Institutional Money, Ausgabe 2 | 2021

zwischen 1999 und 2018, die sowohl poten- zielle Erwerber als auch Zielfirmen mit Sitz in einem OECD-Land beinhaltet. Dabei stellt sich heraus, dass es einen statistisch und ökonomisch signifikanten Rückgang der Unternehmensproduktivität als Reaktion auf diese Gerüchte gibt, wobei dieser Abfall der Produktivität im Einklang mit den sich nicht bestätigenden Gerüchten steht. Dabei benutzen die Autoren verschiedene Mess- größen für die Unternehmensproduktivität wie die Betriebkostenquote, das Verhältnis von Umsatz zu Gemeinkosten oder den Umsatz je Mitarbeiter (siehe Grafik „Aus- wirkungen von Übernahmegerüchten“) . Keine dieser Kennzahlen eignet sich als Prognoseinstrument für M&A-Gerüchte. Es finden sich auch keine Hinweise auf Erwar- tungen eines M&A-Deals in Form von Kurssteigerungen vor Auftreten der Über- nahmegerüchte oder auf Trends in der Pro- duktivität vor Beginn der M&A-Gerüchte. In Übereinstimmung mit der Studie von Betton, Davis und Walker von 2018, die festhält, dass M&A-Gerüchte in keiner Ver- bindung mit signifikanten Kurssteigerungen stehen, ermitteln Andres, Bazhutov, Cum- ming und Limbach abnormale Buy-and- Hold-Renditen beziehungsweise kumulative Renditen in den zwei Monaten vor dem Start der Übernahmegerüchte von 0,5 res- pektive 0,1 Prozent. Erkenntnisse Den Autoren gelingt es zu zeigen, dass Firmen, die M&A-Gerüchten ausgesetzt sind, gegenüber einer Kontrollgruppe von Unternehmen ohne Übernahmegerüchte keine statistisch unterscheidbaren Produkti- vitätskennzahlen in den zwei Quartalen vor Ausbruch der Übernahmegerüchte aufwei- sen. Wenn man jedoch firmenfixe und quar- talsfixe Effekte in Betracht zieht, ist festzu- stellen, dass sich bei den von Übernahme- gerüchten betroffenen Firmen ein signifi- kanter Rückgang bei allen Produktivitäts- kennzahlen in dem Quartal, in dem die Ge- rüchte beginnen, und in den beiden Folge- quartalen messen lassen. Es könnte natürlich sein, dass die Firmen, die Zielscheibe von M&A-Gerüchten wer- den, nicht zufallsverteilt sind. Tatsächlich könnten sich diese Unternehmen inhärent von jenen unterscheiden, die nicht ins Zen- trum von Übernahmespekulationen geraten. Auch der Zeitpunkt des Einsetzens solcher Gerüchte könnte nicht zufällig sein. Um diese Bedenken auszuräumen, bedienen sich die Autoren verschiedener statistischer Auswirkungen von Übernahmegerüchten Vier verschiedene betriebliche Kennzahlen geben Hinweise auf einen Produktivitätsabfall beim Zielunternehmen, das Gegenstand einer M&A-Attacke ist. Umsatz je Mitarbeiter Bruttogewinnmarge Umsatz zu Gemeinkosten Betriebskostenquote Die vier Grafiken zeigen ein schlüssiges Bild: Der Umsatz je Mitarbeiter fällt in den zwei Quartalen nach dem Aufkommen der Gerüchte (links oben), die Bruttogewinnmarge ebenso (rechts oben). Auch das Verhältnis von Umsatz zu Gemeinkosten verschlechtert sich in den beiden Folgequartalen (links unten), während die Betriebskostenquote im gleichen Zeitraum ansteigt. Daher sollte dieser Zustand nicht allzu lang andauern, da er Werte vernichtet. Der Gesetzgeber ist aufgerufen, Unternehmen zu zwingen, sich zeitnah zu erklären. Quelle: Studie -0,012 -0,010 -0,008 -0,006 -0,004 -0,002 0,000 0,002 0,004 0,006 0,008 t+6 - t+11 t+3 - t+5 t0 - t+2 t-3 - t-1 t-6 - t-4 Grenzwertveränderung Grenzwertveränderung -0,012 -0,010 -0,008 -0,006 -0,004 -0,002 0,000 0,002 0,004 0,006 0,008 t+6 - t+11 t+3 - t+5 t0 - t+2 t-3 - t-1 t-6 - t-4 Grenzwertveränderung -0,025 -0,020 -0,015 -0,010 -0,005 0,000 0,005 0,010 0,015 0,020 t+6 - t+11 t+3 - t+5 t0 - t+2 t-3 - t-1 t-6 - t-4 Grenzwertveränderung -0,025 -0,020 -0,015 -0,010 -0,005 0,000 0,005 0,010 0,015 0,020 t+6 - t+11 t+3 - t+5 t0 - t+2 t-3 - t-1 t-6 - t-4 FOTO : © B E RG I SCHE UN I V E R S I T Ä T WU P P E RTA L 114 N o. 2/2021 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S | ME RGE R S & ACQU I S I T I ONS

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