Institutional Money, Ausgabe 2 | 2021

darlehen von institutioneller Seite schrittweise immer weiter zuge- nommen hat. In den USA ist dieser Anteil schon sehr viel größer und dürfte inzwischen bei mindestens einem Drittel liegen. Aber auch in Europa entwickelt sich dieses Seg- ment stark in diese Richtung, auch durch die Vereinheitlichung des Kapitalmarktes. Insofern ist die Finanzierung von Unternehmen durch Nichtbanken ein grundlegen- der Trend, der zum einen nicht neu ist und zum anderen auch von Anlegerseite durchaus genutzt wird. Aber ich gebe Ihnen insofern recht, dass durch das aktuelle Rendite- umfeld natürlich der Druck sehr stark zugenommen hat, bei dieser Transformation viel schneller vor- anzuschreiten. Alexander Bode: Auch aus meiner Sicht hat Private Debt durchaus eine eigene und nicht nur eine relative Attraktivität für Investoren – insbe- sondere wenn man sich auf einzelne Subassetklassen bezieht. Ich würde zum Beispiel Alternative Credit für Infrastrukturinvestments insbeson- dere unter Risikogesichtspunkten und der Langfristigkeit von Invest- ments als so attraktiv bezeichnen, dass ein Großanleger um dieses Segment kaum noch herumkommt. Was man aber letztlich nicht unter- schätzen darf, das ist die enorme Liquidi- tätspräferenz von institutionellen Anlegern. Stünde die Verzinsung am Markt für Unter- nehmensanleihen bei im Schnitt zweiein- halb oder drei Prozent, wäre die Liquiditäts- präferenz sogar das überwiegende, das trei- bende Moment. Die Mehrheit der Investoren würde allein unter dem Liquiditätsaspekt wieder in die klassischen Corporate-Credit- Märkte investieren, auch wenn sich im Alternative-Credit-Sektor even- tuell sogar das Doppelte verdienen ließe. Insofern ist die Attraktivität von alternativen Anlagen dann doch wieder relativ. Olaf John: Ohne die Attraktivität von bestimmten Subsegmenten von Private Debt in Zweifel zu ziehen, überzeugt auch mich am Ende das Argument der relativen Attrakti- vität. Es sind in erster Linie diese fixen Renditeziele wie etwa der Rechnungszins in Versicherungswirtschaft und Pensionsein- richtungen, die für den steilen Aufstieg die- ser alternativen Anlageklasse gesorgt haben. Und eines darf man dabei auch nicht ver- gessen: Es ist keineswegs einfach für An- leger, den Zugang zu solchen Investments zu finden, insbesondere wenn sie über keine wirklich großen Volumina verfü- gen. Zum einen fehlt dann in der Regel die entsprechend notwendi- ge Expertise, zum anderen bedarf es enormer Ressourcen zur profes- sionellen Implementierung. Des- halb ist der Aufwand zum Aufbau der notwendigen Strukturen inklu- sive der Einbeziehung externer Berater und Juristen enorm hoch, zumindest am Anfang beziehungs- weise für Neueinsteiger. Ohne die eingangs angesprochenen Rendite- anforderungen wäre man hier wahrscheinlich sehr viel lieber im liquiden Anleihensektor unter- wegs. Nur stellt sich diese Frage aufgrund der aktuellen Situation derzeit nicht. Hans Heuser: Beim Stichwort Sub- assetklassen: Welche Teilbereiche von Alternative Credit erachten Sie als besonders attraktiv? Harald Eggerstedt: Hier müssen wir tatsächlich wieder nach Kunden- gruppen unterscheiden. Ein Versi- cherer zum Beispiel muss sehr langfristige Verbindlichkeiten be- dienen. Für ihn hat daher die Sta- bilität der erzielten Renditen eine besonders hohe Priorität, seine - Returns müssen dabei aber nicht das mögliche Maximum liefern. Anlagen in den Bereichen Infra- structure Debt oder vielleicht auch Real Estate sind daher für ihn durchaus geeignet. Von Unternehmensdarlehen wird er die Finger lassen, weil ihm einerseits die damit verbundenen Risiken zu hoch sein werden und andererseits die Laufzeiten deutlich kürzer ausfallen. Letzteres wiede- rum wird für solche Anleger attraktiv sein, die aufgrund der Verzerrungen in den tra- ditionellen Börsensegmenten, wo die Ren- diten zum Großteil immer noch un- ter einem Prozent liegen, geradezu in die illiquiden Marktsegmente ge- drängt werden. Sie könnten sonst ihre Zielrenditen kaum mehr errei- chen und von sind daher darauf an- gewiesen, zusätzliche Erträge zu er- wirtschaften. Aber die bekommt ein Anleger ja für den Umstand, dass nicht nur der Zugang sehr viel schwieriger ist, sondern auch die steuerliche Behandlung und Imple- » Der Corona-Schock wurde auch deshalb nicht in den illiquiden Investments nach- vollzogen, weil er so schnell wieder verschwunden war. « Harald Eggerstedt, Faros Consulting F OTO : © M E L A N I E I N S E R R A Faros Consulting Faros Consulting ist ein 2003 gegründeter Investment-Consultant mit Sitz in Frankfurt und einem Team von 15 Investmentspezialisten. Faros berät institutionelle Investoren in der DACH-Region entlang der gesamten Wert- schöpfungskette des Anlageprozesses. Die Assets under Advice belaufen sich auf mehr als 15 Milliarden Euro. Die Schwestergesellschaft Faros Fiduciary Management bietet institutionellen Investoren die treuhänderische Übernahme des gesamten Kapitalanlageprozesses an. Die Assets under Management belaufen sich auf 1,5 Milliarden Euro. Zu den Kunden zählen Altersvorsorge- einrichtungen, Unternehmen und kirchliche Investoren. 142 N o. 2/2021 | www.institutional-money.com THEOR I E & PRA X I S : ROUNDTABL E | CONSULTANT S

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