Institutional Money, Ausgabe 2 | 2021

A ufgrund der dauerhaft niedri- gen Zinsen sind viele Inves- toren dazu übergegangen, ihre Investments in Alterna- tives deutlich zu erhöhen – zulasten von Fixed Income. Im Alternatives-Bereich ist noch die notwendige Rendite zu holen, um den Rechnungszins zu erreichen, und bei Versorgungswerken stört die geringere Liquidität von Immobilien, Private Equity, Infrastruktur oder Private Debt im Regelfall nicht, sondern sie können in aller Ruhe die Illiquiditätsprämie ern- ten. Diese Entwicklung hat dazu ge- führt, dass einige Versorgungswerke an die Grenzen der von der Regulatorik vorgegebenen Quoten stoßen. Hier gibt es nun einen Lichtblick. Lichtblick in NRW Nach einem Erlass des Finanzministeri- ums von Nordrhein-Westfalen (NRW) vom 4. März 2021 können sich Versorgungswer- ke aus diesem Bundesland neuerdings eine separate Infrastrukturquote geneh- migen lassen. „Den Versorgungswerken steht es frei, eine separate Infrastruktur- quote von fünf Prozent bei der Aufsicht im Ministerium der Finanzen des Lan- des Nordrhein-Westfalen zu beantragen. Diese Quote gilt bei Genehmigung ne- ben den sonstigen Quoten der Anlage- verordnung, beispielsweise der Risiko- kapitalquote oder der Immobilienquote“, lässt das Finanzministerium des Landes wissen. Dabei habe man berücksichtigt, dass die Versorgungswerke in den ver- gangenen Jahren weitgehend auch auf der Passivseite Maßnahmen ergriffen haben, um den Druck auf die Kapital- anlage zu senken. Zweck des Erlasses ist es, die Quoten- situation zu entlasten, denn viele Versor- gungswerke mussten bereits die fünfprozen- tige Öffnungsklausel der Anlageverordnung nutzen. Diese war dann oft weitgehend belegt und stand für andere Investments, die man ebenfalls tätigen wollte, nicht mehr zur Verfügung. „Das ist schade, insbesondere für die Mit- glieder der Versorgungswerke; denn Alter- natives sind inzwischen einfach alternativ- los“, meint Florian Kluge, Managing Direc- tor bei Ardian, einem der führenden Asset Manager im Bereich Alternative Invest- ments. Eher rhetorisch ist daher seine Frage: „Wie sollen die Versorgungswerke denn sonst den Rechnungszins erzielen, der bei einigen noch immer bis zu 3,5 Prozent beträgt? Das werden Sie mit Staatsanleihen oder BBB-gerateten Papieren nicht erzielen können!“ Die 15 Versorgungswerke, die in dem Bundesland ansässig sind, freuen sich über die näher gerückte Flexibilität, auch wenn sie mit Auflagen verbunden ist. „Die neue Infrastrukturquote ermöglicht eine Erweite- rung der Kapitalanlage, denn normalerweise gibt es folgende Restriktionen: 35 Prozent Die Versorgungswerke in Nordrhein-Westfalen erhalten eine separate Infrastrukturquote von fünf Prozent. Sie soll zum einen die Quotensituation entlasten und zum anderen nachhaltige Infrastrukturinvestitionen fördern. In Deutschland gibt es 90 Versorgungswerke Beitragszahlende Mitglieder nach Geschlecht und Berufsstand (Stand: 31. 12. 2018) Die meisten berufsständischen Versorgungswerke wurden gegründet, nachdem der Gesetzgeber 1957 in der ersten großen Rentenreform die Selbstständigen von einer Mitgliedschaft in der gesetzlichen Rentenversicherung ausgeschlossen hatte. Heute gibt es eigenständige Versorgungswerke für verschiedene Berufsgruppen. Sie haben derzeit mehr als eine Million Mitglieder, und die Vermögensanlagen betragen zusammen mehr als 218 Milliarden Euro. Quelle: abv 0 50.000 100.000 150.000 200.000 250.000 Architekten Steuerberater/ Wirtschafts- prüfer Rechtsanwälte/ Notare Apotheker Tierärzte Zahnärzte Ärzte Frauen Männer » Das WPV wird die neue Infra- strukturquote nutzen. Damit haben wir fünf Prozent mehr Spielraum. « Dr. Hans Wilhelm Korfmacher, Geschäftsführer des Versorgungswerks der Wirtschaftsprüfer und der vereidigten Buchprüfer im Lande Nordrhein-Westfalen (WPV) Zwei Fliegen mit einer Klappe 240 N o. 2/2021 | www.institutional-money.com S T E U E R & R E C H T | I NF RA S T RUK TURQUOT E FOTO : © V E R SORGUNGSWE R K DE R W I RT SCHA F T S P RÜ F E R , S HOKOKOA RT | S TOCK . ADOB E . COM

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