Institutional Money, Ausgabe 2 | 2021

ein Druck in Richtung Fragmentierung der Staatsanleihenmärkte kam auf. Nachdem die EZB Mitte März umfassende geldpoli- tische Maßnahmen inklusive des PEPP- Kaufprogramms (Pandemic Emergency Purchase Programme) angekündigt hatte, begannen sich die Märkte zu stabilisieren. Vor diesem Hintergrund gingen Schmitz und Carvalho daran, Veränderungen der Portfoliobestände von Investoren aus der Eurozone in den ersten beiden Quartalen 2020 gründlich zu analysieren, indem sie durch deren Investmentfondsbestände auf die Einzelpositionen hindurchsahen. Zwei Gründe sind für die Anwendung der Look- Through-Methode wirklich relevant: Einmal ist der Anteil von Investment- fonds bei institutionellen Investoren, im Speziellen bei Versicherern und anderen Vorsorgeeinrichtungen wie Pensionskassen, aber auch bei privaten Haushalten hoch, zum anderen spielen die Investmentfonds in der Eurozone eine wichtige Rolle bei der Entwicklung der Finanzströme in der Covid- 19-Krise. Hier kam es zu einem Abbau der grenzüberschreitend gehaltenen Anlagen im ersten Quartal 2020, während im zweiten Quartal 2020 eine fast ebenso starke Gegen- bewegung einsetzte, als die Unsicherheit im Markt wieder schwand. Zu- und Abflüsse analysiert Als Erstes analysierten die beiden Öko- nomen die Daten der Securities Holding Statistics (SHS), die auch innerstaatliche Transaktionen enthalten. Die Grafik „In- vestmentzu- und -abflüsse je Finanzsektor“ illustriert im linken Teil, dass der Großteil des prozyklischen Deleveragings und des nachfolgenden Rebounds durch die Invest- mentfonds, mit weitem Abstand gefolgt von den Versicherern, bewerkstelligt wurde. Was die Wahl der Anlageinstrumente auf der Aktivseite der Investmentfonds anbe- langt, so gab es hier hauptsächlich Nettoab- gaben von Schuldtiteln und börsennotierten Aktien. Dazu kommen noch Rückgaben von Investmentfondsanteilen selbst im ers- ten Quartal 2020. Dem gegenüber stehen Nettokäufe dieser Anlageklassen in ähnli- cher Größenordnung im zweiten Quartal. Banken hingegen hatten einen ausgleichen- den Effekt im ersten Quartal, indem sie sowohl Schuldtitel aus dem Euroraum als auch von außerhalb erwarben. Im zweiten Quartal wurden die Nettokäufe in diesen beiden Assetkategorien auf Bankenseite weiter ausgebaut. Betrachtet man die Passivseite der Invest- mentfonds und damit den rechten Teil der Grafik „Investmentzu- und -abflüsse je Fi- nanzsektor“, in dem nur die Transaktionen der Euroland-Investoren – mit Ausnahme der Pensionsfonds – in Investmentfondsan- teilen erfasst sind, so sieht man, wie sich deren Exposure zu Investmentfondsanteilen im ersten Quartal 2020 verringert, während es sich im zweiten Quartal wieder erhöht. Der rechte Teil der Grafik zeigt auch, dass der überwältigende Teil der Transaktionen in Investmentfondsanteilen stattfand, die in der Eurozone ausgegeben werden, entweder im eigenen Land oder in anderen Mitglieds- staaten der Eurozone, meistens in Irland und Luxembourg. Hingegen waren Trans- aktionen in Investmentfondsanteilen, die von außerhalb der Eurozone ausgegeben Der Marktschock infolge des Pandemieausbruchs im ersten Quartal 2020 verursachte auch beträchtliche Umschichtungen in den meisten Portfolios. Eine aktuelle Untersuchung eines EZB-Forscherteams wollte wissen, wie diese Rochaden aussahen. N o. 2/2021 | www.institutional-money.com 79 T H E O R I E & P R A X I S | E ZB

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