Institutional Money, Ausgabe 2 | 2021

Investment Approaches“ herausgearbeitet. Bemerkenswert ist in diesem Zusammen- hang, dass Islamic Finance in der ethisch- sozialen Interpretation radikaler ist als her- kömmliche ESG-Standards (siehe Grafik „Härter als ESG“) . Das trifft nicht zuletzt auf das Screening zu, das im ESG-Bereich von vielen unabhängigen Faktoren abhängt, während es bei Islamic Finance strikt regu- liert und in jedem Fall anzuwenden ist. Dass auf der anderen – und auf den ersten Blick paradoxen – Seite bei Islamic Finance kaum ESG-Integration geschieht, liegt ebenfalls im regulatorischen bezie- hungsweise zertifizierten Bereich. Komplexe Regulierung Ein islamkonformes Produkt braucht nämlich eine entsprechende Zertifizierung, die regional unterschiedlich ausfallen kann und laut Doug Bitcon, Head of Credit Stra- tegies des in Dubai ansässigen Asset Mana- gers Rasmala, „in der GCC-Region (Gulf Cooperation Council) am striktesten ist“. Allerdings gebe es „einen geringeren Fokus auf ökologische Aspekte, weil die meisten Volkswirtschaften in dieser Region von fos- silen Brennstoffen abhängen“. Aus Sicht von John Sandwick, General Manager der in Saudi-Arabien ansässigen Safa Invest- ment, „gäbe es bei einer Zertifizierung von islamischen Produkten nach ESG-Standards angesichts der hohen ESG-Nachfrage in Europa wahrscheinlich mehr christliche als muslimische Käufer“. Enorm profitabel Doch wie schlagen sich schariakonforme Produkte mit – vorerst nicht zertifizierter – ESG-Schiene auf der Ertragsseite? Stich- probenartig nicht schlecht. So hat der BIMB Malaysia Shariah ESG Equity Fund 2020 eine Rendite von 19,1 Prozent eingefahren. Die durchschnittliche Performance eines malaysischen Fonds lag im selben Zeitraum laut einem Bericht von Funds Europe bei 17,1 Prozent. Auch im Vergleich zur ein- schlägigen Emerging-Markets-Benchmark, dem J.P. Morgan ESG EMBI Global Diver- sified Index, fällt die Performance des Scharia-Fonds stärker aus, hat der JPM Index in den zwölf Monaten bis Redak- tionsschluss doch ein Plus von 14,3 Prozent – und somit gleich 4,8 Prozentpunkte weni- ger – erzielt. Da Islamic Finance gegenwärtig nach wie vor ein Randthema darstellt, ist der Marktzugang aber nicht einfach. Die über- wiegende Mehrzahl der Fonds kommt aus der GCC-Region und asiatischen Ländern, allen voran Malaysia und Indonesien. Und wieder die Briten Nur vereinzelt wagen sich Europäer aus der Deckung wie zuletzt Schroders – womit sich der britische Kreis wieder schließt. Der Schroders Islamic Global Equity Fund wurde im Dezember 2020 lanciert, „da wir erkannt haben, dass Scharia-Investoren im Markt zu wenig Angebot vorgefunden haben“, wie Doug Abbott, Head of UK Intermediary, erklärt. Der Fonds investiert in einem Universum von 2.600 Titeln über einen integrierten Multi-Faktor-Ansatz und soll über einen Zeithorizont von drei bis fünf Jahren den Dow Jones Islamic Market World Index outperformen. Dieser hat über die vergangenen fünf Jahre ein annualisier- tes Plus von mehr als 15 Prozent erzielt. Das Management ist darauf bedacht, seine Scharia-Kompatibilität herauszustreichen: Im Rahmen der Einkommenspurifizierung wird „jeder Dividendenertrag, der nicht schariakonform ist, für wohltätige Zwecke gespendet“, so Abbott. Man könnte auch sagen: britische Inno- vationskraft at its best. HANS WEITMAYR Härter als ESG Ausmaß und Vergleich verschiedener Nachhaltigkeitsstrategien unter ESG, Islamic Finance und konventionellen Ansätzen Niemals Trifft selten zu Trifft manchmal zu Trifft oft zu Trifft immer zu Die Ansprüche von Islamic Finance sind in manchen Kategorien höher als bei konventionellen ESG-Ansätzen. Prinzipien wie die „Purifizierungsprozesse“ von Dividenden machen die Implementierung der Scharia aus westlicher Sicht nicht einfacher – die Umsetzung ist aber möglich, wie Schroders zuletzt demonstriert hat. Quelle: CFA, PRI Strategie ESG Islamic Finance Konventionelles Investment Systematische ESG-Integration Mittel Gering Gering Screening Hoch, basierend auf den kundenspezifischen Screening-Praktiken 100-prozentige Anwendung basierend auf Scharia-Prinzipien Gering Unternehmerisches Engagement bezüglich sozialer und ökologischer Themen Hoch Niedrig Niedrig HV-Abstimmungen Hoch Niedrig Mittel Dividenden Keine Restriktionen Dividenden müssen insgesamt einen „Purifizierungsprozess“ durchlaufen Keine Restriktionen Zinsen/Riba Keine Restriktionen Riba verboten Keine Restriktionen Wertpapierleihe Hoch; Investoren drängen auf Mechanismen, die HV-Beteiligungen ermöglichen Nicht erlaubt, Wertpapiere müssen im Eigentum stehen, Riba verboten Hoch Leerverkäufe/Shorting Niedrig Verboten; Assets müssen im Eigentum stehen Niedrig Restriktionen beim Leverage Keine Restriktionen Leverage verboten, um direkte oder indirekte Riba zu verhindern Keine Restriktionen 164 N o. 2/2021 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R A T E G I E N | I S L AMI C F I NANC E FOTO : © GMF, X Y Z | S TOCK . ADOB E . COM

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=