Institutional Money, Ausgabe 2 | 2021

tegien setzen auf Aktien kleiner Unterneh- men, Low Volatility auf schwankungsärme- re Titel. Bei Momentum-Strategien werden Aktien mit einer zuletzt überdurchschnitt- lichen Entwicklung gekauft, bei Quality- Strategien solche von Unternehmen guter Qualität, bei Dividend-Yield-Strategien die- jenigen mit hoher Dividendenrendite. Die Abgrenzung erfolgt anhand von quantifi- zierbaren Größen wie dem KGV, dem Kurs-Buchwert-Verhältnis, der Dividenden- rendite oder der Volatilität. Wenn ich es richtig sehe, dann steht Ihre Begründung, warum es überhaupt Faktor- prämien gibt, auf drei Beinen: Risikokom- pensation, Anlegerverhalten und Industrie- struktur beziehungsweise Marktbedingun- gen. Können Sie das ein wenig erläutern? Bernhard Langer: Faktoren bieten eine Prämie für das Eingehen bestimmter Risiken, kön- nen in einem wiederkehrenden, aber nicht notwendigerweise rationalen Anlegerverhal- ten begründet sein oder aus bestimmten Marktstrukturen oder -hemmnissen resultie- ren. Eine Risikoprämie ist im Wesentlichen eine Entlohnung dafür, dass man ein syste- matisches Risiko eingeht. Beispielsweise wird ein Size-Investor, der in kleinere Unternehmen investiert, mit einer höheren Prämie dafür belohnt, dass er ein gewisses Illiquiditätsrisiko übernimmt. Die Rendite- prämie eines Risikofaktors lässt sich dem- nach nur vereinnahmen, wenn man ein Fak- torrisiko eingeht. Das bedeutet auch, dass die Prämie über längere Zeit negativ sein kann. Aber auch wenn sich die Risikobereit- schaft im Zeitablauf ändern kann, erwarten wir ex ante immer, dass das Risiko mit einer positiven Prämie entlohnt wird und die Prä- mie Bestand hat. Was die verhaltensökono- misch begründete Faktorprämie angeht, lässt sich der Faktor Momentum zum Bei- spiel gut auf den „Herdentrieb“ von Inves- toren zurückführen: Anleger neigen dazu, die Gewinner von gestern – also die Teslas dieser Welt – weiter zu kaufen und ihre Ak- tien zu spät zu verkaufen. Menschliche Ent- scheidungen sind über die Zeit, selbst über Strukturbrüche hinweg, relativ konstant. So viel scheint der Mensch nicht dazuzulernen. Was die marktstrukturell begründeten Fak- torprämien angeht, können bestimmte Ein- schränkungen oder regulatorische Vorgaben für große Marktteilnehmer eine Rolle spie- len und die Märkte nachhaltig beeinflussen. Welche tatsächlichen Innovationen finden denn in jüngerer Zeit Anwendung im Be- reich des Factor Investings? Bernhard Langer: In den Achtzigern hatten wir ja schon die neuronalen Netze, aber mit » Wer ESG nicht als Risikofaktor berücksichtigt, verpasst etwas. « Bernhard Langer, CIO Invesco Quantitative Strategies Findiger Modellbauer Bernhard Langer ist 1964 in München gebo- ren. Schon nach dem Abitur entscheidet er sich für die Finanzbranche und absolviert eine Bank- lehre bei der Bayerischen Vereinsbank, an die sich ein Studium der Betriebswirtschaft an der Ludwigs-Maximilian-Universität anschließt. Der Vereinsbank bleibt er aber treu: Er kehrt nach dem Studium in den Bankberuf zurück, um sich ab 1989 seine ersten Sporen als Fonds- manager für die damalige Invest- menttochter der Vereinsbank, die Bayerische Kapitalanlagegesellschaft, zu verdienen. Im Jahr 1994 wech- selt Langer zur LGT Asset Manage- ment, wo er nur zwei Jahre später zum Leiter des dortigen Aktien- fondsteams aufsteigt. Nach erneut zwei Jahren übernimmt Invesco die LGT Asset Management, und Langer baut bei dem US-Haus den Bereich Quantitative Strategies auf. Im Jahr 2000 steigt er zum Chief Investment Officer für Deutschland auf, im Januar 2009 wird Langer zum Chief Investment Officer der an vier Standorten weltweit aktiven Invesco Global Quantitative Strategies Gruppe ernannt. Sein Team von inzwi- schen mehr als 50 Mitgliedern verwaltet heute ein Anlage- vermögen von rund 35 Milliar- den US-Dollar in den compu- tergesteuerten Fondslösungen des Unternehmens. 50 N o. 2/2021 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S | BE RNHARD L ANGE R | I NVE S CO FOTO : © MA RT I N JOP P EN

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