Institutional Money, Sonderausgabe 2 | 2021

Natürlich ist das Thema historisch eher aus einer Nische heraus entstanden, zum Teil auch sehr nahe an der Philanthropie, wo man vielleicht auch geringere Erträge in Kauf genommen hat. In der Schweiz beob- achten wir durchaus, dass das Verständnis von Impact als ein auf Wirkung fokussiertes Investment mehr und mehr in den Bereich klassischer ESG-Anlagen hineinreicht. Ex- plizit thematische Lösungen wie erneuerba- re Energien oder Bildung sind auch künftig sehr wichtig. Aber wenn man die Breite oder die Skalierbarkeit von Wirkung errei- chen möchte, die man eben braucht, um zum Beispiel die Ziele des Pariser Klima- abkommens zu erreichen, dann sollte man keine Scheuklappen haben. Deswegen plä- dieren auch wir für einen breiteren Begriff, damit eine Wirkung nicht nur durch Firmen stattfindet, die konkrete, zielgerichtete Lö- sungen anbieten, sondern dass man auch jene Firmen zu verändern versucht, die schon am Markt, sprich: börsennotiert, sind. Das entspricht vielleicht nicht der puristi- schen Definition, aber nur so lässt sich mit Blick auf die großen gesetzten Ziele mehr erreichen. Dazu gehört im Übrigen auch der Aspekt Engagement. Hans Heuser: Inwiefern? Matthias Narr: Auch wenn sich das Thema Engagement im deutschsprachigen Raum vielleicht noch nicht ganz so stark durch- gesetzt hat wie etwa in den Niederlanden, Schweden oder England: Wenn eine Initia- tive wie Climate Action 100+ versucht, die größten CO 2 -Emittenten systematisch dazu zu bewegen, sich wissenschaftlich fundierte Ziele zu setzen, so hat das meiner Meinung nach einen riesigen Impact. In der Schweiz haben wir erlebt, wie sich Lafarge Holcim, einer der größten Zementproduzenten welt- weit mit einem riesigem CO 2 -Fußabdruck, nach intensivem Engagement das konkrete Ziel gesetzt hat, bis 2050 dem Pariser Klimaabkommen entsprechend bei netto null zu sein. Das ist aus meiner Sicht ein sehr wichtiger Impact. Michael Maldener (Nordea Investment Funds): Ich plädiere auch eher für eine breitere Aus- legung des Begriffs Impact im Sinne einer nach vorn gerichteten Wirkung. Denn es geht doch am Ende darum, auch den Groß- teil der Industrie und der gesamten Realwirt- schaft auf dem Weg in eine bessere Zukunft mitzunehmen und zu begleiten. Anderer- seits sehe ich durchaus ein Problem darin, wenn nun der Begriff Impact, unter ande- rem als Folge der EU-Offenlegungsver- ordnung, regelrecht inflationär verwendet wird und mittlerweile so besetzt ist, dass sich im Grunde jeder ein Stück weit darin wiederfinden kann. Das erleben wir nicht nur in dieser Runde, es passiert auch auf der regulatorischen Seite. Während der Entwurf der BaFin-Leitlinien in Deutsch- land einen extrem hohen Schwellenwert ansetzt, damit sich ein Fonds als Impact- Fonds nach Artikel 9 bezeichnen darf, ist diese Hürde zum Beispiel in Spanien sehr viel niedriger gesetzt. Das beschreibt eigent- lich das Kernproblem, an dem die gesamte F OTO : © L LOY D F OND S » Natürlich sind der Primärmarkt und die Additionalität von pro- jektbezogenen Finanzie- rungen am direktesten mit Wirkung zu verbinden. Aber auch im Sekundär- markt ist Wirkung möglich und muss auch ermöglicht werden. « Michael Schmidt, Lloyd Fonds IMPAC T: ROUND TABL E 26 N o. 2/2021 | institutional-money.com

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=