Institutional Money, Ausgabe 2 | 2021

Zeithorizont mit. Bei einem Fondsmanager sieht das schon sehr viel anders aus. Auch er wird vielleicht auf die grundsätzliche Langfristigkeit seiner Strategie verweisen. Aber er weiß nun einmal nie einzuschätzen, wie sich seine Mittelflüsse in Zukunft ent- wickeln werden. Das gilt auf andere Art auch für Versicherungen oder Pensionsein- richtungen, die in ihrer Anlagestrategie sehr genau berücksichtigen müssen, wie hoch die verbindlich zugesagten Auszahlungen aus einer Rentenversicherung oder einer Pensionszusage sind, die in der nächsten Zeit auf sie zukommen werden. Bereits im Credit Suisse Jahrbuch 2020 haben Sie sich im Zusammenhang mit dem ESG-Thema auch mit der Korrelation von entsprechenden Ratings auseinandergesetzt. Mit welchem Ergebnis? Elroy Dimson: Vereinfacht gesagt, dass es eine nur sehr schwache Korrelation zwischen den einzelnen Anbietern solcher Ratings gibt. Über alle drei ESG-Aspekte Umwelt, Soziales und Unternehmensführung lag die- se, je nachdem welche Anbieter man ver- gleicht, zwischen 0,3 und 0,6. Beim Ver- gleich der Einzelkriterien lag die Korrela- tion sogar noch niedriger, in Bezug auf das Thema Governance war sie sogar fast über- haupt nicht vorhanden, sprich nahe null. Letzteres ist ein Problem aufgrund von oft noch fehlenden Daten zu vielen Unterneh- men, womit die einzelnen Ratingagenturen durchaus unterschiedlich umgehen. Manche verleihen dann einen negativen Score, ande- re behelfen sich mit entsprechenden Bran- chenzahlen, die sie heranziehen, und richten ihre Benotung danach aus. Wiederum ande- re nutzen statistische Modelle, um fehlende Metriken zu errechnen. Dennoch bleibt oft unklar, warum ein bestimmtes Unterneh- men einen hohen oder einen niedrigen Score enthält. Was konnten Sie über die Performance von nachhaltigen Investments herausfinden? Elroy Dimson: Eine abschließende Beurteilung ist derzeit noch schwer, obwohl es bereits eine Vielzahl entsprechender wissenschaft- licher Untersuchungen zu diesem Thema gibt. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass wir trotz der umfangreichen Literatur mit ihren unterschiedlichen Erkenntnissen fast keine überzeugenden Studien gefunden haben, die eine nachhaltige Outperformance von ESG-Fonds belegen. Die meisten wei- sen auf eine neutrale bis leicht negative relative Performance von ESG-Fonds hin – im Gegensatz zu der häufig in den Medien formulierten Erwartung, dass Nachhaltigkeit zu einer höheren Performance beziehungs- weise einem geringeren Anlagerisiko führt. Es gibt jedoch Belege in der Literatur, die darauf hindeuten, dass der Preis, den ESG- Anleger für ihre Prinzipien zahlen, wahr- scheinlich relativ bescheiden ist. Worauf wird es in Zukunft ankommen? Elroy Dimson: Dass so manches noch beste- hende Problem gelöst wird. Das betrifft nicht nur die häufig noch dünne Datenlage insbesondere von kleinen und mittleren Unternehmen. Auch ein Thema wie Green- washing wird man angehen müssen. Es kann ja nicht sein, dass Unternehmen wie die Hersteller von fossilen Brennstoffen reihenweise aus den Portfolios von Asset Managern verschwinden, indem diese an Private-Equity-Gesellschaften ausgelagert werden, nur um sie später wieder in Form entsprechender Fonds zurückzukaufen. Und am Ende ist fraglich, ob ein Asset Manager die richtige Adresse ist, um zu entscheiden, was nachhaltig ist und was nicht. Aus mei- ner Sicht ist das eher eine Aufgabe für Regierungen, Juristen und Regulatoren. Wir danken für das Gespräch. HANS HEUSER » Unsere Erfahrung sollte uns eher Realismus lehren, nicht Optimismus. « Elroy Dimson, Cambridge Judge Business School 42 N o. 2/2021 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S | PROF. E L ROY D IMSON | CAMBR I DGE UN I VE R S I T Y FOTO : © S A R AH WE A L

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=