E & P R A X I S | FAROS : PR I VAT E V S . L I S T ED MARK E T S

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