Institutional Money, Ausgabe 2 | 2021

das die Bafin anlegt. Denn ich kenne wirk- lich keine Pensionskasse, die Kapitalanla- gen tätigt, deren Rendite sich unterhalb von einem Prozent bewegt. Zumal sich das meiste im illiquiden Bereich abspielt, aber nicht in täglich handelbaren Assets. Aber heißt das nicht automatisch auch, dass man ein höheres Risiko eingeht? Paul Wessling: Wenn man in Hybridkapital wie Nachrangdarlehen investiert, ist das Risiko natürlich etwas höher. Aber im illi- quiden Bereich lassen sich über Schuld- scheindarlehen oder Namenspapiere auch ohne erhöhtes Risiko noch Zinserträge zwi- schen drei und vier Prozent erzielen. Kurz nachgefragt: Welche konkreten Konse- quenzen hat eigentlich eine intensivierte Aufsicht in der Praxis? Paul Wessling: Im Grunde muss die entspre- chende Pensionskasse entweder jedes Vier- teljahr oder jedes halbe Jahr ein Niedrig- zinsszenario an die Bafin berichten. Letzt- lich ist das eine Prognose, wie sich ihre Ver- pflichtungen und ihre Kapitalanlagen auf Sicht der nächsten zehn und 15 Jahre ent- wickeln werden. Und der Bericht muss Ant- worten geben in Bezug auf die Entwicklung der Beiträge, der Leistungen sowie der Kos- ten der Pensionskasse; im Prinzip die Eck- punkte, an denen man festmachen kann, ob in der Zukunft Leistungskürzungen drohen, weil man seine Verpflichtungen nicht mehr einhalten kann. Wie sieht denn die Situation bei der MPK aus? Paul Wessling: Wir befinden uns natürlich noch nicht in einer Äquivalenz in Bezug auf das Verhältnis von Beiträgen und Rentenan- sprüchen. Denn am Ende können wir über die Beiträge allein die notwendige Höhe für unsere Rentenzahlungen nicht darstellen, einen Teil müssen wir aus unseren Kapital- erträgen finanzieren. Hätten wir hier eine vollkommene Äquivalenz oder würden wir sogar mehr Beiträge einnehmen, als wir auf der Rentenseite ausgeben, so hätten wir wahrscheinlich gute Chancen, aus dieser intensivierten Aufsicht auch ohne Commit- ments unserer Trägerunternehmen entlassen » Wenn man in Hybridkapital wie Nachrangdarlehen investiert, ist das Risiko natürlich etwas höher. « Paul Wessling, Vorstand Müllerei Pensionskasse Ein Meister seines Fachs Paul Wessling ist seit 2018 Vorstandschef der in Krefeld ansässigen Müllerei Pensionskasse (MPK). Er gilt nicht nur als ausgewiesener Experte für die betriebliche Altersvorsorge. Bereits seit Okto- ber 2006 leitet Wessling den Fachkreis Kapitalan- lagen und Asset Management, der bei der Vereini- gung der Versicherungs-Betriebswirte angesiedelt ist. Begonnen hat für ihn alles mit einer Ausbildung zum Krankenversicherungskauf- mann beim früheren Asseku- ranzunternehmen Berliner Verein. Sein anschließendes Studium der Versiche- rungswirtschaft hat Wessling an der Univer- sität Köln absolviert. Es folgten diverse Stationen in einer ganzen Reihe von kleineren und mittelgroßen Versi- cherungsunternehmen – eine Zeit, in der er zudem diverse Softwarelösungen für die Versicherungsbranche selbst programmiert hat. In der Zeit von 2009 bis 2018 hat Wessling sich darüber hinaus als Vorstand der Gerther Sterbekasse einen Namen als findiger Sanierer gemacht. Das durch Ver- untreuung in Schieflage geratene Unternehmen hat er in dieser Zeit so weit saniert, dass es auf eine andere Sterbegeldver- sicherung übertragen werden konnte. N o. 2/2021 | www.institutional-money.com 59 T H E O R I E & P R A X I S | PAUL WE S S L I NG | MÜL L E R E I P ENS I ONS KA S S E

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=