Institutional Money, Ausgabe 2 | 2021

Machen Sie auch geförderten Wohnungs- bau? Nittka: Ja, seit 2015; da waren wir anfangs noch Exoten im Markt. Wir setzen mittler- weile etwa 150 bis 200 Millionen Euro ge- fördertes Wohnen pro Jahr um. So viel kann die Stiftung nicht in ihren Bestand aufneh- men, daher verkaufen wir die Projekte an andere Investoren, aber die Stiftungsziele stehen über allem. In den vergangenen Jahr- zehnten war der soziale Wohnungsbau meist komplett im Bestand von Genossen- schaften oder Gesellschaften, die der jewei- ligen Stadt gehörten. Dass hier privat inves- tiert wird, ist noch sehr ungewöhnlich. Mit den Förderbanken in Bayern und Baden- Württemberg haben wir dafür ein passendes Modell abgestimmt. Das ist eine Win-win- Situation, denn wir aktivieren privates Kapital, um in Verbindung mit den Förder- mitteln geförderten Wohnraum bereitzustel- len. Auf diese Weise haben wir gefördertes Wohnen wieder in den Blickpunkt gebracht. Gibt es ein Gremium, in dem Sie spezielle Grenzfragen bei der Entwicklung von geför- dertem Wohnen diskutieren? Nittka: Der Vorteil beim geförderten Woh- nungsbau ist, dass es keine Grenzfragen gibt, weil die Miethöhe in Euro und Cent vorgegeben wird. Es gibt eine ortsübliche Miete und dann entweder eine Subjekt- oder eine Objektförderung. Das heißt, ent- weder die Miete sinkt durch einen Zuschuss an die Bewohner – in Bayern gestaffelt je nach Einkommen –, oder die Subvention geht an den Entwickler, entweder durch einen Baukostenzuschuss oder günstige Kredite. Auch andere zentrale Mietregelun- gen sind exakt festgelegt. Welche Rendite erwirtschaften Sie mit Ihrem Immobilienportfolio? Nittka: Mit gefördertem Wohnungsbau er- wirtschaften wir heute zwischen 2,5 und drei Prozent. Als wir das genau in dieser Höhe vor drei oder vier Jahren angeboten haben, wurden wir von den Investoren nach Hause geschickt. Mittlerweile sind sie sehr interessiert. Man hat kein Problem bei der Vermietung, insoweit auch kein Leerstands- risiko wie aktuell bei Hotels oder Shopping- centern. Sie sprechen von Renditen zwischen 2,5 und drei Prozent. Steigt die Inflation, sind solche Renditen nicht mehr so interessant. Müssen Sie dann die Mieten anheben, und dürfen Sie das überhaupt? Nittka: Wir rechnen derzeit mit einer Infla- tion von rund zwei Prozent. Wenn es da- rüber hinausgeht, ist die Frage: Wie reagiert der Fördergeber? Erhöht er womöglich die Förderung, setzt er die Tilgung aus? Wie gehen Sie mit den besonderen Heraus- forderungen um, die derzeit speziell der Berliner Wohnimmobilienmarkt bietet? Nittka: Wie wir damit umgehen, sehen Sie schon daran, wo wir bauen. Wir bauen fast überall, aber so gut wie nicht in Berlin. Unser Projekt „Gleis 17“ befindet sich zwar in Berlin, aber das ist studentisches Wohnen. Klassisches Wohnen machen wir in Berlin nicht. Was wir aber beobachten: Es gibt einen massiven Schub im Wohnungsbau im an Berlin angrenzenden Umland. Branden- burg ist schlau und profitiert von der schlechten Berliner Gesetzgebung. Welche Forderungen stellen Sie an die Poli- tik, damit mehr bezahlbarer Wohnraum zur Verfügung gestellt wird? Nittka: Die Politik sollte auf einen vernünf- tigen Ausgleich achten. Möglich ist das! Hamburg und Berlin sind von ihrer Inter- nationalität und von ihrem Wachstum ver- gleichbar. In Hamburg sehen wir die höchs- te Quote an Wohnbaugenehmigungen, wäh- rend Berlin ganz hinten liegt. Berlin hat es geschafft, 2020 eine geringere Baugenehmi- gungsquote zu haben als im Vorjahr, ob- wohl der Bedarf riesig ist. In Hamburg planen und entwickeln wir mehrere Wohn- projekte. Die Stadt formuliert die Kon- » Mit gefördertem Wohnungsbau erwirtschaften wir heute zwischen 2,5 und drei Prozent. « Reiner Nittka, Vorstandssprecher der GBI Holding AG 70 N o. 2/2021 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S | PROF. DR . J UL I US S CHOE P S & R E I NE R N I T T KA FOTO : © T I M F L AVOR

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