Institutional Money, Ausgabe 2 | 2021

I m Markt existiert eine Vielzahl von Begriffen für eine Finanzie- rungsform, die im Grunde seit der Finanzkrise von 2008 einen enormen Zuspruch erfährt, nicht nur bei Anbietern und Nachfragern, sondern ge- rade auch bei institutionellen Investoren. Die Rede ist von Private Debt, das oft auch als Alternative Credit oder Direct Lending bezeichnet wird. Die Bezeich- nungsvielfalt hängt damit zusammen, dass der Begriff in der Literatur bisher nicht einheitlich definiert und verwendet wird. Gemeint ist im Grunde immer das Gleiche: die Bereitstellung von Darlehen durch Nichtbanken, die ohne Verbrie- fung erfolgt. Nach Zahlen des in Bonn ansässigen Bundesverbands Alternative Investments vereint dieses Marktseg- ment inzwischen weltweit ein Anlage- volumen von zirka 900 Milliarden US-Dol- lar, Tendenz stark steigend. Was das Thema gerade für große Inves- toren wie Pensionskassen, Versicherungen und Banken, aber auch Versorgungswerke und Stiftungen interessant macht, das ist die Möglichkeit zur Partizipation an entspre- chend gepoolten Produkten, die ihnen höhe- re Renditen bieten, als derzeit mit einer ver- gleichbaren Anleihe erzielbar sind. Aller- dings ist die Integration von Private-Debt- Investments ins Anlageportfolio eines insti- tutionellen Anlegers über Einzelfonds oder Fund-of-Fund-Lösungen alles andere als trivial: nicht nur aufgrund der damit ver- bundenen aufsichtsrechtlichen Regularien und entsprechend zu beachtenden Anlage- grenzen, sondern auch was die Liquidität und die Kapitalbindung bestimmter Invest- mentprodukte, aber auch deren Korrelation mit anderen Assetklassen angeht. Wir woll- ten mehr wissen über die aktuelle Situation sowie die Zukunftsaussichten dieses Markt- segments, das laut diversen Studien auch weiterhin ein hohes Potenzial aufweist. Da- her haben wir drei Vertreter renommierter Investment-Consultants zu einem virtuellen Roundtable-Gespräch eingeladen. Unserer Einladung gefolgt sind Alexander Bode, Gründungsgeschäftsführer von BB Alterna- tive Partners in Köln, Harald Eggerstedt, Senior Consultant bei Faros Consulting in Frankfurt, sowie Olaf John, Commercial Leader of Investment Solutions bei Mercer Global Investments Europe, ebenfalls in Frankfurt beheimatet. Hans Heuser: Meine Herren, zur generel- len Einordnung gleich vorweg die Fra- ge: Für welche Kundengruppen sind Allokationen in Private Debt eigentlich besonders geeignet und attraktiv? Alexander Bode (BB Alternative Partners): Es sind im Wesentlichen alle Investoren- gruppen, die vorher einen bedeutenden Teil ihrer Zielrenditen mit Unterneh- mensanleihen erzielt haben. Viele dieser Anleger haben ihr Exposure im Bereich Corporate Credit reduziert, und das nicht nur aufgrund der enorm gesunkenen Verzinsung in diesem Segment. Was läge näher, als in eine alternative Asset- klasse wie Private Debt zu investieren, die Unternehmensanleihen unter Risiko- gesichtspunkten systematisch am nächs- ten liegt. Olaf John (Mercer): Ich würde eine Einord- nung weniger an Kundengruppen festma- chen als vielmehr an bestimmten Zielset- zungen, die hinter einer Entscheidung für ein Investment in Private Debt stehen, etwa am Zeithorizont oder an der Renditeerwar- tung eines Investors. Im Hinblick auf die Langfristigkeit und die Zielrenditen, wie sie zum Beispiel für den Bereich von Pensions- und sonstigen Vorsorgeeinrichtungen oder auch Versicherungen von Bedeutung sind, gilt aus meiner Sicht sogar, dass Private Debt für diese Anleger im Prinzip alterna- tivlos ist. Schon aufgrund der Zinssituation und der zu erwartenden Entwicklung bei börsengehandelten Anleihen werden diese Anleger an alternativen Kreditinvestments künftig nicht mehr vorbeikommen. Angesichts einer immer noch rekordniedrigen Verzinsung an den Rentenmärkten greift eine zunehmende Zahl von institutionellen Investoren nach Alternativen aus dem Bereich der privaten Märkte. Wir haben darüber mit drei renommierten Consultants diskutiert. F OTO : © DWS , CH R I S TO P H H E MM E R I CH , M E L A N I E I N S E R R A , I N S I GH T I N V E S T M E N T » FÜR VIELE ANLEGER » Es bestehen spürbare Ängste – nicht nur in Bezug auf die weitere Zinsentwicklung, auch bezüglich eines Anziehens der Inflation. « Olaf John, Mercer 140 N o. 2/2021 | www.institutional-money.com THEOR I E & PRA X I S : ROUNDTABL E | CONSULTANT S

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