Institutional Money, Ausgabe 2 | 2021

Long-run –6 % –5 % –4 % –3 % –2 % –1 % 0 % 1 % 2 % 3 % 4 % 1981 1991 2001 2011 Interaktionseffekte staatlicher Maßnahmen Zinsen weltweit Zinsen Industrienationen Zinstrend Privatwirtschaft Budget Bevölkerungswachstum Länge Erwerbszeitraum Gesundheit (Senioren) Sozialversicherung Längerer Pensionszeitraum Ungleichheit Langfristige Wachstumserwartungen Staatsschulden 0 10 20 30 40 50 2019 2018 2017 2016 2015 2010 2009 2008 2007 2006 2005 2000 1995 1990 1985 1980 1975 1969 Mrd. Euro 11,9 Mrd. Euro 39,1 Mrd.Euro 40,2 Mrd.Euro 1,1 Mrd. Euro Zinsausgaben des Bundes | 1969 bis 2019 -2 % 0 % 2 % 4 % 6 % 2020 2015 2010 2005 2000 1995 1990 1985 Reale Zinszahlungen in Prozent des BIP Italien USA Deutschland Kanada Japan Frankreich Großbritannien Diesmal alles anders? Die beiden Harvard-Topökonomen Jason Furman und Lawrence Summers vertreten die Ansicht, dass der Druck, den die Privatwirtschaft auf das Zins- niveau ausübt, ein Zeichen dafür ist, dass wir uns in einem vollkommen neuen Wirtschaftsgefüge befinden, in dem langfristig von niedrigen Zinsen auszugehen ist. Stimmt diese Annahme, dann bleiben die Kosten der Neuverschuldung lang- fristig niedrig. Aggressive staatliche Verschuldung wäre somit langfristig nicht nur tragbar, sondern sogar ein budgetpolitisches Muss. Mrd. Euro Arbeit & Soziales 155,2 Verteidigung 45,1 Verkehr & digitale Infrastruktur 31 Bildung & Forschung 18,3 Gesundheit 15,4 Inneres, Bau, Heimat 15,1 Familie etc. 12,1 Wirtschaftliche Zusammenarbeit 10,9 Wirtschaft & Energie 9,2 Finanzen 7,9 Ernährung & Landwirtschaft 6,7 Auswärtiges 5,9 Bundeskanzleramt 3,2 Umwelt 3 Justiz & Verbraucherschutz 0,9 Mrd. Euro Pensionen & Pensionsversicherung 23 Arbeit & Soziales 15,8 Bildung & Forschung 15,7 Recht & Sicherheit 11,2 Finanzverwaltung 8,5 Familie & Jugend 7,6 Wirtschaft & Mobilität 5,7 Kassa & Zinsen 3,8 Landwirtschaft & Tourismus 3,3 Gesundheit 1,8 Klima, Umwelt & Energie 0,7 Kunst & Kultur 0,5 Mrd. Euro Soziale Wohlfahrt 21,8 Finanzen & Steuern 10 Verkehr 9,4 Bildung & Forschung 7,3 Sicherheit 5,8 Landwirtschaft & Ernährung 3,3 Internationale Zusammenarbeit 3,3 Interne Ausgaben 2,9 Wirtschaft 1,9 Umwelt & Raumordnung 1,4 Kultur & Freizeit 0,5 Gesundheit 0,3 N o. 2/2021 | www.institutional-money.com 159 P R O D U K T E & S T R A T E G I E N | S CHULDEN Stark steigende Schulden – bei stark sinkenden Kosten Bemerkenswerterweise leistet Deutschland derzeit einen geringeren Schuldendienst als vor 35 Jahren, obwohl sich die Schulden vervierfacht haben. Das Beispiel Deutschland zeigt, dass die Zinskosten trotz der stetig steigenden Schulden seit der Jahrtausendwende kontinuierlich abgenommen haben und die Zinslast niedriger ist als vor rund 35 Jahren. Damit liegt das Land – wie andere Industrienationen – unterhalb der zwei Prozent/BIP Zinskosten, die Furman und Summers für leicht tragbar halten. Quelle: Statista, IWF, Furman & Summers Rechnet man für die vergangenen 50 Jahre die Faktoren heraus, die die Zinsen getrieben oder gedrückt haben, stellt sich heraus, dass die rein privatwirtschaftlichen Zinsen in den freien Fall übergegangen sind. Kurzfristige Einflüsse – wie eine Pandemie – spielen demnach keine relevante Rolle und können diesen Trend nicht stoppen. Quelle: Rachel, Furman & Summers Neben der Vorgabe, dass die Zinsen niedrig sein müssen, damit eine höhere Staatsverschuldung zum Wirtschaftswachstum beiträgt, besteht die Notwendigkeit, dass die aufgenommenen Gelder langfristig rentabel investiert werden. In der DACH-Region machen Sozialausgaben hingegen den größten Einzelposten aus. Quelle: jeweilige Finanzministerien Wohin die staatlichen Milliarden fließen Deutschland Österreich Schweiz GESAMT 362,0 Mrd. Euro GESAMT 97,6 Mrd. Euro GESAMT 67,9 Mrd. Euro Ein neues Wirtschaftssystem Auf rein privatwirtschaftlicher Basis wären die globalen realen Zinsen seit den 1970er-Jahren um 700 Basispunkte zurückgegangen.

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