Institutional Money, Ausgabe 2 | 2021

ein ausgeprägtes Interesse daran, diese Aufwendungen wieder herein- zuholen. Das können sie nicht, wenn sie gleich beim ersten oder zweiten Versuch Schiffbruch erlei- den. Aus diesem Grund besteht hier schon eine gewisse Marktdisziplin. Ich gebe Ihnen recht, dass man sehr genau prüfen muss, wer da auf der anderen Seite des Tisches sitzt, ob es einen gewissen Track Record gibt und ob die beteiligten Manager ausreichend Erfahrung mitbringen. Wenn es ein Unternehmen ist, das schon einige Fonds erfolgreich gemanagt und seine Ziele einiger- maßen erreicht hat, so hat das schon eine höhere Glaubwürdigkeit als bei einem Branchenneuling. Wobei auch der Nachfrager natürlich irgendwann Rechenschaft in Bezug auf seine Due Diligence bei der Anbieterauswahl ablegen muss – zumal die Auswahl hier in Europa, anders als in den USA, noch nicht wirklich groß ist. Deshalb müssen wir als Berater ihn natürlich dabei unterstützen. Hans Heuser: Welche Größenordnung in Bezug auf sein geplantes Invest- ment sollte ein Investor aus Ihrer Sicht mitbringen, um überhaupt ein Engagement im Alternative-Credit- Bereich ins Auge zu fassen? Olaf John: In diesem Zusammenhang wird gern eine Größenordnung von 100 Millionen Euro in den Raum gestellt. Ich denke aber, wichtiger als die reine Zahl ist in diesem Zusammenhang tatsächlich, auch die Expertise und die Ressourcen an Bord zu haben, die ein solches Investment begleiten. Ob diese Ressourcen intern oder extern bereitgestellt werden, sei dahinge- stellt, aber sie müssen vorhanden sein. Aber noch einmal zur Größenordnung. Wenn ein Investor nur kleinere Anlagebeträge aufbrin- gen kann, dann kommen im Prinzip eigent- lich nur Fund-of-Funds-Lösungen für ihn infrage, damit auch dabei eine ausreichende Diversifikation gewährleistet ist. Alexander Bode: Wenn man Ihre Frage nach der Größenordnung auf den Prozentanteil an der Gesamtallokation bezieht, so hängt das natürlich in erster Linie von der Auf- stellung der strategischen Asset Allocation und der Seite der Verbindlichkeiten ab. Auch hier halte ich eine bestimmte Min- destgröße, die zwischen fünf und zehn Pro- zent liegen sollte, für unbedingt angebracht. Wenn der Anteil an der Gesamtallokation nämlich zu klein ist, so lohnt sich der gesamte Aufwand nicht mehr, weil der Bei- trag zur Gesamtperformance einfach nicht groß genug wäre. Es ist aber auch damit zu rechnen, dass sich bei vielen Investoren die Gewichtung von Private Debt noch weit über zehn Prozent hinaus entwickeln wird. Es ist eine Anlageklasse, die sich immer mehr etabliert und auch dann weiter Be- stand haben wird, wenn wir am liquiden Markt irgendwann wieder zu halbwegs vernünftigen Renditen zurückkehren sollten. Ferdinand Haas: Wonach fragen Sie denn eigentlich als Erstes, wenn sich ein Anbieter bei Ihnen vorstellt? Oder anders gefragt: Wann werden Sie neugierig und wann winken Sie gleich ab? Alexander Bode: Wenn uns heute ein Manager sein Konzept zu einem paneuropäischen Corporate-Private- Debt-Fonds vorstellen und dabei behaupten würde, er habe so gute Beziehungen zu den General Part- ners im Private-Equity-Sektor, des- halb werde er den größten und besten Private-Debt-Fonds über- haupt auflegen, dann wäre das mit Sicherheit eine Situation, in der wir abwinken. So etwas wird sich nicht realisieren lassen, denn dazu sind schon zu viele Anbieter in diesem Markt aktiv, auch innerhalb Europas. Gute Chancen bestehen meiner Ansicht nach noch in be- stimmten Nischenmärkten. Aber bei einem Plain-Vanilla-Ansatz hätte ich meine Bedenken. In die- sem Bereich werden die großen Plattformen weiter wachsen, und die mittelgroßen Anbieter werden irgendwann zu großen Plattformen aufsteigen. Als Neuling in dieses Segment vordringen zu wollen, halte ich für extrem schwierig, denn dieser Bereich ist schon heu- te sehr gut besetzt. Hans Heuser: Der Vorstand einer Pensionskasse hat vor Kurzem zu mir gesagt: „Alles, was mit ABS, MBS oder anderen Abkürzungen und entsprechenden Mechanismen arbeitet, davon lassen wir sowieso die Finger.“ Wie überzeugen Sie Ihre Kunden davon, die Erinnerung an 2008 und die Zeit davor und danach ad acta zu legen? Olaf John: Von Dreierkombinationen aus Buchstaben würde ich als Investor meine Anlageentscheidung sicher nicht abhängig machen. Grundsätzlich kann man einem Investor nur raten: Wenn man ein Invest- ment nicht versteht, dann sollte man auch nicht investieren. Deshalb sind wir als Berater auch sicher in der Pflicht, über die verschiedenen Assetklassen entsprechend aufzuklären, gerade im Bereich der privaten Märkte. Denn das Renditedilemma, in dem Investoren heute stecken, wird ja auch morgen noch nicht verschwunden sein. Und um konkret auf die Ängste aus der 2008er- Erfahrung einzugehen, muss man sich schon die Frage stellen, was man aus der F OTO : © DWS » Der Fondsmanager dürfte der falsche Ansprechpartner sein, denn der hat sicher kein hohes Interesse, seine Risiken allzu hart darzulegen. « Ferdinand Haas, Institutional Money 148 N o. 2/2021 | www.institutional-money.com THEOR I E & PRA X I S : ROUNDTABL E | CONSULTANT S

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=