Institutional Money, Ausgabe 2 | 2021

der heutigen Computerpower bewegen wir uns inzwischen auf einem vollkommen anderen Niveau. Neue Technologien auf Grundlage künstlicher Intelligenz eröffnen quantitativen Asset Managern neue Mög- lichkeiten, um ihre Investmentprozesse zu verbessern und spezifische Kundenbedürf- nisse gezielter zu adressieren. Ein gutes Beispiel ist maschinelles Lernen zur Aus- wertung alternativer Daten. Sehr vielver- sprechend ist zum Beispiel der Einsatz des Natural Language Processing zur Identifika- tion aussagekräftiger Signale durch syste- matische Analysen von Nachrichtendaten oder Unternehmensveröffentlichungen. Der Modellbaustein „Sprachanalyse“ im Be- reich der Momentum-Faktoren zum Bei- spiel analysiert die gesprochenen Wörter auf den quartalsweise stattfindenden Ana- lystenkonferenzen. Durch Analysen auf der Grundlage von Schlüsselwörter-Katalogen, die wir zusammen mit Linguistikprofesso- ren entwickelt haben, können wir so besser einschätzen, ob ein Unternehmen von Quar- tal zu Quartal optimistischer oder pessimis- tischer wird. Und jetzt muss ESG auch noch berücksich- tigt werden, weil die enormen Mittelflüsse das sozusagen verlangen, richtig? Bernhard Langer: Der ESG-Trend ist da und wird auch nicht mehr weggehen. Die Asset Manager müssen sich auf das sich ändernde Regulierungs- und Marktumfeld einstellen. In Europa ist die seit März geltende SFDR- Verordnung ein wichtiger Impuls für nach- haltiges Investieren. Meine Gruppe hat bereits alle Publikumsfonds auf Artikel-8- oder Artikel-9-Fonds umgestellt, darunter auch einen unserer größten Fonds, den Pan European Structured Equity Fund. Wir set- zen voll auf ESG, weil wir sehen, wie bestimmend dieser Trend ist. Mit Manuela von Ditfurth haben wir eine ESG-Expertin mit jahrzehntelanger Expertise an Bord. Und für die Distributoren wird ESG ein zunehmend hartes Kriterium, noch vor der Performance. Bei den Fondsanbietern hat das schon eine gewisse Panik ausgelöst, und die meisten heben vermutlich die Hälfte ihrer Fonds auf dieses höhere Niveau. Da- bei wird das in Europa sehr heterogen sein – in jedem Land wird der größte Anbieter hier den Standard setzen. Aber was ist ESG denn nun am Ende – ein Rendite- oder ein Risikofaktor? Bernhard Langer: Ich glaube, dass es ein Renditefaktor ist, weil sich dieser Trend durchsetzt und ein Unternehmen, das ESG- konform gemanagt wird, ein besseres ist. Empirisch haben wir allerdings noch zu wenig Daten, um das wirklich zu belegen. Durch die Fokussierung des gesamten Marktes und die politische Willensbildung ist ESG aber auch ein Risikofaktor. Wenn das ESG-Rating eines Unternehmens her- abgestuft wird, bricht der Aktienkurs ein. Und wo es vor zehn Jahren vielleicht zwei oder drei Downgrades im Monat gab, sind es heute zwei oder drei am Tag. Wer ESG nicht als Risiko berücksichtigt, verpasst also etwas. Sie bezeichnen Multi-Faktor-Investing und ESG sogar als „Perfect Partners“. Warum? Bernhard Langer: Wir betrachten Multi-Fak- tor-Strategien und ESG tatsächlich als idea- le Kombination. Seit mehr als 20 Jahren betreuen wir maßgeschneiderte ESG-Man- date, und seit 2017 sind ESG-Erwägungen fester Bestandteil unseres standardmäßigen Multi-Faktor-Prozesses. Durch die Verbin- dung von ESG mit unserem bewährten Multi-Faktor-Ansatz können wir risikokon- trollierte Portfolios bauen, die Mehrerträge gegenüber ihrem Referenzindex und zu- gleich ein besseres ESG-Profil anstreben. Entscheidend ist, dass wir durch den Multi- Faktor-Ansatz ein ausgewogeneres Portfolio » Der ESG-Trend ist da und wird auch nicht mehr weggehen. Die Asset Manager müssen sich auf das sich ändernde Regulierungs- und Marktumfeld einstellen. « Bernhard Langer, CIO Invesco Quantitative Strategies N o. 2/2021 | www.institutional-money.com 51 T H E O R I E & P R A X I S | BE RNHARD L ANGE R | I NVE S CO

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