Institutional Money, Sonderausgabe 2 | 2021

ausgestaltet, dass individuelle Fonds- konstruktionen in relativ kurzer Zeit auf- gesetzt werden können. Zudem beschäf- tigt unser Geschäftsbereich Asset Ser- vicing über 300 Mitarbeiter in Luxemburg und die EIB und H&A pflegen mit den beteiligten Partnern schon seit Jahren Geschäftsbeziehungen. So ließen sich viele Dinge auch in kurzfristig anberaum- ten Gesprächen individuell klären. Inwiefern unterscheidet sich der Prozess der Fondsverwaltung beim ECBF von anderen Fonds? H&A: Neben den wirtschaftlichen Fakto- ren der Investments hat die Berücksichti- gung der ESG-Kriterien bei der Invest- mentselektion eine herausragende Bedeutung. Das spiegelt sich in einem speziellen ESG-Accounting wider, an- hand dessen die Nachhaltigkeit der Port- folio-Unternehmen jährlich geprüft wird. Ohnehin muss jedes Zielinvestment eine spezielle ESG-Due-Diligence durchlau- fen, wobei der ECBF eine kontinuierlich steigende Nachhaltigkeit im Laufe der Haltedauer anstrebt. Ferner müssen die unterschiedlichen Risi- kopositionen der privaten gegenüber den öffentlichen Investoren in der Fonds- verwaltung von Beginn an implementiert werden. Daraus resultieren in der Ergeb- niszuweisung des Fonds unterschiedliche Adressaten im Rahmen der Waterfall Distribution. Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal sind die potenziellen Zielländer. So kann der ECBF auch in Israel oder auf den Farör-Inseln investieren. Außerdem stel- len Sicherungsgeschäfte mit Währungen, die nicht täglich von jeder Bank gehan- delt werden wie dem Georgischen Lari, sowie Themen wie Know Your Customer, Geldwäsche oder Terrorismusfinanzie- rung eine Herausforderung dar. Und das gilt auch für die Bewertung von Venture- Capital-Unternehmen. ECBF: Um diesen Herausforderungen ge- recht zu werden, haben wir als Advisor ein internationales Team mit viel Investi- tionserfahrung und technologischer Ex- pertise zusammengestellt. Zudem hat der ECBF ein ESG-Handbuch für den eigenen Investmentprozess sowie für Reporting- Vorgaben für die Portfoliofirmen ent- wickelt, die sich an den Anforderungen der EIB orientieren. Wie identifizieren Sie Ihre Investment- targets? ECBF: Dank unseres geographisch breit aufgestellten und in der europäischen Bioökonomie-Szene bestens vernetzten Teams bekommen wir Zugang zu sehr spannenden Investments. Zusätzlich neh- men wir aktiv an Branchen- und VC-Kon- ferenzen teil. Insgesamt haben wir mehr als 1.500 mögliche Zielinvestments iden- tifiziert. In einer ersten Prüfung schauen wir uns die Marktreife und das Potenzial der Produkte sowie Management und Wettbewerbsfähigkeit an. In dieser Phase spielt auch die positive Beurteilung der Nachhaltigkeit eine zentrale Rolle. Dann folgt die Analyse der Wettbewerbs- und Patentsituation sowie möglicher Wege zur zukünftigen Veräußerung der Beteili- gungen. Gerade bei Börsengängen kön- nen wir hier neben eigenen Erfahrungen auf die umfassende Expertise von H&A zurückgreifen. Welche Investoren sollen mit dem Fonds angesprochen werden? ECBF: Zum einen sind dies große, teil- weise börsennotierte Firmen, die neben finanziellen vor allem strategische Ziele verfolgen. Zum anderen stößt der ECBF aufgrund seines sehr vorteilhaften Chan- cen-Risiko-Profils auch bei institutio- nellen Investoren auf sehr großes Interesse. Und schließlich sind Family Offices und Stiftungen zu nennen, für die neben dem Risiko-Rendite-Verhältnis auch die strate- gischen Zielen des Fonds eine wesent- liche Rolle spielen. Sind im Rahmen des Green Deals der EU noch weitere Maßnahmen dieser Art zu erwarten? H&A: Ja, da sind wir uns sicher. Der Green New Deal ist aufgrund des geplanten Wechsels in der Klimapolitik sehr breit und langfristig angelegt. Gleichzeitig kommt der Wechsel von der Linear- zur Kreislaufwirtschaft aktuell zwar ins Rol- len, aber der Zenit ist noch lange nicht er- reicht. So hat sich die KfW im Rahmen der JICE-Kooperation mit fünf anderen großen nationalen Förderbanken und der EIB dazu verpflichtet, zwischen 2019 und 2023 insgesamt mindestens 10 Milliarden Euro in die Förderung der Kreislaufwirt- schaft zu investieren. Wie schätzen Sie den aktuellen Stand der Bioökonomie in Europa ein? ECBF: Die Bioökonomie befindet sich im Aufbruch. Die Transformation vom linea- ren, fossilen Modell zur biobasierten Kreislaufwirtschaft nimmt – angetrieben von dem sich ändernden Konsumverhal- ten, staatlichen Fördermaßnahmen und Innovationen – Fahrt auf. Und es gibt bereits Erfolgsgeschichten in Teilbereichen der Bioökonomie. So wird die Landwirtschaft nachhaltiger und bio- logischer, die Verpackungsindustrie setzt mehr auf biobasierte, recyclebare und kompostierbare Materialien und im Tex- tilbereich gibt es immenses Potential. Denken Sie nur an vegane Lederproduk- ten, die aus pflanzlichen Fasern her- gestellt werden, die wiederum als Abfall- produkte in der Landwirtschaft anfallen oder das Recycling von Textilien. Abschließend: Was bedeutet diese Initiative für Europa? ECBF: Die EU hat sich mit dem Green Deal klare und ambitionierte Ziele ge- setzt, zu deren Erreichung zügig markt- reife Innovationen benötigt werden. Mit erfolgreichen Investments kann der ECBF unmittelbar einen wichtigen Beitrag leisten, da diese weiteres, dringend benö- tigtes Kapital für die Bioökonomie mobili- sieren können. H&A: Der ECBF ist ein erster Schritt, um Europa in wichtigen Zukunftsfragen sinn- voll, zeitnah und praktisch zu positionie- ren. Aber viele weitere Schritte müssen folgen, um Europa industriepolitisch so zu verankern, dass die Zukunftsfähigkeit ge- sichert ist. Denn eines dürfte uns allen klar sein: Wir müssen unsere Wirtschaft darauf ausrichten, wirtschaftlich und nachhaltig zugleich zu sein. Jens Giltjes Head of Development Finance Hauck & Aufhäuser Jens.Giltjes@hauck-aufhaeuser.com www.hauck-aufhaeuser.com Dr. Michael Brandkamp General Partner ECBF Management michael.brandkamp@ecbf.vc www.ecbf.vc

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=