Institutional Money, Ausgabe 2 | 2021

S pätestens seit der viel beachteten Publikation „Narrative Econo- mics“ von Robert J. Shiller hat sich die These, wonach es Feed- back-Schleifen zwischen Narrativen und Märkten gibt, maßgeblich erhärtet. Wie berichtet, argumentiert Shiller, dass Publikationen in der Fachliteratur, aber auch herkömmliche Belletristik und Medien – also das Narrativ im Allge- meinen – einen Einfluss auf die Markt- teilnehmer und somit das Marktgesche- hen an sich haben. Narrative Macht Im Rahmen diverser Strategien des ma- schinellen Lernens wurde dieser Ansatz be- reits umgesetzt. Ganze Lexika und Daten- banken sind inzwischen entstanden, die Begriffe – in welcher Form auch immer ver- öffentlicht – analysieren, kategorisieren und aus diesem Prozess heraus Prognosen für die Entwicklung von Einzeltiteln, ganzen Märk- ten oder makroökonomischen Indikatoren generieren. Die Redaktion von Institutional Money hat Zusammenhänge dieser Art bereits Anfang 2019 erfasst und sich in der ersten Ausgabe des damaligen Jahres mit Trends in finanzwissenschaftlichen Publika- tionen beschäftigt. Welche Themen sind ge- rade en vogue und haben erhöhte Chancen, an den Märkten und im makroökonomi- schen Umfeld eine Rolle zu spielen? Seither ist bekanntermaßen eine Pande- mie ausgebrochen – was natürlich die Frage aufwirft, welche Spuren diese Krise im Nar- rativ der finanzwissenschaftlichen Szene hinterlassen hat. Als Basis haben wir wie vor zwei Jahren die Datenbank des US- Anbieters SSRN herangezogen. SSRN bie- tet ein umfassendes Themenfeld an wissen- schaftlichen Arbeiten an – auch und beson- ders umfangreich in der Rubrik „Financial Economics Network“, in der mehr als 200.000 Papers hinterlegt sind. Führungswechsel Vergleicht man nun die Top Ten von 2019 mit jenen von 2021, so fällt sofort der Wechsel an der Spitze des Rankings auf (siehe Tabelle „Bewegung an der Spitze“) . Die Spuren, die Covid-19 in Wirtschaft, Gesellschaft und Politik hinterlassen hat, spiegeln sich auch in der finanzakademischen Szene wider. Arbeiten zu dem Thema wurden nahezu manisch heruntergeladen. » Ich wollte mit der Arbeit einen raschen Zugang zu einigen Grundprin- zipien der Spieltheorie ermöglichen. « Matthew O. Jackson, William D. Eberle Professor of Economics an der Stanford University Viraler Wissensdurst Bewegung an der Spitze Im Vergleich zur letzten Erfassung der populärsten finanzwissenschaftlichen Arbeiten hat es einen Führungwechsel gegeben. Rang Rang aktuell 2019 Veränderung Titel der Arbeit Autor(en) Downloads 1. 2. 1A Brief Introduction to the Basics of Game Theory Matthew O. Jackson 258.824 2. 1. -1A Quantitative Approach to Tactical Asset Allocation Meb Faber 243.038 3. 3. 0Theory of the Firm: Managerial Behavior, Agency Costs and Ownership Structure Michael C. Jensen, William H. Meckling 136.689 4. 4. 0Market Efficiency, Long-Term Returns, and Behavioral Finance Eugene F. Fama 92.153 5. 5. 0Relative Strength Strategies for Investing Meb Faber 71.697 6. 6. 0Company Valuation Methods Pablo Fernandez 63.886 7. 8. 1A Five-Factor Asset Pricing Model Eugene F. Fama, Kenneth R. French 59.978 8. 7. -1A Stakeholder Approach to Strategic Management R. Edward Freeman, John McVea 58.582 9. nicht qualif. Neueinstieg151 Trading Strategies Zura Kakushadze, Juan A. Serur 53.311 10. nicht qualif. NeueinstiegPulling the Goalie: Hockey and Investment Implications Clifford S. Asness, Aaron Brown 53.024 Spieltheoretische und behavioristische Themen interessieren die Fachleserschaft am meisten. Theorien zu Faktoren, Smart Beta und Diversifikation haben im Vergleich zum letzten Ranking jedoch an Boden verloren. Zu hoch gesteckte Erwartungen könnten hier zu Enttäuschungen und weniger Nachfrage geführt haben. Quelle: SSRN 94 N o. 2/2021 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S | RANK I NG - S TUD I EN FOTO : © S TANFORD UN I V E R S I T Y, GORODENKOF F | S TOCK . ADOB E . COM

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