Institutional Money, Ausgabe 2 | 2021

mentierung sehr viel komplexer ist. Aber diese Hürden muss man dann eben auch nehmen. Und sie werden genommen, auch von den regulierten Teilnehmern, soweit deren striktere Risikogrenzen eingehalten werden können. Ferdinand Haas: Oft hört man, es sei eine Kombination aus zwei Aspekten, die die Kundennachfrage treibt. Zum einen eine gewisse regulatorische Arbitrage, nämlich die Tatsache, dass illiquide nicht geratete Credit-Invest- ments unabhängig von ihrer tatsäch- lichen Qualität geringere Kapitalan- forderungen aufweisen als liquide BB- oder B-Anleihen, was mir per- sönlich als durchaus fragwürdig er- scheint. Als Zweites kommt in be- stimmten Konstruktionen die Abwe- senheit einer laufenden Preisfest- stellung und damit eines möglichen Abschreibungsbedarfs hinzu. Wie sehen Sie das? Alexander Bode: Viele Investoren sind sich der genannten Aspekte meiner Ansicht nach gar nicht bewusst. Dass gerade im Versicherungssektor so etwas wie „Solvency-II-Arbi- trage“ durchaus attraktiv ist, steht für mich aber außer Frage. Und das gilt für jede Art von Private Debt. Das lässt sich durchaus bis an die Grenze treiben, indem man Mezza- nine investiert und trotzdem nur 15 Prozent Eigenkapital hinterlegen muss. Das ist dann aber auch das Maximum an Arbitrage, was ich ausnutzen kann. Hans Heuser: Stellt sich die Frage: Ist das von den Regulierungsbehörden so gewollt? Alexander Bode: Das vermag ich nicht zu beantworten. Denn dazu hat sich der Regu- lator nie klar geäußert. Klar ist aber auch, dass damit die Kreditvergabe an das Segment mittelgroßer Unter- nehmen stark gefördert wird. Und hinzu kommt noch ein anderer Punkt: Man hält damit die Gewinn- volatilität sozusagen künstlich ge- ring, weil nur quartalsweise berich- tet werden muss. Das ist ein we- sentlicher Vorteil, den viele Inves- toren gerade jetzt erkennen. Näm- lich dass sie durch die geringere Berichtsfrequenz sozusagen ihre Aktivseite in diesem Bereich im Vergleich zu liquiden Investments durchaus beruhigen können. Ferdinand Haas: Können Sie das anhand eines Beispiels erläutern? Alexander Bode: Besonders deutlich wird das anhand der Situation im März vergangenen Jahres, als die Märkte aufgrund der aufkom- menden Corona-Pandemie einbrachen. Die maximalen Kursverluste im Be- reich der Alternatives lagen zwi- schen vier und fünf Prozent, bei Infrastrukturanlagen gab es gewis- sermaßen gar keine Verluste. Der Marktwert von Investments im ver- brieften Leveraged-Loan-Markt ist hingegen um zehn Prozent gefallen, bei Hochzinsanleihen betrugen die Verluste zeitweise sogar um die 13 Prozent. Diese durch die Quartals- berichterstattung im alternativen Sektor signalisierte Stabilität der Alternatives in Bezug auf Verluste ist natürlich für jeden Asset Liabi- lity Manager ein Traum. Olaf John: Aber wie Sie schon sag- ten: Das ist lediglich der Bewer- tunsgtechnik geschuldet – eben weil solche Anlagen nicht so häufig bewertet werden. Im Immobilien- bereich beruht die Bewertung so- gar oft auf Gutachten oder Schät- zungen. Damit ist das aber natür- lich keine echte Preisfeststellung wie im liquiden Bereich. Das wird vor allem deutlich, wenn man die Entwicklung bei REITs vergleicht. Dieses Instrument hat sehr wohl eine tägliche Liquidität, und dann wird auch in Stressphasen eine entsprechende Volatilität spürbar. Das mag man als buchhalterischen Vorteil für den Anleger betrachten, aber am Ende ist es eben dem Umstand geschuldet, dass Volatilität ganz anders gemessen wird. Hans Heuser: Besteht aufgrund dieser Me- chanismen nicht die Gefahr einer Selbst- täuschung? Harald Eggerstedt: In gewisser Weise könnte man das so sagen. Hinzu kommt aber noch, dass der Corona-Schock auch deshalb nicht in den illiquiden Investments nach- vollzogen und sichtbar wurde, weil er so schnell wieder verschwunden war. Allerdings nur, weil der Staat durch entsprechende Stützungs- maßnahmen enorm schnell die Löcher gestopft hat, und nicht etwa, weil die Krise gar keine Spuren hinterlassen hätte. Denn diese Spu- ren werden eventuell noch sichtbar, obwohl sie derzeit noch nicht im Pricing aufscheinen. Zumal Verlus- F OTO : © M E L A N I E I N S E R R A » Wir werden auch im Bereich Private Credit zu langfristigen Ausfallraten von knapp unter einem Prozent zurückkehren. « Alexander Bode, BB Alternative Partners BB Alternative Partners BB Alternative Partners ist ein von Alexander Bode gegründetes unab- hängiges Beratungshaus für alternative Anlagen, das seit 2011 in Deutschland aktiv ist. Schwerpunkt der Beratungstätigkeit sind die Unterstützung von professionellen Investoren bei allen Schritten des Anlageprozesses von der Managerauswahl bis zum Reporting sowie aktives Portfoliomanagement mittels Sekundärtransaktionen und Co-Investments. BB Alternative Partners betreut zirka 15 Investoren in den Regionen DACH und Benelux und hat rund drei Milliarden Euro an Assets under Advice. Diese werden mit fünf Mitarbeitern am Stammsitz in Köln betreut. 144 N o. 2/2021 | www.institutional-money.com THEOR I E & PRA X I S : ROUNDTABL E | CONSULTANT S

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