Institutional Money, Ausgabe 3 | 2021

Maxime, wonach Unternehmen einzig ihren Aktionären gegenüber verantwortlich sind, untergehen. Die weltgrößten Unternehmen sind also nun angehalten, ihre gesellschaft- liche Verantwortung zu demonstrieren, indem sie ihre Geschäftstätigkeit auf das Wohl aller Stakeholder ausrichten und damit einem neuen Zielkatalog folgen. Rund 200 Unterzeich- ner, darunter das „Who’s who“ des amerikanischen Wirtschafts- establishments, verabschiedeten sich von der orthodoxen Regel des Primats der Aktionärsinter- essen, indem sie sich für ein all- umfassendes Ziel einsetzten. Seit der weltweiten Verabschie- dung der UN-Ziele für nachhal- tige Entwicklung (Social Deve- lopment Goals, SDGs) 2015 ist das Interesse von amerikani- schen Pensionsfonds an ESG- Investments gestiegen – zu- nächst stetig, später dann dra- matisch. Die beiden Säulen Umwelt (E) und Governance (G) haben die erste Welle des Wachstums nachhaltiger Invest- ments angeführt, während die soziale Säule wegen ihres qualitativen und normativen Charakters, zu dem auch viele Soft Facts gehören, die sich schwieriger fas- sen lassen als bei den beiden Säulen E und G, zurückblieb. Doch das ändert sich gera- de. Typisch in diesem Zusammenhang ist etwa die Feststellung von Hiro Mizuno, dem ehemaligen CIO von Japans 1,5 Billio- nen US-Dollar schwerem Government Pen- sion Investment Fund (GPIF): „Wir kom- men allmählich zu der Erkenntnis, dass ein ganzheitlicheres Verständnis der treuhände- rischen Pflicht entscheidend für den lang- fristigen Erhalt des Kapitals ist. Themen wie Klimawandel oder soziale Verwerfungen aufgrund von Ungleichheit stellen langfristige systemische Risiken dar, die sich letztlich auf die Pensions- fondsperformance auswirken, und können nicht durch tradi- tionelle Portfoliodiversifikation abgesichert werden.“ Pandemie bringt Schub Mit dem Vordringen der Sta- keholder-Mentalität richtet sich das Augenmerk von Nachhal- tigkeitsratingagenturen und der Öffentlichkeit auf die finanziel- len Auswirkungen, die mit der Wahrnehmung der sozialen Verantwortung in allen Unter- nehmensbereichen einhergehen. Mit dem Beginn des zweiten Die Zeiten, da man sich als Unternehmen vor allem den Interessen der Aktionäre verpflichtet fühlte, sind vorbei. Das zeitgemäße Motto lautet: „Wir haben eine grundlegende Verpflichtung gegenüber all unseren Stakeholdern – den Kunden, Mitarbeitern, Lieferanten, Gemeinden und Aktionären.“ Rolle der Fonds mit sozialem Bezug heute Bei passiven Fonds schlechter vertreten als im Gesamtportfolio Während 33 Prozent der Befragten derzeit keine S-Fonds (Fonds mit sozialem Bezug) besitzen, liegt der entsprechende Prozentsatz bei passiven Indexportfolios bei 67 Prozent. Am anderen Ende der Skala haben 31 Prozent der Interviewten einen Anteil von über 15 Prozent von Fonds mit sozialem Bezug an ihrem Gesamtportfolio. Der entsprechende Wert für Fonds mit sozialem Bezug unter den passiven Indexfonds liegt hingegen nur bei sieben Prozent. Quelle: CREATE-Research Survey 2021 33 % 23 % 31 % Anteile von S-Fonds am gesamten Investmentportfolio Anteile von S-Fonds am passiven Index-Portfolio 10 % 3 % 67 % 7 % 14 % 6 % 6 % 0 % 1–5 % ≥ 15 % 6–10 % 11–15 % N o. 3/2021 | www.institutional-money.com 105 T H E O R I E & P R A X I S | E SG – SOZ I A L E A S P E K T E

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