Institutional Money, Ausgabe 2 | 2021

zent. Alles in allem also ein durchaus an- sprechendes Bild. Bei der Betrachtung nach Kalenderjahr gibt es seit 2008 drei Verlust- jahre für den Index (2011, 2018 und 2020), allerdings nur eines für die Strategie (2018) und hier auch in geringerem Umfang als beim MSCI Europe. Die Grafik „Die Euro- pa-Strategie im Test“ zeigt, wie viel die ein- zelnen Strategiebausteine kumuliert zum überlegenen Endergebnis beitragen. Interes- santerweise schneidet der MSCI Europe fast deckungsgleich mit den fünf relativ schlech- testen Sektoren nach der CAPE Ratio ab. Jedenfalls bringen die fünf relativ besten Sektoren ohne Momentum-Filter schon eine Outperformance gegenüber dem MSCI Europe, der Momentum-Filter per se gene- riert ebenfalls Alpha, wobei hier die Volati- lität dieser Alphaquelle – man denke an Momentum-Crashs wie im ersten Quartal 2020 und dann später im Jahresverlauf durch die Value-Renaissance, als Tech und Co. ihr Momentum einbüßten – extrem hoch werden kann. Der Shiller CAPE Sector Index ist dem MSCI Europe über fast 13 Jahre jedenfalls kumuliert deutlich voraus. Realitäts-Check Nun ist die Europa-Strategie seit Jahres- ende 2014 live gegangen und erzielte netto nach Kosten als ETF einen annualisierten Mehrertrag von 106 Basispunkten gegen- über dem MSCI Europe Net Return Index, gemessen ab den verfügbaren Bloom- berg-Daten vom 16. Februar 2015 (siehe Grafik „Reality Check Europe“) . Die Outperformance beträgt damit ungefähr ein Drittel dessen, was papierformmäßig brutto zu erwarten gewesen wäre. Hier spielen auch die Kosten des ETFs von 65 Basispunkten pro Jahr hinein. Aller- dings bleibt der ETF gegenüber dem rei- nen Index nur 35 Basispunkte jährlich zurück, was an der Swap-Konstruktion liegt. Das Volumen von 47,3 Millionen Euro zum 23. April 2021 ist alles andere als berauschend, waren es doch im Hoch am 12. April 2017 schon einmal 134,18 Millionen Euro. Nicolas Aractingi, Head of Business Development bei Ossiam, zu den Flows: „Value kam in den letzten Jahren aus der Mode, was wohl der Hauptgrund für das geringe Volumen ist. Die Pandemie könnte das aber ändern.“ Infolge der Coronakrise 2020 habe die Shiller-Barclays-Strategie besser abge- schnitten als die meisten anderen reinen Va- lue-Strategien, da sich hier starke Verschie- bungen in den Sektoren ergeben hätten – beispielsweise eine stärkere Gewichtung im Gesundheitssektor. Eine solche Situation sei vorteilhaft für Strategien, die fundierte Sek- torenauswahl betreiben. Indem die Shiller- Barclays-Strategie den Value-Ansatz mit Sektorrotation verbindet, unterscheidet sie sich von den meisten anderen „Deep Va- lue“-Strategien. Würde eine Europa-ESG-Variante even- tuell helfen? „Ja, wahrscheinlich“, sagt Aractingi. „Ein Grund dafür, dass wir uns damals entschieden haben, eine ESG-Vari- ante auf das USA-Produkt aufzulegen, war der Seltenheitswert: ESG-Varianten waren und sind in Europa bereits recht häufig vertreten, im Gegensatz zu den USA.“ US-Variante Der zweite Streich Ossiams war am 19. Juni 2015 die Auflage des Ossiam Shiller Barclays CAPE US Sector Value TR UCITS ETF, der auf dem analogen Konzept für US-Sektoren basiert und eine physische Replikation des Shiller Barclays CAPE US Sector Value TR Index darstellt. Die Ma- nagementgebühr ist mit 65 Basispunkten jährlich ident. Auch hier zeigt der Realitäts- check, dass vor und nach Kosten Mehrwert gegenüber dem S&P 500 TR Index erzielt werden kann. Backtest und Live-Periode des Index zusammen zeigen eine annuali- sierte Renditedifferenz zugunsten des Shil- ler-Barclays-CAPE-US-Value-TR-Ansatzes von 3,34 Prozent pro Jahr vor allen Kosten. Die Volatilität ist im Vergleich zum S&P 500 TR Index sogar etwas niedriger (18,24 versus 19081 Prozent), der Maximum Drawdown ein schönes Stück geringer (–43,70 versus –55,71 Prozent), die Sharpe Ratio höher (0,64 versus 0,44), die Korrela- tion mit 97,21 Prozent sehr hoch, und das Beta fällt mit 0,93 etwas geringer aus als beim S&P 500. Das Alpha steht bei annua- lisiert 3,90 Prozent zugunsten des Ansatzes. Der Tracking Error ist im Vergleich zur Europa-Strategie-Variante nur in etwa halb so hoch und macht 4,46 Prozent aus. Sum- ma summarum scheint die US-Variante also noch ein wenig überzeugender zu sein als die europäische. Wie die Grafik „Reality Check USA“ illustriert, läuft man live in dem von Bloomberg-Daten abgedeckten Zeitfenster, das vom 21. Juli 2015 bis 23. April 2021 reicht, mit 152 Basispunkten vor dem S&P 500 durchs Ziel. Gegenüber dem US-Sektor-Strategie-Index liegt man annua- lisiert 77 Basispunkte zurück. Den vorran- gig institutionellen Anlegern scheint der An- satz zu gefallen, haben sie doch aktuell zum 23. April 2021 2,31 Milliarden US-Dollar in den ETF investiert. Damit ist man fast auf dem Volumens-All-Time-High. Nur kurz vor Beginn der Talfahrt an den Börsen im Zuge der sich abzeichnenden Corona-Pan- Reality Check USA US-Sektor-Strategie-Index und Ossiams ETF besser als der S&P 500 Im Zeitraum 21. 7. 2015 bis 23. 4. 2021 konnte der Strategie-Index (Shiller Barclay CAPE US Sector Value TR Index) den S&P 500 TR Index um 229 Basispunkte pro Jahr schlagen. Der Ossiam ETF selbst liegt 152 Basispunkte per annum vorn. Damit liefert die US-Variante relativ mehr Mehrwert als die europäische. Quelle: Bloomberg 2021 -20 0 % 20 40 60 80 100 120 140 160 2020 2019 2018 2017 2016 2015 Ossiam Shiller Barclays Cape US Sector Value TR Shiller Barclays CAPE US Sector Value Net TR Index S&P 500 Total Return Index 170 N o. 2/2021 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R A T E G I E N | SH I L L E R- OS S I AM- E SG - E T F

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=