Institutional Money, Ausgabe 2 | 2021

B ereits seit dem Jahr 1970 ste- hen sich zwei gegensätzlich argumentierende Lager in Be- zug auf eine Frage gegenüber, die bis heute nicht abschließend beantwortet ist. Damals veröffentlichte Eugene Fama seine wegweisende Hypothese der Effizienz von Kapitalmärkten. Famas Anhänger sind seither davon überzeugt, dass Assetpreise alle am Markt verfügbaren Informationen widerspiegeln, was es für Investoren lang- fristig unmöglich mache, den Markt zu schlagen. Die andere Seite hält genauso hartnäckig dagegen, räumt zwar ein, dass es nicht einfach, aber keineswegs unmöglich sei, ein besseres Anlageergebnis zu erzielen als der Gesamtmarkt. Zu den Vertretern der zweiten Kategorie gehört Bernhard Langer, Chief Investment Officer der an vier Stand- orten weltweit aktiven Invesco Global Quantitative Strategies Gruppe. Sein inzwi- schen mehr als 50 Mitglieder zählendes Team verwaltet für den amerikanischen Asset Manager ein Anlagevermögen von mittlerweile rund 35 Milliarden US-Dollar. Langer gilt als einer der Pioniere des soge- nannten Faktorinvestments, das versucht, mithilfe von quantitativen Investment- modellen bestimmte am Markt vorhandene Ertragsfaktoren dazu zu nutzen, einen lang- fristigen Mehrwert für Anleger zu generie- ren. Wir haben ihn zum Gespräch gebeten. Herr Langer, Sie beschäftigen sich seit Jah- ren mit Factor Investing. Ohne gleich auf bestimmte Faktoren einzugehen: Was macht das generelle Wesen eines Faktors aus? Bernhard Langer: Faktoren sind Bausteine, die das Risiko und die Rendite eines Vermö- genswerts mitbestimmen – quantifizierbare Investmentmerkmale, die durch umfassende Analysen langer Zeitreihen von Marktdaten identifiziert wurden und das Risiko-Rendite- Profil eines Portfolios im besten Fall über alle Marktkonditionen und Zeiträume hin- weg erklären können. Als eine Art Invest- ment-DNA wirken Faktoren in allen Port- folios, also auch in solchen, die nicht nach einem Faktoransatz gemanagt werden. Aus Im Interview erklärt Bernhard Langer , Chief Investment Officer von Invesco Quantitative Strategies , warum die Frage nach aktiv oder passiv zu kurz greift. Und wo die tatsächlichen Innovationen im Bereich des Faktor Investings zu finden sind. » DIE DRITTE SÄULE D Bernhard Langer: „Mit unserem Ansatz werden wir zwar nie Fonds- manager des Jahres werden, einfach weil wir keine großen Wetten eingehen, sondern relativ risikoarm agieren und auf eine nachhaltige Performance set- zen. Wenn man sich aber die Perfor- mance über drei, fünf oder zehn Jahre anschaut, sieht man, dass ein Mehrwert generiert wurde, auch im Verhältnis zum eingegangenen Risiko.“ 44 N o. 2/2021 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S | BE RNHARD L ANGE R | I NVE S CO FOTO : © MA RT I N JOP P EN

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