Institutional Money, Ausgabe 2 | 2021

0,0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1,0 1,1 I 2020 I 2018 I 2016 I 2014 I 2012 I 2010 I 2008 I 2006 I 2004 0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % 80 % 90 % 100 % 110 % Schulden im Verhältnis zu einem infinit durchgerechneten BIP Schulden im Verhältnis zum jeweils gegenwärtigen BIP 158 N o. 2/2021 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R A T E G I E N | S CHULDEN D ie Administration von US-Präsident Joe Biden nimmt sechs Billionen Dollar in die Hand, um die Wirtschaft der Vereinigten Staaten aus ihrem Loch zu zie- hen. Deutschland meldet mehr oder weniger gleichzeitig, dass das Land Ende 2020 eine Rekordverschuldung von 2,35 Billionen Euro ausweist – alles Zahlen, die die menschliche Vorstellungskraft übersteigen, aber die beiden Starökonomen Jason Furman und Lawrence Summers genau gar nicht erschrecken. Die Harvard-Experten mit enormem politi- schem Einfluss im demokratischen Lager meinen nämlich, dass die ganze Welt mit ihrem Fokus auf die Verschuldung im Vergleich zum BIP auf die falsche Kennzahl starrt. Viel aussagekräftiger wäre demnach der Blick auf die Zinskosten, die durch Verschuldung entstehen. Die US-Ökono- men erachten hier zwei Prozent des BIP als kein Problem. Dieser Wert wird von den großen Industrienationen unterschritten. Aus Sicht der Ökonomen ist das aber keine Errungenschaft, sondern im Gegenteil schädlich, weil somit ein möglicher „Gratis-Stimulus“ für die jeweiligen Volkswirtschaften brachliegt. Doch was, wenn die Zinsen steigen? Dann wäre das ganze Modell obsolet. Auch hier beru- higen die Ökonomen: Sie gehen von dauerhaft niedrigen Zinsen aus. Welche Argumente dieser expliziten Annahme zugrunde liegen und wie sich die Schuldensituation in ausgewählten Län- dern der Erde darstellt, hat die Redaktion grafisch zusammengefasst. HANS WEITMAYR Der Gassenhauer „Money for Nothing“ der Dire Straits ist angesichts der gegenwärtigen Gratis- Geldflut aktueller denn je. Das sorgt für Unbehagen, könnte aber eine Jahrhundertchance eröffnen. Money for Nothing Eine Frage des Horizonts Laut Furman und Summers muss man die Staatsverschuldung langfristig betrachten – sehr langfristig. Am besten ins Unendliche fortgerechnet … Am Beispiel der USA rechnen Furman und Summers vor, wie die Staatsschulden in Relation zum BIP aussehen, wenn man Letzteres nicht im gegenwärtigen Zustand, sondern fortlaufend mit dem entsprechenden Wachstum durchrechnet – und das ohne zeitliche Beschränkung. In einem solchen Modell läge die relative US-Staatsverschuldung weit unter einem Prozent. Quelle: Furman & Summers In der langfristigen Betrachtung zeigt sich, wie sehr die deutschen Staatsschulden in den vergangenen 70 Jahren gestiegen sind – Ende 2020 war es ein Rekordwert von 2,35 Billionen Euro. Auch in Österreich und der Schweiz ist die absolute Verschuldung enorm hoch. Die US-Ökonomen Jason Furman und Lawrence Summers beunruhigt das jedoch kaum. Quelle: Statista, Regierungsangaben Berge des Schreckens – zumindest auf den ersten Blick Bereits vor den gewaltigen Ausgaben zur Bekämpfung der Corona-Pandemie waren die Schuldenberge – für viele Beobachter beunruhigend – hoch. 0 500 1000 1500 2000 2500 2020 2010 2000 1990 1980 1970 1960 1950 Mrd. Euro 130 Mrd.Euro 10 Mrd.Euro 1.019 Mrd.Euro 2.350 Mrd.Euro Staatsverschuldung von Deutschland 1950 bis 2020 0 100 200 300 400 500 2020 2018 2016 2014 2012 2010 Mrd. Euro 315 Mrd.Euro Staatsverschuldung von Österreich 2009 bis 2020 0 100 200 300 400 500 2020 2018 2016 2014 2012 2010 Mrd. Euro 180 Mrd.Euro Staatsverschuldung der Schweiz 2009 bis 2020

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