Institutional Money, Ausgabe 2 | 2021

Ziel mit der höchsten Wahrscheinlich- keit erreichen?“ Bei Finvia ist die Errechnung einer strategischen Asset Allocation innerhalb einiger Minuten erledigt; dann kann gleich mit der Umsetzung begonnen werden. „Eine solche dynamische Asset Allocation ist für ein klassisch geführtes Family Office schlicht nicht machbar“, erklärt Neuhaus die Vorteile seiner Digitalisierungsstrategie. Ab Sommer neue App Noch in diesem Jahr soll die digitale Plattform auch als App angeboten wer- den. „Dazu haben wir gerade die Anfor- derungen und Wünsche unserer Kunden gesammelt, die wir dann in unsere App einfließen lassen“, so Neuhaus. Der Kunde kann dann jederzeit und überall per Handy seinen aktuellen Vermögens- status abrufen. Das können auch Kun- den der meisten Onlinebanken, „aber nicht über alle Assetklassen hinweg“, hakt Neuhaus ein. „Im liquiden Bereich ist das tatsächlich längst nichts Neues. Hier arbeiten auch wir mit Schnitt- stellen und übernehmen die Daten der Depotstellen. Sie werden von uns allerdings noch einmal kontrolliert und kuratiert. Im illiquiden Bereich gibt es das aber bisher noch nicht. Dafür haben wir eigens 15 Ver- mögensbuchhalter eingestellt, die das Bild für den Kunden entsprechend abrunden.“ So zeigt die App beispielsweise auch alle Private-Equity-spezifischen Kennzahlen wie die relative und die absolute Wertentwick- lung, IRR, TVPI-Multiplikator etc. Bei den Immobilien kann sich der Kunde alle rele- vanten Dokumente anzeigen lassen, bei- spielsweise Kaufvertrag, Notarurkunde, Bauakte, Hausgeldabrechnungen, Grund- steuerbescheide etc. „Sie können in die App auch Schmuck oder Uhren einbringen, zum Beispiel den Kaufvertrag, Fotos, Gutachten. So haben Sie im Fall von Brand oder Dieb- stahl alles Relevante zur Hand und sind funktionsfähig. Ganz nebenbei kann es auch einen gewissen Unterhaltungswert haben“, lacht Neuhaus. Die Dokumente sind archiviert und wei- terleitbar. Ihrem Steuerberater können die Kunden die Dokumente auch über eine DATEV-Schnittstelle zur Verfügung stellen. „Das entlastet die Kunden administrativ immens!“, ist Neuhaus stolz. Auf den ersten Blick wirkt die App sehr übersichtlich. „Wir wollten die App nicht überfrachten. Daher sieht man in der ersten Ebene nur die Spitze des Eisbergs, also nur den Bereich, wo sich etwas ändert“, so Neuhaus. Hier werden die folgenden Fragen beantwortet: Wie hoch ist mein Vermögen? Wie entwickelt es sich im Zeitablauf? Was ist die Performance (relativ/absolut)? Sicht- bar sind hier auch die aktuelle und die strategische Asset Allocation, ebenso die Differenz zwischen Soll- und Ist-Zustand, die sich etwa durch Marktpreisbewegungen ergibt. Auch den Stand seiner aktuellen Liquidität sieht der Kunde – konsolidiert über alle Bankverbindungen. Auf der nächsten Ebene kann er die Wertentwicklung jeder einzelnen Position einsehen. Eine Ebene darunter sind die KIIDs oder sonstige Dokumente hinterlegt. Beratung wird fokussierter Neuhaus möchte die App und die sonsti- gen digitalen Angebote nicht als Beschnei- dung der Beratung verstanden wissen, son- dern als Ergänzung. „Digitalisierung bedeu- tet bei uns nicht, dass der Kontakt zum Kunden verringert wird. Vielmehr kann dadurch die Beziehung zwischen Kunden- berater und Kunde fokussierter sein – und es bleibt mehr Zeit für eine sinnvolle Bera- tung.“ Wenn der Kunde es möchte, kann er auch ein traditionelles PDF-Dokument oder einen Ausdruck erhalten. Aber Neuhaus meint, dass die Digitalisierungsaffinität längst nicht mehr am Alter festzumachen ist. „Zwar verjüngt sich unsere Kundenbasis, aber wir haben auch viele klassische Family-Office- Kunden, die die Fortschrittlichkeit unseres Angebots honorieren. Sie sind von den funktionalen Möglichkeiten überzeugt und nutzen sie ausgiebig.“ Das Durchschnitts- alter der Finvia-Kunden liegt bei rund 50 Jahren. Mit der Digitalisierung können sich die Finvia-Mitarbeiter auch neue Kunden- schichten erschließen. „Viele traditionelle Family Offices bieten ihre Dienstleistungen erst ab einem Vermögen von 30 bis 40 Mil- lionen Euro an“, so Neuhaus. „Aber es gibt in Deutschland natürlich auch Menschen, die über kleinere Vermögen verfügen und trotzdem Bedarf nach einer ganzheitlichen Beratung haben. Durch den Effizienzge- Die Digitalisierung ist keine technische Spielerei, sondern Notwendigkeit, meint man bei Finvia. Traditionelle Family Offices, die kein digitales Angebot hätten, dürften den Anschluss verpassen und bald mit einem nicht mehr kommunizierbaren Angebot dastehen. N o. 2/2021 | www.institutional-money.com 213 P R O D U K T E & S T R A T E G I E N | F I NV I A FAMI LY OF F I C E – D I G I TA L I S I E RUNG

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