Institutional Money, Sonderausgabe 2 | 2021

gehen. Wichtiger sind ihm Zahlen über die Steuern, die die Kraftwerksgesellschaft in der Region bezahlt hat. Daraus ermittelt er, welche öffentlichen Entwicklungsprojekte und welche Infrastruktur damit finanziert wurden. „Wir kennen den Prozentsatz der Steuern, die wir bezahlen, im Verhältnis zum gesamten Gewerbesteueraufkommen der Region, in der wir tätig sind. Letztes Jahr wurden in unserer Re- gion 52 Projekte aus öffentlichen Mitteln finanziert. Darüber informiert die philippinische Lokalregierung de- tailliert“, so Parsons. „Wir wissen ge- nau, wie hoch unser Anteil daran ist.“ Messbar sei auch, wie seit dem Bau des Kraftwerks die Kriminali- tätsrate in der Region sinkt. „Die Menschen sind beschäftigt – und sie verdienen Geld.“ Granulare Daten wie die Krimina- litätsstatistik einer Region kann man aber nur bekommen, wenn man vor Ort ist und seine Kontakte pflegt. Warum sich ThomasLloyd die kost- spielige Datenerhebung antut? „Zum einen wollen und müssen wir unseren Investoren gegenüber berichten. Und zum anderen helfen uns die Impact-Daten, wenn wir weitere Bio- oder Solarkraftwerke in anderen Regionen bauen wollen. Dann können wir den regionalen Behörden zei- gen, was wir andernorts Positives bewirkt haben.“ Externe Daten und Research Während ThomasLloyd die Daten selbst zusammenstellt und verarbeitet, holen sich die meisten Anbieter externe Hilfe von Datenlieferanten, die es mittlerweile in gro- ßer Zahl gibt. Beispielsweise das börsen- notierte französische Beteiligungsunterneh- men Eurazeo, das aktuell dabei ist, einen Private-Equity-Fonds mit Schwerpunkt auf ökologischen Wandel im maritimen Sektor aufzulegen. „Der Eurazeo Sustainable Maritime Infra- structure ist konform mit Artikel 9 der EU- Offenlegungsverordnung“, erklärt Sophie Flak, Managing Partner ESG und Digita- lisierung bei Eurazeo. Der Leasing-Fonds finanziert drei Bereiche: mit fortschrittli- chen Technologien ausgestattete und damit umweltschonendere Schiffe, innovative Hafenanlagen sowie Investitionsgüter, die bei der Entwicklung von Offshore-Anlagen zur Erzeugung von erneuerbaren Energien zum Einsatz kommen. „Neben der Erzielung einer finanziellen Rendite hat der Fonds das Ziel, zur Verrin- gerung der Treibhausgasemissionen und der besonders luftschädlichen Emissionen von Schwefeloxiden (Sox) und Stickoxiden (NOx) beizutragen“, erklärt Flak. „Die Emissionsminderungen werden dabei von unserem Wirtschaftsprüfer PwC gemessen. Die Methodik zur Erhebung wurde von Carbone 4, einem unabhängigen Umwelt- Consultant, überprüft.“ Eurazeo berichtet jährlich sowohl über die finanziellen als auch die nichtfinanziellen Kennzahlen. Die Methodik zur Erhebung der nicht- finanziellen Kennzahlen stecke noch sehr in den Kinderschuhen, meint Flak. „An extra- finanziellen KPIs wird erst seit rund 20 Jah- ren gearbeitet – anfangs noch recht zöger- lich, verglichen mit Finanzkennzahlen, die über viele Jahrzehnte entwickelt wurden und weltweit gelten. Und für die es Bench- marks gibt!“ Solche weltweit anerkannten Standards wären auch bei der Messung nichtfinanzieller Ziele wünschenswert, aber da müsse es noch etwas Entwicklung geben, so Flak. Projekte anschieben Neben den globalen Betrachtungen durch international tätige Asset Manager gibt es auch lokal ausgerichtete Impact-Aktivitäten. Daniel Mohaupt, einer von drei Vorständen der PSD Bank Berlin-Brandenburg eG, sieht sein Haus in einer langen Tradition, sich mit Impact auseinanderzusetzen. „Uns gibt es seit fast 150 Jahren. Lange bevor es irgendwelche ESG-Richtlinien gab, haben wir hier in der Region das kulturelle und soziale Leben gefördert. Als Genossenschaft ist das der Kern unseres Handelns, und wir investieren damit in die Grundlagen unseres Wirtschaftens.“ Die PSD Bank Berlin-Brandenburg be- treibt Impact Investing mit dem Depot A, also den bankeigenen Geldern. „Unsere Vision ist, dass wir Menschen verbinden und Mehrwerte füreinander schaffen. Wir wollen in Berlin etwas gegen den ange- spannten Wohnungsmarkt tun und als fairer, nicht gewinnmaximierender Vermieter agie- ren“, erklärt Mohaupt. Zum einen sieht er die PSD Bank Berlin- Brandenburg eG als Pionier im Bereich energieautarker Gebäude, zum anderen kön- ne die Bank als genossenschaftliches Insti- tut gut lokale Handwerker einbinden. „Wir müssen unsere Bauvorhaben nicht so teuer refinanzieren, daher können wir Häuser mit einem Energiestandard bauen, wie ihn die Bundesregierung erst 2030 vorgibt. Da- durch senken wir die Nebenkosten für un- sere Mieter und den CO 2 -Ausstoß. Beides lässt sich mit Zahlen belegen.“ Mit der Veröffentlichung der Zahlen hofft die Bank auf Nachahmer: „Wir möchten anderen Bauherren zeigen, dass energieeffi- zientes Bauen kein Verlustgeschäft sein muss, und ihnen Mut machen“, so Mohaupt. Die Bank aus Friedenau misst den Erfolg in diesem Bereich, indem sie Nebenkosten und CO 2 -Ausstoß der Wohnungen mit de- nen von herkömmlich gebauten Objekten vergleicht. Diese Zahlen werden auf der Homepage veröffentlicht und sind entspre- chend niederschwellig zugänglich. » Das Thema der Offenlegung unserer Nachhaltigkeitsinitiativen wird uns definitiv beschäftigen. « Daniel Mohaupt, einer der drei Vorstände der PSD Bank Berlin-Brandenburg eG I MP A C T : RAT I NGS N o. 2/2021 | institutional-money.com 73

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