Institutional Money, Ausgabe 2 | 2021

zu werden. Wir haben es immerhin ge- schafft, dass wir bereits seit 2019 zu einem halbjährlichen Berichtsturnus übergehen konnten. Mit welcher Konsequenz? Paul Wessling: Zum einen müssen dann nur noch Vorstand und Aufsichtsrat Stellung nehmen, aber nicht mehr der Wirtschafts- prüfer wie im vierteljährlichen Szenario. Daher sind wir inzwischen schon etwas bes- ser gestellt. Und wir haben zum Glück die Rückendeckung unseres Aufsichtsrats, der nicht müde wird, gegenüber der Bafin zu betonen, dass er nicht einsieht, warum wir bei unseren Prognosen letztlich noch immer unter Manndeckung stehen. Denn am Ende gab es bei der MPK bisher noch nie irgend- welche Leistungskürzungen, und die stehen auch in den nächsten zehn Jahren nicht an. Außerdem hoffen wir natürlich, dass der Zins irgendwann wieder ein normales Ni- veau erreichen wird. Dazu müsste die Europäische Zentralbank aber von einer rein politisch getriebenen zu einer vom Markt getriebenen Zinspolitik zurückkeh- ren. Danach sieht es im Moment aber noch nicht wirklich aus. Und Ihr Portfolio? Welche Struktur haben die Kapitalanlagen der Pensionskasse? Paul Wessling: Als ich vor rund vier Jahren angetreten bin, war unser Portfolio noch nicht wirklich gut diversifiziert. Damals hatten wir den Großteil unserer Gelder in Schuldscheindarlehen und Namenspapiere von Finanzinstituten investiert. Seit 2018 aber haben wir unser Gesamtportfolio auf eine deutlich breitere Basis gestellt. Ein Großteil, etwa 50 Prozent unserer Invest- ments, ist zwar nach wie vor in die erwähn- ten Bankanleihen investiert, weil es nun mal nicht fungible Papiere sind. Allerdings wer- den wir diesen Teil unseres Portfolios über die nächsten Jahre weiter diversifizieren. Und die andere Hälfte? Paul Wessling: Die haben wir in einen über die MEAG aufgelegten Spezialfonds inves- tiert, dessen einziger Anteilseigner wir bis- her sind. Bei der Entscheidung für den Ver- mögensverwalter der Münchener Rück und der Ergo-Gruppe war uns wichtig, einen Partner zu haben, der das Versicherungs- geschäft kennt und gleichzeitig die Profes- sionalität einer Kapitalverwaltungsgesell- schaft mitbringt. Was können Sie über die Gesamtstruktur Ihrer Investments sagen? Paul Wessling: Auch wenn festverzinsliche Anlagen künftig sicherlich eine dominante Rolle in unserem Kapitalanlagebestand ein- nehmen werden, so sind wir inzwischen deutlich breiter aufgestellt. Außerdem wer- den wir angesichts der nach wie vor anhal- tenden Niedrigzinsphase vorerst keine gro- ßen Neuengagements im Anleihensegment eingehen. Unsere Aktienquote liegt bereits heute bei rund zehn Prozent. Und wir haben auch unser Immobilien-Exposure auf der- zeit rund 20 Prozent deutlich erhöht. Worauf setzen Sie bei Immobilien – eher direkte oder indirekte Investments? Paul Wessling: Nach dem wir uns im vergan- genen Jahr mit einem durchaus beachtlichen Erlös von einer Pflegeheimimmobilie ge- trennt haben, halten wir inzwischen nur noch eine Immobilie als Direktanlage in unserem Bestand. Das ist das Gebäude, in dem unsere eigenen Geschäftsräume unter- gebracht sowie insgesamt 35 Wohneinhei- ten sind. Aber auch davon werden wir uns möglichst zeitnah trennen, um den Erlös in indirekte Immobilienanlagen wie Immobi- lienfonds zu investieren. Für eine Pensions- kasse unserer Statur ist der Verwaltungsauf- wand im Zusammenhang mit direkt gehal- tenen Immobilien einfach zu hoch. Für eine Pensionskasse spielt doch sicher auch das Thema Liquidität keine unbedeu- » Unsere Aktienquote liegt heute bei rund zehn Prozent. Und wir haben auch unser Immobilien- Exposure auf rund 20 Prozent deutlich erhöht. « Paul Wessling, Vorstand Müllerei Pensionskasse 60 N o. 2/2021 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S | PAUL WE S S L I NG | MÜL L E R E I P ENS I ONS KA S S E FOTO : © ANDR E A S ENDE RMANN

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