Institutional Money, Ausgabe 2 | 2021

Grundlage besitzen. Jia und Kollegen bele- gen 2020, dass 70 Prozent der M&A- Gerüchte auf Spekulationen und Stellung- nahmen zurückzuführen sind. All diesen Ar- beiten ist gemein, dass sie eine signifikante Aktienkursreaktion als Antwort auf die Veröffentlichung von Übernahmegerüchten dokumentieren können. Daraus kann man schließen, dass Investoren M&A-Gerüchte nicht ignorieren und diese eine glaubwürdi- ge Bedrohung für die involvierten Unter- nehmen und deren Belegschaft darstellen. Negativer Einfluss Intuitiv zu erwarten ist, dass M&A-Ge- rüchte adverse Effekte auf die Belegschaft – speziell bezüglich Angst, Ablenkung und Arbeitsmoral – ausüben, was eine Verringe- rung der Arbeits- und Unternehmenspro- duktivität verursachen kann. Implizite Ge- fahren für die Arbeitsplatzsicherheit und die Lohnhöhe drohen, falls es zu einer Trans- aktion kommt. Tatsächlich ist die Restruk- turierung des Einsatzes des Faktors Arbeit ein Haupttreiber bei Firmenübernahmen und damit assoziierten Synergiegewinnen. Shleifer und Summers argumentierten be- reits 1998, dass insbesondere feindliche Übernahmen eine Wohlstandsumverteilung von den Arbeitnehmern hin zu den Aktio- nären auslösen, im Besonderen durch eine Entlassungswelle. M&A-Gerüchte können die Anreize für die Belegschaft, in ihre Beziehung zum Arbeitgeber zu investieren, verringern, wenn sie mit Lohnabschlägen oder Kündigung rechnen. Dadurch verrin- gert sich ihre Leistungsbereitschaft und damit ihre Produktivität. Wie Lazear 1989 anmerkte, können M&A-Gerüchte auch die Zusammenarbeit der Beschäftigten infolge einer höheren Arbeitsplatzrivalität beein- trächtigen. Oder Arbeitnehmer verringern ihre Leistung, da Übernahmen tendenziell stärker zulasten der Beschäftigten in der übernommenen als in der übernehmenden Firma gehen, wie Prendergast 199 feststell- te. Interviews mit Arbeitnehmern vor und nach Übernahmen fördern ein signifikantes Taktieren und Lavieren nach Aufkommen der Übernahmegerüchte ans Licht. Span- nungen werden sichtbar, wenn eine Über- nahme gerüchteweise zu vernehmen ist und auch wenn ein Deal tatsächlich zustande kommt. Ein höherer Stresslevel, Betrüge- reien und andere Gefahrenmomente infolge nachlassender Arbeitsmoral, Widerstand gegen Veränderungen, eine höhere Mitar- beiterfluktuation und eine verringerte Pro- duktivität sind die Folgen. 20 Jahre untersucht Die Arbeit von Andres, Bazhutov, Cum- ming und Limbach stützt sich auf eine Stichprobe von 10.000 M&A-Gerüchten Obgleich Übernahmegerüchte disruptive Events darstellen , ist in Bezug auf die operationalen Konsequenzen für Firmen und deren Belegschaft doch fast nichts bekannt. Eine aktuelle Studie hat nun wissenschaftlich untersucht, wie sich die Produktivität eines Unternehmens verändert, wenn M&A-Gerüchte auftauchen. N o. 2/2021 | www.institutional-money.com 113 T H E O R I E & P R A X I S | ME RGE R S & ACQU I S I T I ONS

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