Institutional Money, Ausgabe 2 | 2021

waren. Das ist mehr als eine Verdreifachung im Jahresvergleich. „Das Neugeschäft blieb auch auf dem Höhepunkt der coronabeding- ten Marktverwerfungen zwischen Mitte Februar und Mitte März 2020 positiv, als der breite Markt Abflüsse erlebte“, betont Arnold. Alle Zuflüsse zusammen, also auch jene der aktiv verwalteten Fonds, haben mittlerweile dafür gesorgt, dass Morning- star-Angaben zufolge Ende 2020 in ESG- Fonds weltweit rund 1,6 Billionen US-Dol- lar verwaltet werden – mit weiter steigender Tendenz. Fokus auf das „E“ Auch wenn ESG neben Umwelt- auch Sozial- und Governance-Themen umfasst, ist es meist das „E“, das das Anlegerinter- esse weckt – ersichtlich beispielsweise beim MSCI Global Environment Index, der allein vergangenes Jahr um 93 Prozent stieg. „Die Sorge über eine mögliche Blasenbildung bei nachhaltigen Aktien kommt meist im Zu- sammenhang mit dem Thema ,grüne Ener- gie‘ auf. Das Interesse der Anleger an Ak- tien aus diesem Bereich und an nachhalti- gen Anlagen allgemein hat enorm zuge- nommen. Die hohe Nachfrage trifft auf ein begrenztes Angebot, weshalb die Bewertun- gen bereits stark gestiegen sind“, sagt Dr. Thomas Deser, Senior Portfolio Manager bei Union Investment, auf Anfrage. Er prognostiziert perspektivisch eine weiter zunehmende Nachfrage, die die Knappheit der Anlagen in diesem Segment erhöht. „Die Bewertungen können also mittelfristig hoch bleiben und sogar weiter ansteigen. Eine Blasenbildung sehen wir trotzdem nicht“, ergänzt Deser. Etwas mehr Sorgen wegen der mehr als ambitionierten Bewertungen, insbesondere bei grünen Technologieaktien, macht sich Amundis Aktienchef Kasper Elmgreen. Er sieht bei ESG-Aktien grundsätzlich noch viele attraktive Investmentgelegenheiten, aber einige Marktbereiche weisen seiner Ansicht nach mittlerweile „luftige“ Bewer- tungen auf. „Unsere Hauptsorgen gelten Unternehmen mit schwacher oder keiner Profitabilität in bestimmten gehypten Seg- menten.“ Ein Paradebeispiel dafür ist für viele Investoren wohl Tesla. Wie hoch bewertet der Elektroautohersteller bei Erreichen sei- nes Allzeithochkurses im ersten Quartal des laufenden Jahres war, bevor die Aktie zu- mindest etwas korrigierte, zeigt folgender Vergleich: Die Marktkapitalisierung von Tesla überstieg im ersten Quartal jene der zwölf global wichtigsten Wettbewerber, die im Jahr 2019 zusammen über 50 Millionen Pkws produzierten, während Tesla auf gera- Immer mehr Experten warnen vor einer Blasenbildung bei grünen Investments. Der Kritikpunkt ist stets derselbe: Einer immer größer werdenden Nachfrage stehe ein beschränktes Angebot an nachhaltigen Anlageformen gegenüber, was deren Chancen-Risiko-Profil zusehends verschlechtere. N o. 2/2021 | www.institutional-money.com 175 P R O D U K T E & S T R A T E G I E N | E SG - B L A S E

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