Institutional Money, Ausgabe 2 | 2021

D ie neue Lust auf Mini hat nichts mit der Frühjahrsmode zu tun, sondern ist ein Phä- nomen, das sich aus ver- schiedenen Entwicklungen ergibt, die den Immobilienmarkt beeinflussen: kaum be- zahlbare Mieten in Ballungsgebieten bei gleichzeitig geringem Leerstand, mehr Singlehaushalte, eine wachsende Zahl von Berufspendlern, mehr Projektgrup- penarbeiten und last but not least – mehr Homeoffice. „All das schafft Bedarf für Micro Living“, beobachtet Jens Rautenberg, Geschäftsführer der Conversio-Gruppe. Das 2009 gegrün- dete Beratungsunternehmen analysiert Bauträger, Standorte und Immobilien für institutionelle Investoren, Finanzdienst- leister und Vertriebe. Wachsender Markt Dabei stellt Micro Living eine relativ junge Assetklasse dar. „Als separate Assetklasse wird sie in Europa eigent- lich erst seit 2015 wahrgenommen“, weiß Rautenberg. „In Deutschland ist diese Nische in den Big-7-Städten ent- standen, wo der Wohnraummangel be- sonders eklatant war und es zu extrem steigenden Quadratmetermietpreisen kam. Da bleibt vielen Mietern nichts an- deres übrig, als kleinteilig anzumieten.“ Anfangs wurde kleinteiliges Wohnen pauschal als „Studentenapartments“ be- zeichnet. Später stellte die Branche fest, dass oft nicht mal die Hälfte der Mieter Studenten sind, sondern eine Mixtur aus Studenten, Pendlern, Berufseinsteigern und älteren Menschen. „Jetzt spricht man von Mikroapartments, was die Sache besser trifft“, so Rautenberg. An- fragen von Investoren zum Thema Mi- kroapartments kämen immer häufiger, und auch die steigende Anzahl entspre- chend ausgerichteter Spezialfonds unter- streicht das anziehende Interesse an klein- teiligen Wohnungen. „2015 hatte der deutsche Micro-Living- Markt ein Transaktionsvolumen von 200 Millionen Euro“, erzählt Rautenberg. 2016 wuchs das Transaktionsvolumen dann schon auf eine Milliarde Euro. „2018 war bisher das beste Jahr – mit einem Transak- tionsvolumen von 1,8 Milliarden Euro. 2019 und 2020 ging es jeweils ein Stück zurück, im letzten Jahr sicherlich coronabe- dingt“, so Rautenberg, aber er schätzt: „Das Transaktionsvolumen wird vermutlich bald wieder ansteigen.“ Die wachsende Marktgröße und die inter- essanten Quadratmetermieten rückten den Markt ins Blickfeld von institutionellen In- vestoren. „Im Bereich Micro Living bauen Sie neu, erhalten aber eine deutlich höhere Quadratmeterkaltmiete als nebenan“, beob- achtet Rautenberg. „15 bis 25 Euro Kalt- Temporäres Wohnen beziehungsweise Micro Living ist eine relativ junge Assetklasse, die sich in der Corona-Pandemie als weitgehend resilient erweist. Dass hier noch Renditen um die vier Prozent möglich sind, macht das Thema für institutionelle Investoren interessant. Das Transaktionsvolumen wächst seit 2015 Allerdings hat die Corona-Pandemie eine deutliche Delle hinterlassen. Experten gehen davon aus, dass das Investmenttransaktionsvolumen bald wieder ansteigen wird. Viele Marktteilnehmer wollten während der Corona-Pandemie abwarten, was passiert, werden jedoch wieder in den Markt einsteigen, sobald die Situation klarer ist. Das Grundthema, das Missverhältnis zwischen Angebot und Nachfrage, bleibt bestehen. Quelle: CBRE Research, Q4 2020 0 200 400 600 800 1.000 1.200 1.400 1.600 1.800 2.000 I 2020 I 2019 I 2018 I 2017 I 2016 I 2015 I 0 2.000 4.000 6.000 8.000 10.000 12.000 14.000 Transaktionsvolumen in EUR Durchschnitt Transaktionsvolumen 2015-2019 Anzahl gehandelte Wohneinheiten Durchschnitt Anzahl Wohneinheiten 2015-2019 Wohneinheiten Transaktionsvolumen in Mio. EUR » Wir setzen darauf, dass Micro Living ein Megatrend wird. « Michael Ries, CEO pantera AG Die neue Lust auf Mini 216 N o. 2/2021 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R A T E G I E N | IMMOB I L I EN – S E RV I C ED APAR TMENT S FOTO : © PANT E R A AG, B E E BOY S | S TOCK . ADOB E . COM

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