Institutional Money, Sonderausgabe 2 | 2021

FOTOS : GOR AN ANDR I C , MOUNTA I N -V I EW DATA Mountain-View analysiert seit 2004 Fonds nach ESG-Kriterien. Warum hat man so früh damit begonnen? Michael Tschas: Als nach der Jahrtausend- wende der erste große Digitalboom an den Börsen mit einem Crash sein Ende fand, wurde das Bewusstsein für die Portfolio- analyse geweckt. Man begann einzelne Titel und deren Ausrichtung zu hinterfragen. Banken, Versicherungen und Pensionskas- sen konnten ihre Kunden dabei allerdings fachlich kaum bis gar nicht beraten. Aus diesem Grund haben wir im Jahr 2002 unser eigenes Finance & Ethics Research (FER) gegründet. Was war die Aufgabe dieses neuen Research- Teams? Tschas: Die FER-Abteilung beschäftigte sich neben der Durchrechnung von Portfolios auch mit der Analyse von Fonds und Wert- papieren hinsichtlich Nachhaltigkeitsthe- men. Im Jahr 2004 konnten wir dem Markt bereits eine Kennzahl für den Ethisch- Dynamischen Anteil, kurz EDA, vorstellen. Damit war es unseren Kunden erstmals möglich, ihre Portfolios bezüglich deren Nachhaltigkeit zu bewerten. Hat sich der Analyseprozess der ESG-Kri- terien seither weiterentwickelt? Tschas: Natürlich arbeiten wir heute mit wesentlich mehr Daten und nützen intelli- gente Weiterentwicklungen. Ein Beispiel: 2004 sind wir mit sechs ESG-Kriterien ge- startet. Heute analysieren wir Fonds und Wertpapiere basierend auf mehr als 20 marktrelevanten Kriterien. Die Nachhaltig- keitsdatenbank von Mountain-View Data umfasst Informationen zu rund 3.000 global agierenden Unternehmen mit insgesamt 16.000 ausgegebenen Unternehmensanlei- hen sowie zu rund 135 Ländern mit insge- samt 7.000 Staatsanleihen auf ISIN-Basis. Geben Sie uns einen kleinen Einblick in die nähere Zukunft dieser Analyse. Fabienne Polanz: Derzeit beschäftigen wir uns mit einer neuen nachhaltigen Kennzahl, die als Basis die Bestandsdaten und das tägliche Volumen abbilden soll. Wir wer- den diesen neuen Ansatz im zweiten Quar- tal 2021 vorstellen. Es wird immer wieder über die Methodologie der ESG-Ermitt- lung diskutiert – und das nicht nur von Experten. Was zeichnet den Ansatz von Mountain-View Data aus? Polanz: Einfach gesagt lautet unser Ansatz: Es ist nicht entscheidend, was auf einem Finanzprodukt draufsteht, sondern was tatsäch- lich darin enthalten ist. Diese Maxime gilt seit 2004. Der Viel- falt von unterschiedlichen Defini- tionen von Nachhaltigkeit begeg- net Mountain-View Data mit dem flexiblen Ansatz. Unsere Kunden können bei Erhebungen ihre Schwerpunkte selbst definieren. Sie verwenden eine große Zahl unterschied- licher Informationsquellen, um eine Klassi- fizierung der Fonds vorzunehmen. Welche würden Sie als die besten beziehungsweise wichtigsten bezeichnen? Polanz: Das Research zu den Wertpapieren erfolgt bei uns im Haus und stützt sich ne- ben internen Branchenstrukturen auf öffent- Der Fondsdatenanbieter Mountain-View Data stellt Investoren nicht nur tiefgehende ESG-Analysen zur Verfügung, sondern zeichnet jährlich auch ESG-Fonds aus. Institutional Money sprach darüber mit Fabienne Polanz, Head of Content Management, und Michael Tschas, Head of Research & ESG. Feindbild Greenwashing » Sowohl offizielle ESG-Fonds als auch Nicht-ESG-Fonds durchlaufen in unserem Haus die exakt gleiche Berechnungsmatrix. « Michael Tschas, Head of Research & ESG I MP A C T : RAT I NGS 76 N o. 2/2021 | institutional-money.com

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