Institutional Money, Ausgabe 2 | 2021

märkte ebenfalls eine wichtige Rolle. Die Haltung eines US-Unternehmens gegenüber einem Going Public kann als Kosten-Nut- zen-Abwägung angesehen werden, wobei die Kosten seit den 90er-Jahren eindeutig gestiegen sind. Das belegten Craig Doidge, Andrew Karolyi und René Stulz in „The U.S. Listing Gap“. Dazu kommt, dass das US-Justiz- ministerium und die Federal Trade Commission (FTC), die die Fusions- aufsicht innehaben, in den letzten Jahrzehnten eine übernehmerfreund- liche Haltung eingenommen haben, woraus in vielen Branchen eine hö- here Konzentration erwuchs. Und dann gibt es da noch die Rol- le des „institutionellen Imperativs“, die Warren Buffett in seinem Aktio- närsbrief von 1990 als „Tendenz der Topmanager, das Verhalten der Peers in ihrer Branche gedankenlos nach- zuahmen, so dumm eine solche Handlungsweise auch immer sein möge“ beschreibt. Dies sei die Folge eines gewissen Drucks, den Institutionen und Organisationen auf Manager ausübten. Auch das mag zur Abkehr vom Listing an der Börse beigetragen haben. Morgan Stanley hat das Terrain unter- sucht und sich dabei auf einen rein ameri- kanischen Vergleich von börsengelisteten Aktien und Alternatives, ausschließlich re- präsentiert durch Venture-Capital- und Buy- out-Fonds, beschränkt, wobei Letztere in den Vereinigten Staaten als Synonym für Private-Equity-Fonds betrachtet wer- den. Auf der einen Seite stehen also die amerikanischen Aktienfonds, die US-Aktien zum Anlagegegenstand haben. Sie umfassen Ende 2019 8,4 Billionen US-Dollar, wovon 5,6 Bil- lionen US-Dollar Assets aktiver Fonds sind, während die Indexfonds 2,8 Billionen US-Dollar schwer sind. Dem gegenüber stehen 1,4 Billionen US-Dollar Assets under Manage- ment in Buy-out-Fonds, wovon 560 Milliarden US-Dollar sogenanntes „Dry Powder“, das auf Investment- opportunitäten wartet, sind. Venture- Capital-Fonds managen 455 Milliar- den US-Dollar, wovon 120 Milliar- den dem Dry Powder zugerechnet werden. Die gesamte Marktkapitali- Die Neigung von Unternehmen, ein Listing an der Börse anzustreben, hat in den letzten Jahren ebenso abgenommen wie die Dichte an geeigneten Börsenkandidaten. Parallel dazu hat die Bedeutung der Bereiche Private Equity und Venture Capital zugenommen. 50 Jahre Flows – Prozyklik, die erste Zu- und Abflüsse betreffend US-Aktien-Fonds und -ETFs 1970 bis 2019 Während bis zur Jahrtausendwende Aktienfonds steigende Mittelzuflüsse hatten, wendete sich dann langsam das Blatt und führte ab 2008 zu fast durchgängigen Abflüssen. Quelle: Investment Company Institute -300 -250 -200 -150 -100 -50 0 50 100 150 200 250 300 Zu- und Abflüsse von US-Aktienfonds und ETFs Netto-Flüsse in Milliarden US-Dollar 2015 2020 2010 2005 2000 1990 1995 1985 1980 1975 1970 N o. 2/2021 | www.institutional-money.com 87 T H E O R I E & P R A X I S | PR I VAT E EQU I T Y V S . PUB L I C EQU I T Y

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