Institutional Money, Ausgabe 3 | 2021

renziertes Portfolio aus passiven Fonds besitzen, liegt die entsprechende Zahl jener, die passive Fonds gerade implementieren, bei 22 Prozent. Neun Prozent stehen vor der Entscheidung, ob sie in auf den S-Faktor ausgerichtete passive Fonds investieren möchten, drei Prozent befinden sich erst in der Phase der Bewusstseinsbildung. Was nun die Frage nach passiven Fonds, die sich auf den S-Faktor als Anlageschwerpunkt beziehen, anbelangt, so sind nur elf Prozent bereits in entsprechende passive S-Fonds investiert, weitere 22 Prozent befinden sich in der Umsetzungsphase. 19 Prozent stehen vor der Entscheidung und 48 Prozent erst in der Phase der Bewusstseinsbildung. Zwei Drittel der Befragten haben hier also noch ein Stück Weges vor sich. Daraus folgt, dass es noch erhebliches Wachstumspotenzial gibt, bevor passive Fonds, die auf der Säule S aufbauen, die Reifephase erreichen. Dies wird auch deutlich, wenn man ihren derzei- tigen Anteil am gesamten Portfolio berück- sichtigt (siehe Grafik „Rolle der Fonds mit sozialem Bezug heute“). Während 33 Pro- zent der Befragten derzeit keine S-Fonds besitzen, liegt der entsprechende Prozent- satz bei passiven Indexportfolios bei 67 Prozent. Am anderen Ende der Skala haben 31 Prozent der Interviewten einen Anteil von über 15 Prozent von Fonds mit sozia- lem Bezug an ihrem Gesamtportfolio. Der entsprechende Wert für Fonds mit sozialem Bezug unter den passiven Indexfonds liegt bei lediglich sieben Prozent und hat offen- sichtlich noch viel Luft nach oben. Hindernisse Viele Faktoren haben sich in der jüngsten Vergangenheit gegen das Wachstum der Assets, die mit Fokus auf den S-Faktor angelegt werden, verschworen. So sind 58 Prozent der Befragten der Meinung, dass ihr Zeithorizont nicht lang genug ist, um die Investitionsvorteile der sozialen Säule zu realisieren, da unmittelbare Funding-Her- ausforderungen durch die Pandemie ent- standen sind. 51 Prozent geben an, dass es an einheitlichen Definitionen mangelt, ebenso an standardisierter Methodik und zuverlässigen Daten zur Säule S aufgrund ihres qualitativen und normativen Charak- ters, der sinnvollen KPIs (Key Performance Indicators) entgegensteht. Auch wenn ein relevanter sozialer Faktor ausgewählt wur- de, kann seine Wirkung schwer messbar sein. Zu beurteilen, ob ein Einnahmenstrom einen sozialen Nutzen bringt, ist nach wie vor eine Herausforderung. Dies liegt daran, dass sich die überwiegende Mehrzahl der Indikatoren der Säule S derzeit auf Unter- nehmensstrategien und interne Verfahren bezieht – nicht aber auf deren Auswirkun- gen in der realen Welt außerhalb des Unter- nehmens. Außerdem glauben 51 Prozent der Befragten, dass es starke wechselseitige Abhängigkeiten zwischen den drei Säulen von ESG gibt. Bislang wurde eine gute Unternehmensführung weitgehend als Grundlage für starke Umwelt- und Sozial- standards akzeptiert, die zeigen, wie die Vision eines Unternehmens und dessen Geschäftspraktiken in Einklang mit nach- haltigen Wachstumszielen zu bringen sind. Covid-19 hat jedoch gezeigt, dass ESG- Risiken, die lange Zeit als Fat-Tail-Risiko galten, immer deutlicher, häufiger und un- mittelbarer in Erscheinung treten (siehe Kasten „Fallstudie eines niederländischen Pensionsfonds“) . Antriebskräfte für den S-Faktor Im Nachhinein betrachtet könnte sich die Pandemie als ein Wendepunkt für die S-Säu- le herausstellen, wie aus der Tabelle „Wel- che Motive Auslöser von mehr Investments in die S-Säule sind“ hervorgeht. Sie zeigt, dass 59 Prozent der Befragten anführen, dass sie die durch die Pandemie in den Vor- dergrund gerückten Ungleichheiten in der Gesellschaft durch eine Ausweitung ihrer Investments in die S-Säule in den nächsten drei Jahren bekämpfen möchten. Gleich dahinter folgen als Motiv für eine Verstär- kung des Engagements beim S-Faktor die Erzielung langfristig guter risikoadjustierter Anlagerenditen (58 Prozent) sowie die Ant- wort auf regulatorischen Druck im Zuge des Treuhandmandats (49 Prozent). An letzter Stelle steht im Übrigen als Motiv die „Ant- wort auf Erwartungen der Anwartschafts- und Leistungsberechtigten“. Eine Spaltung der Gesellschaft in Gewinne rund Verlierer hatte sich in den letzten 40 Jahren, als der Aufstieg der turbogeladenen Globalisierung und die Digitalisierung Gewinner und Ver- lierer schufen, hauptsächlich imWesten ereig- net. Die Regierungen bemühten sich, dieje- nigen umzurüsten und weiterzubilden, die ihren Arbeitsplatz verloren hatten, und be- kämpfte stagnierende Einkommen, da sich der Schwerpunkt der globalen Produktion in die kostengünstigen Schwellenländer verla- gert hatte. Der Übergang war jedoch nicht gerecht. Sowohl Globalisierung als auch die Digitalisierung brachten Vorteile im Westen. Aber diese sind vielen nur in ihrer Rolle als Verbraucher zugutegekommen, nicht aber als Arbeitnehmer oder Bürger. Die neue Betonung der Säule S spiegelt also sowohl die Notwendigkeit eines gerechten Über- gangs wider, wenn die Weltwirtschaft sich auf den Weg zu einer kohlenstoffarmen Zukunft begibt, als auch den Wunsch, die vorherrschenden Ungleichheiten, die sich im Lauf der Zeit aufgebaut haben und die wirt- schaftliche Stabilität untergraben, abzubau- en. Diese Notwendigkeit wird durch die Tat- sache unterstrichen, dass 48 Prozent der Be- fragten die zunehmende Bedeutung sozialer Fragen für die Unternehmensleistung und die Anlageergebnisse anerkennen. Der Fo- kus auf Langfristigkeit ist beabsichtigt, denn die Duration der Verbindlichkeiten von Pen- sionsfonds erstreckt sich über Jahrzehnte. Welche Motive Auslöser von mehr Investments in die S-Säule sind Ungleichheit zu bekämpfen steht an erster Stelle der Motive jener, die soziale Investments ausbauen wollen. Fast gleichauf unter den Motiven der Investoren in S-Fonds sind die Bekämpfung sozialer Ungleichheit und die Suche nach attraktiven risikobereinigten Renditen. An dritter Stelle steht der Druck der Regulatoren. Quelle: CREATE-Research Survey 2021 Bekämpfung der Ungleichheit in der Gesellschaft infolge von Covid-19 Suche nach guten langfristigen risikoadjustierten Renditen Antwort auf regulatorischen Druck betreffend Treuhänder Anerkennung der zunehmenden Bedeutung sozialer Faktoren Anpassung an Vision bezüglich einer nachhaltigeren Gesellschaft Unterstützung von Initiativen betreffend sozialer Standards Management von Reputationsrisiken Antwort auf Forderungen Anwartschafts- und Leistungsberechtigter 59 58 49 48 40 32 24 24 108 N o. 3/2021 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S | E SG – SOZ I A L E A S P E K T E

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