Institutional Money, Ausgabe 2 | 2021

werden, durch Euroland-Investoren größ- tenteils gering. Das war auch zu erwarten, da Investoren mit Sitz in der Eurozone nur ein relativ geringes Exposure zu Invest- mentfonds von außerhalb der Eurozone auf- weisen. Ausgangspunkt Zahlungsbilanz Monatliche Zahlungsbilanzdaten lassen erkennen, dass die Dynamik in Bezug auf die Fragmentierung innerhalb der Eurozone im März 2020 ihren Anfang nahm, und zwar trat hier die Flucht in den sicheren Hafen der Qualität ein, wie P.R. Lane in sei- nem EZB-Blog-Eintrag mit dem Titel „The market stabilisation role of the pandemic emergency purchase programme“ schrieb. Dabei waren nennenswerte Abflüsse aus den gefährdeteren Euroländern Griechen- land, Italien, Portugal und Spanien und Zuflüsse in die weniger gefährdeten wie Deutschland, Frankreich, Benelux, Öster- reich und Finnland zu bemerken (siehe Grafik „Portfoliozu- und -abflüsse je Län- dergruppe“) . Diese Schuldenzuflüsse auf der Passivsei- te hielten an und wurden im zweiten Quar- tal größer, während die Schuldenabflüsse gefährdeterer Länder im April zurückgin- gen, bevor sie sich in Zuflüsse im Juni dreh- ten (rechter Teil der Grafik). Auf der Asset- seite (linker Teil der Grafik) wurden für bei- de Gruppen von Ländern Nettoverkäufe von Aktien, die auch Investmentfondsantei- le miteinschließen, im März 2020 beobach- tet und waren besonders hoch bei den weniger gefährdeten Ländern. In den beiden Ländergruppen wurden Aktien-Nettokäufe im April verzeichnet, während Nettokäufe von Schuldpapieren im März und im Fol- gequartal zu beobachten waren. Was die Aktivseite anbelangt, bieten die SHS-Daten ein kompletteres Bild und zei- gen die Rolle der Eurozone-Investment- fonds in ihrer Dynamik betreffend Rück- gang und anschließendem Ausbau im ersten Halbjahr 2020. Jedenfalls gibt es klare Unterschiede zwischen den beiden Gruppen von Staaten, wobei die widerstandsfähige- ren zu den heimischen Investmentfonds griffen, während die weniger widerstands- fähigen mehr Transaktionen mit Invest- mentfonds aus anderen Staaten der Euro- zone tätigten. Es zeigt sich, dass die vulne- rableren Länder einen deutlich geringeren Anteil an Investmentfonds mit Sitz in ihrem Heimatland aufweisen – und zwar Ende 2019 ungefähr ein Drittel, während bei den weniger vulnerablen Staaten der Anteil hei- mischer Investmentfonds in der Nähe von zwei Drittel lag. Die Analyse von Schmitz und Carvalho fokussiert sich auf die Unterschiede in den beiden Staatengruppen in der Eurozone betreffend deren direktes und indirektes Aktien- und Anleihen-Exposure Ende 2019, bevor sich die beiden Volkswirte mit den Veränderungen in den ersten beiden Quar- talen 2020 infolge der Covid-19-Krise be- fassen (siehe die beiden Grafiken „Direktes und indirektes Anleihen-Exposure“ sowie „Direktes und indirektes Aktien-Exposure von Eurozone-Investoren“) . Rebalancing-Muster Die Berechnungen betreffend das direkte und indirekte Anleihen- beziehungsweise Aktien-Exposure von Eurozone-Investoren zeigen, dass diese Investoren dazu tendie- ren, proportional mehr auf Investmentfonds- anteile zurückzugreifen, wenn es sich um Aktieninvestments handelt. Weiters kann man feststellen, dass der Home Bias bei Aktieninvestments generell geringer ist. Es ist wohl effizienter, sich auf Investment- fonds zu verlassen, wenn es um weiter ent- fernte Märkte mit höheren Kosten der Informationsbeschaffung geht. Analog dazu scheint es wohl verständlich, dass die gerin- geren Informationskosten im Zusammen- hang mit Anleihen und im Besonderen mit Staatsanleihen dazu führen, dass hier mehr direktes Exposure eingegangen wird. Die beiden Grafiken illustrieren auch eine hohe Heterogenität unter den Sektoren, was die Struktur direkten und indirekten Wert- papier-Exposures anbelangt. Diese Diffe- Portfoliozu- und -abflüsse je Ländergruppe (gefährdetere versus weniger gefährdete Staaten) Monatliche Flows von März bis Juni 2020 in Prozent des BIP der Eurozone im 1. und 2. Quartal 2020 Aktivseite der Kapitalbilanz Passivseite der Kapitalbilanz Diese Schuldenzuflüsse auf der Passivseite (rechts) hielten an und wuchsen im 2. Quartal, während die Schuldenabflüsse gefährdeterer Länder im April zurückgingen, bevor sie sich im Juni in Zuflüsse drehten. Auf der Aktivseite (linker Teil der Grafik) wurden für beide Ländergruppen Nettoverkäufe von Aktien inklusive Investmentfondsanteile im März 2020 beobachtet. Diese waren besonders hoch bei den weniger gefährdeten Ländern. In den beiden Gruppen gab es Aktien-Nettokäufe im April, während Nettokäufe von Schuldpapieren im März und im 2. Quartal stattfanden. Durchschnitte und Standardabweichungen wurden aufgrund der Daten von Januar 2008 bis Juni 2020 berechnet. Quelle: Studie -0,75 % -0,50 % -0,25 % 0,00 % 0,25 % 0,50 % 0,75 % Jun 20 I Mai 20 I Apr 20 I Mär 20 Jun 20 I Mai 20 I Apr 20 I Mär 20 -0,75 % -0,50 % -0,25 % 0,00 % 0,25 % 0,50 % 0,75 % Jun 20 I Mai 20 I Apr 20 I Mär 20 Jun 20 I Mai 20 I Apr 20 I Mär 20 Aktien Aktien Durchschnitt + Standardabweichung der Flows nach oben Aktien Durchschnitt + Standardabweichung der Flows nach unten Schuldtitel Schuldtitel Durchschnitt + Standardabweichung der Flows nach oben Schuldtitel Durchschnitt + Standardabweichung der Flows nach unten Prozentsatz vom BIP der Eurozone Prozentsatz vom BIP der Eurozone Weniger gefährdete Staaten Gefährdetere Staaten (GIPS) Weniger gefährdete Staaten Gefährdetere Staaten (GIPS) 80 N o. 2/2021 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S | E ZB

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