Institutional Money, Sonderausgabe 2 | 2021

KPMG Austria, zu berichten. Viele Institu- tionelle sind bisher bei ihren Kapitalanlagen so vorgegangen, dass sie peu à peu ESG- Kriterien in ihrem Anlageprozess berück- sichtigt haben und darauf hinarbeiten, diese in ihre Prozesse vollständig zu integrieren (siehe Grafik „Gelebte Praxis in der DACH-Region“) . Man kann bei der An- wendung der Negativkriterien also getrost von einem „Screenen und Filtern“ sprechen. Am Anfang dieses Weges steht der Aus- schluss bestimmter Unternehmen aus den Branchen Alkohol, Glücksspiel, Pornogra- fie, Kinderarbeit, Tabak und Tabakwaren sowie Waffen und andere Rüstungsgüter. Heutzutage wird dieser Katalog oft um Pro- duzenten fossiler Energien, Atomkraft, Gen- technik und andere Ausschlusskriterien er- weitert. Der nächste Schritt ist die Anwen- dung eines Best-in-Class-Ansatzes, bei dem Unternehmen mit besseren ESG-Profilen im Vergleich zu anderen Unternehmen der gleichen Branche bevorzugt ausgewählt werden, indem diese entweder übergewich- tet oder die am schlechtesten gereihten Fir- men überhaupt nicht mehr allokiert werden. Hier spielt die Frage der ESG-Rating- Problematik herein, da die unterschiedlichen Nachhaltigkeits-Ratingagenturen manchmal diametral entgegengesetzte Einschätzungen einzelner Unternehmen vornehmen. Die Mühen der Ebene sind bei der Berücksich- tigung von ESG-Kriterien in der Kapital- anlage keineswegs zu unterschätzen. Wie soll man nun vorgehen? Als Lösungsmög- lichkeit bietet sich an, das Problem an die KVG zu delegieren. Dies wird ein gang- barer Weg für kleinere Vermögen sein, die zur Gänze in Fondshüllen gepackt sind. Beim Management größerer Kapitalien und von Direktbeständen wäre es möglich, Da- ten von mehr als einem Nachhaltigkeits- rating-Anbieter zuzukaufen und sich in strit- tigen Fällen selbst ein Bild zu machen, was allerdings ein vertieftes Wissen über den Aufbau der jeweiligen Ratings unterschied- licher Anbieter voraussetzt und entspre- chend Kapazitäten bindet. Oder man setzt ganz pragmatisch den Durchschnitt der Ratings verschiedener Anbieter an, was als Methode auch nicht vollständig befriedigen kann. Herausforderung Impact Wer die ESG-Leiter hinaufklettert und beim Impact Investing als letzter Stufe lan- det, kann über die Schwierigkeiten der ESG-Ebene nur müde lächeln, tun sich hier doch zusätzliche Probleme auf – etwa bei der Messung der Zielerreichung. Impact Investing umfasst nämlich Investitionen in Firmen, Organisationen, Projekte und Fonds, die beabsichtigen, neben einer finan- ziellen Rendite auch eine positive soziale und ökologische Wirkung zu erzielen, die es freilich zu messen gilt. Beispiele sind die Finanzierung von Unternehmen und nach- haltiger Landwirtschaft, von Bildungs- und » Mit der Einordnung der Finanz- produkte gemäß Artikel 6, 8 oder 9 ist erst ein erster Schritt getan. « Andrea Flunker, Senior Manager Audit and Assurance bei Deloitte Deutschland N o. 2/2021 | institutional-money.com 35 I MP A C T : ABGR ENZUNG ZU E SG

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