Institutional Money, Ausgabe 2 | 2021

I n der Vergangenheit gab es schon einmal eine Zeit des Börsenhandels via Telefon, allerdings analog. Die Gebühren waren damals vor al- lem für Privatanleger sehr hoch, sodass nicht jedermann einfach Aktien handeln konnte. Dann begann der Siegeszug des Computerhandels als großer Schritt zur Demokratisierung des Marktzugangs. Und wie in den letzten Jahren zu beob- achten war, ließ sich das Ganze auf die Spitze treiben. Die US-Trading-App Robinhood war dabei die erste Platt- form, die es Anlegern ermöglichte, ohne Gebühren zu handeln. Wie so oft, wenn etwas plötzlich umsonst ist, zog das ein hohes Interesse nach sich. Dass viele der neuen Börsianer noch sehr jung waren und nie zuvor in Aktien investiert hatten, schien zunächst kein Problem zu sein. Alle Barrieren, an den Märkten „mit- spielen“ zu können, waren verschwun- den. Auch in Europa sprossen Neo- broker nach dem US-Vorbild aus dem Boden. Im Mai 2020 hatte Robinhood einem Artikel der „New York Times“ zufolge 13 Millionen Kunden, und Schätzungen gehen davon aus, dass es heute bereits 20 Millionen sein könnten. Trading-Boom Der Boom der Trading-Apps hat eine neue Ära eingeläutet, was die Beteili- gung der Privatanleger am Aktienmarkt angeht. Durch den Corona-Shutdown beschleunigte sich die Entwicklung zusätzlich, da viele Freizeitaktivitäten eingeschränkt waren und Anleger mehr Zeit hatten, sich ihrem neuen „Hobby“ zu widmen. Außerdem wurde der pro- visionsfreie Handel stark in den Medien aufgegriffen und so noch bekannter. Allerdings ergaben sich auch Proble- me, insbesondere plötzliche, zum Teil unerklärliche Kurssprünge. Ein Beispiel aus dem letzten Jahr war das Mietwagenunter- nehmen Hertz: Obwohl am 22. Mai 2020 Insolvenz angemeldet wurde, kauften un- zählige Kleinanleger Hertz-Aktien und lös- ten damit einen kurzzeitigen Kurssprung Der Sage nach nahm Robin Hood den Reichen und gab den Armen. Ganz so nobel ist der gleichnamige US-Broker nicht. Dafür hat er den Marktzugang demokratisiert und einen regelrechten Trading-Boom ausgelöst. Doch was heißt das für Märkte und Anleger? Bessere Liquidität bei Ausfall Maße für die Marktqualität vor und nach Ausfällen der Robinhood-Plattform Die Grafik unterscheidet die unter Robinhood-Anlegern beliebtesten Aktien , geschätzt anhand der Anzahl an Erwähnungen auf WallStreetBets in den jeweils fünf Tagen vor dem Ausfall (rot), sowie alle übrigen Aktien des Samples (orange). Betrachtet wurden auf Downdetector dokumentierte Ausfälle, die nach 10 Uhr morgens auftraten und 15 Minuten andauerten. Quelle: Eaton, G. W. / Green, T. C. / Roseman, B. S. / Wu, Y. (2021), Zero-Commission Individual Investors, High Frequency Traders, and Stock Market Quality, S. 43 Ausfallzeit der Plattform Ausfallzeit der Plattform Ausfallzeit der Plattform Ausfallzeit der Plattform -0,3 % -0,2 % -0,1 % 0,0 % 0,1 % 45 30 15 0 -15 -30 -45 -0,3 % -0,2 % -0,1 % 0,0 % 0,1 % 45 30 15 0 -15 -30 -45 -0,09 % -0,06 % -0,03 % 0,00 % 0,03 % 45 30 15 0 -15 -30 -45 -0,45 % -0,30 % -0,15 % 0,00 % 0,15 % 45 30 15 0 -15 -30 -45 Handelsvolumen Spread Price Impact Volatilität Minuten vor und nach Ausfall Minuten vor und nach Ausfall Minuten vor und nach Ausfall Minuten vor und nach Ausfall Veränderung der Marktqualität Veränderung der Marktqualität Veränderung der Marktqualität Veränderung der Marktqualität Beliebteste Aktien auf Robinhood Übrige Aktien des Samples » Bei Ausfällen der Robinhood- Plattform und des dortigen Handels verbessert sich die Marktqualität. « Gregory Eaton, Assistant Professor of Finance, Spears School of Business, Oklahoma State University Robinhood und der Börsenhype 118 N o. 2/2021 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S | ROB I NHOOD FOTO : © OK L AHOMA S TAT E UN I V E R S I T Y, LUC I AN M I L A S AN | S TOCK . ADOB E . COM

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