Institutional Money, Ausgabe 2 | 2021

und der neuen Stadthalle.“ Durch diese Vor- gehensweise können die Zimmer an die Berufspendler etwas günstiger vermietet werden. „Uns ist wichtig, dass wir eine Durchmischung der Mieterstruktur haben, da wir der festen Überzeugung sind, dass dies neben der Bauqualität ein weiterer Fak- tor für Wohnqualität ist. Daneben ist es aus Risikogesichtspunkten zur Diversifikation des Einkommensstroms interessant“, erklärt Szczodrowski. Ein weiteres Objekt erwirbt der Europa- Fonds gerade in Barcelona. „An jedem Standort analysieren wir, wie die Ge- pflogenheiten sind. In Deutschland wer- den etwa Mehrbettzimmer schwer ange- nommen, die Leute bevorzugen Single- Wohnungen. In Irland ist es hingegen normal, dass man zu mehrt wohnt. Dort haben wir in Dublin in der Regel Clus- ter, wo jeder sein Zimmer und Bad hat, sich jedoch sechs bis acht Bewohner eine Küche teilen“, so Szczodrowski. Künftig mehr Homeoffice Der Verband BML teilt mit, dass die Coronakrise zwar zu Einbußen in Teilberei- chen des Micro-Living-Bereichs geführt hat, dass die Entwicklungsmöglichkeiten aber positiv bleiben. Das sieht Szczodrowski ähnlich: „Die Vermietung neuer Objekte stellt derzeit eine Herausforderung dar. Jetzt ein neues Haus einzuführen ist mühsam“, meint er. „Aber was vermietet ist, bleibt in der Regel vermietet. So hatten wir vor Corona mit unseren Mikroapartments eine Auslastung von 98 Prozent. Jetzt während der Pandemie sind es 90 Prozent.“ Für die Zeit danach ist er optimistisch: „Wir rech- nen damit, dass es dann mehr Berufspendler geben wird, die Mikroapartments nachfra- gen. Die müssen nach der Pandemie viel- leicht nur noch zwei oder drei Tage ins Büro und ziehen womöglich nicht mehr mit der ganzen Familie an ihren Arbeitsort. Sie suchen dann eine praktische Unterkunft in der Stadt, und die bieten wir.“ Auch Union Investment hat mit dem 2017 aufgelegten Spezialfonds Urban Living Nr. 1 ein Fondsprodukt für kleintei- liges Wohnen in urbaner Lage, das sich an institutionelle Investoren wendet. Erst im Januar hat der Fonds vom Projektentwickler GBI 107 voll möblierte Mikrowohnungen unmittelbar am Hauptbahnhof Wiesbaden erworben. „Die Vermietung ist trotz der Pandemie sehr gut angelaufen. Ein Großteil der Flächen ist bereits vergeben“, erklärt Georg-Christian Rueb, Fondsmanager des Urban Living Nr. 1 von Union Investment. Es handelt sich dabei um Ein- bis Zwei- Zimmer-Apartments mit Größen zwischen 30 und 50 Quadratmetern und Balkon. Zur Anlage gehören 107 Pkw-Stellplätze, teil- weise mit Ladestationen für Elektroautos. Als Zielgruppe ihrer Mini-Apartments ha- ben GBI und Union Investment Berufsein- steiger, Projektmitarbeiter, Fernpendler und Consultants im Visier, die von dort mit der Bahn schnell nach Frankfurt fahren können. Auch Rueb ist von den weiteren Ent- wicklungsmöglichkeiten des Wohnstils auf kleiner Fläche überzeugt. „Wohnen auf Zeit ist keine kurzfristige Modeerscheinung, sondern die Antwort auf soziodemogra- fische Veränderungen und die steigende Flexibilität in der Arbeits- und Ausbildungs- welt. Die Zielgruppen dieses Segments werden von der Pandemie derzeit zwar teil- weise etwas ausgebremst, der zugrunde lie- gende langfristige Trend ist aber weiterhin intakt“, meint Rueb. Auch europäische Anbieter sind auf dem deutschen Micro-Living-Markt aktiv. So hat die Catella Residential Investment Manage- ment (CRIM) im ersten Quartal 2021 ihr drittes Closing für den Catella European Student Housing Fund II (CESHF II) durchgeführt. Deutsche institutionelle Anle- ger haben diesem Fonds 40 Millionen Euro bereitgestellt und ihre Kapitalzusagen auf 170 Millionen Euro erhöht. In den 18 Monaten seit Auflage hat der CESFH II sieben Immobilien mit fast 2.000 Wohneinheiten in fünf europäischen Län- dern erworben, zuletzt das Telegrafkollegiet, ein Studentenwohnheim in Kopenhagen, für 45 Millionen Euro. Der Fonds bietet Anle- gern auf Basis der erworbenen Immobilien einen prognostizierten Total Return (IRR) von mehr als fünf Prozent im Jahr bei einer direkten Rendite von mehr als 3,5 Prozent. CESHF II ist der Nachfolgefonds von CRIMs erstem europäischem Studenten- wohnungsfonds aus dem Jahr 2013, der seit seiner Auflage bis zum ersten Quartal 2021 eigenen Aussagen zufolge einen IRR von mehr als 6,5 Prozent im Jahr erzielt hat. Investoren greifen zu Die offenbar guten Aussichten sorgen dafür, dass Investoren bei Mikroapartments zugreifen. Viele Versicherer sind bereits investiert, etwa Allianz, Gothaer, Hanse Merkur. Aber auch kleinere Investoren interessieren sich für das Segment. Erst im April wurden 123 möblierte Apartments, darunter 86 Mikroapartments in Karlshorst, fertiggestellt, die für die Genossenschafts- bank PSD Bank Berlin-Brandenburg vom Projektentwickler GBI entworfen wurden. Gebaut wurden 36 Wohnungen mit einem oder zwei Räumen bei Wohnflächen von 30 bis 65 Quadratmetern, eine Kindertages- pflegeeinrichtung sowie 86 Apartments für Studierende und Auszubildende mit durch- schnittlich 20 Quadratmetern. „Als Bank möchten wir vom Zinsmarkt unabhängige Ertragsquellen erschließen und neuen Wohnraum schaffen, der der ange- spannten Situation am Berliner Wohnungs- markt entgegenwirkt. Wir planen daher, un- ser Immobilienportfolio auch in den nächs- ten Jahren kontinuierlich zu erweitern“, so Daniel Mohaupt, einer der drei Vorstände der PSD Bank Berlin-Brandenburg. Aktuell umfasst das Immobilienportfolio der Genos- senschaftsbank mehr als 480 Wohn- und über 80 Gewerbeeinheiten. Innerhalb der nächsten Jahre werden zirka 40 weitere Wohnungen neu gebaut. Die Bestands- und Neubauobjekte befinden sich hauptsächlich in Berlin und Umgebung. „Die Studenten- apartments sind schon komplett vergeben. Auch bei den Wohnungen rechnen wir mit einer schnellen Vermietung“, freut sich Mo- haupt. Auch ausländische Investoren sind in » Mikroapartments sind ein Segment, das digitaler funktioniert als normales Wohnen. « Andre Schmöller, Chief Investment Officer Domicil Real Estate AG 222 N o. 2/2021 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R A T E G I E N | IMMOB I L I EN – S E RV I C ED APAR TMENT S FOTO : © MA R I NA GECK E L E R

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