Institutional Money, Ausgabe 2 | 2021

Methoden. Aber auch hier lässt sich in all diesen Fällen ein signifikanter Rückgang der Unternehmensprofitabilität nach dem Einsetzen der Gerüchte errechnen. Das gilt sowohl für US-Firmen als auch für alle Unternehmen außerhalb der USA. Nun lie- ße sich auch argumentieren, dass die Kau- salität in die Gegenrichtung wirkt, dass also M&A-Gerüchte Folge der rückläufigen Pro- duktivität sind, statt dass M&A-Gerüchte den Produktivitätsabstieg auslösen. Zu hohe Erwartungen Diese Erklärung scheint nicht nur nicht im Einklang mit einem lediglich temporären Produktivitätsrückgang zu stehen, sondern die Autoren können auch keinen Hinweis darauf finden, dass der Markt von Firmen im M&A-Gerüchtestrudel eine schlechte Performance erwartet. Im Gegenteil: Fir- men, die in M&A-Gerüchte verstrickt sind, sehen sich mit höheren Gewinnschätzungen von Analysten konfrontiert. Die Ergebnisse zeigen sich auch robust, wenn man die Er- gebnisse im Hinblick auf die Gewinnschät- zungen der Analysten oder Firmen, die ak- tiv Käufer oder Akquisitionsziele suchen, kontrolliert. Produktivitätsminus auf beiden Seiten Interessant ist auch, dass es Hinweise da- rauf gibt, dass sich Produktivitätsrückgänge nicht nur beim potenziellen Übernahme- opfer, sondern auch beim möglichen Über- nehmer finden lassen. Allerdings fallen diese beim Zielunternehmen größer aus. Er- warten sollte man können, dass die Produk- tivitätsrückschritte bei jenen Firmen gerin- ger ausfallen, die sich in Ländern mit einer langfristigeren Orientierung befinden, wo das Management wahrscheinlich keine kurzfristige Profitmaximierung verfolgt. Genauso kann man davon ausgehen, dass der Produktivitätsrückgang dort ge- ringer ausfällt, wo die Arbeitnehmer- rechte stärker ausgeprägt sind, sodass die Belegschaft weniger stark um ihre Jobs oder um eine Umverteilung von Wohlstand in Richtung der Aktionäre fürchten muss. Beide Annahmen finden Unterstützung durch die Datenlage. Pro- duktivitätsrückgänge fallen dort als Reakti- on auf Übernahmegerüchte geringer aus, wo es einen stärkeren Arbeitnehmerschutz und Tarifverhandlungen gibt. Ebenso findet sich eine geringere Abschwächung der Pro- duktivität bei Firmen in Branchen mit po- tenziell geringeren M&A-Synergieeffekten, wo somit Betriebsschließungen und Kündi- gungswellen weniger wahrscheinlich sind. Auswirkungen auf die Aktionäre Zu guter Letzt untersuchen Andres, Ba- zhutov, Cumming und Limbach die poten- Eventstudie – Teil 2 Unterschiedliche Reaktionen bei zu übernehmenden Firmen und potenziellen Übernehmern PANEL C: ÜBERNAHMEZIELE VERSUS POTENZIELLE ÜBERNEHMER Zeitfenster in Tagen Zu übernehmende Firmen Potenzielle Übernehmer Differenz in Bezug zum Event Zahl d. Beob. BHAR 1 T-Werte Zahl d. Beob. BHAR 1 T-Werte der BHAR 1 2 bis 240 Tage danach 5,524 -0,0633 -10,4009*** 3,555 -0,0286 -4,3315*** -0,0347*** 2 bis 180 Tage danach 5,615 -0,0601 -11,7165*** 3,577 -0,0260 -4,6990*** -0,0341*** 2 bis 120 Tage danach 5,693 -0,0406 -9,5720*** 3,595 -0,0173 -3,9163*** -0,0233*** 2 bis 60 Tage danach 5,750 -0,0238 -8,2200*** 3,604 -0,0110 -3,5237*** -0,0128*** Am Tag des Events 5,771 0,0314 26,8763*** 3,608 0,0086 9,3855*** 0,0228*** PANEL D: HOHE VERSUS NIEDRIGE ARBEITNEHMERSCHUTZRECHTE Zeitfenster in Tagen Hohe Arbeitnehmerschutzrechte Niedrige Arbeitnehmerschutzrechte Differenz in Bezug zum Event Zahl d. Beob. BHAR 1 T-Werte Zahl d. Beob. BHAR 1 T-Werte der BHAR 1 2 bis 240 Tage danach 5,411 -0,0379 -6,7593*** 3,575 -0,0683 -8,9328*** 0,0304*** 2 bis 180 Tage danach 5,463 -0,0363 -7,7262*** 3,636 -0,0631 -9,7392*** 0,0268*** 2 bis 120 Tage danach 5,504 -0,0258 -6,8158*** 3,691 -0,0405 -7,5172*** 0,0147** 2 bis 60 Tage danach 5,542 -0,0146 -5,5616*** 3,717 -0,0255 -6,9040*** 0,0109** Am Tag des Events 5,556 0,0193 20,2001*** 3,727 0,0280 19,3561*** -0,0087*** Renditen für die Zielunternehmen von Übernahmegerüchten fallen signifikant negativer aus als für potenzielle Übernehmerfirmen (Panel C). Umgekehrt sind die negativen Beein- trächtigungen bei Firmen mit Sitz in Staaten mit starken Arbeitnehmerrechten wie Tarifverträgen in den Folgequartalen signifikant schwächer (Panel D). 1 BHAR = abnormale Buy-and- Hold-Renditen; statistische Signifikanz von 90/95/99 Prozent mit */**/*** markiert. Quelle: Studie » Übernahmegerüchte in einer bestimmten Zeit kommentieren zu müssen, hilft Beschäftigten und Firmen. « Dr. Dmitry Bazhutov, Akademischer Rat am Lehrstuhl für Finanzwirtschaft der Bergischen Universität Wuppertal N o. 2/2021 | www.institutional-money.com 115 T H E O R I E & P R A X I S | ME RGE R S & ACQU I S I T I ONS

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