Institutional Money, Ausgabe 2 | 2021

V ieles ist in puncto realer Ef- fekte an den Kapitalmärkten schon untersucht und da- durch verstanden worden, jedoch weiß man noch überaus wenig über die realen Auswirkungen eines Phänomens, nämlich der Kapitalmarktgerüchte. Professor Christian Andres von der WHU Otto Beisheim School of Management, Dmitry Bazhutov von der Universität Wuppertal und Professor Douglas Cumming von der Florida Atlantic University so- wie Peter Limbach, Juniorprofes- sor am Centre for Financial Re- search in Köln, haben sich zusam- mengefunden, um den operationa- len Auswirkungen von Kapital- marktgerüchten auf den Grund zu gehen. Es geht um öffentlich ge- machte Anstrengungen zur Unter- nehmensübernahme (M&A), aus denen ab Bekanntgabe signifikante Kursreaktionen an den Aktien- märkten entstehen, und das obwohl sich ein Großteil der Gerüchte später als gegenstandslos erweist. Operative Konsequenzen Obgleich Übernahmegerüchte disruptive Events darstellen, die Jobverluste und Organisationsände- rungen bewirken können, ist doch fast nichts in Bezug auf die opera- tionalen Konsequenzen für Firmen und deren Belegschaft bekannt. Die Studie des Autorenquartetts unter- sucht, wie sich die Produktivität eines Unternehmens verändert, wenn M&A-Gerüchte auftauchen. Dabei fokussieren sich die vier Kapitalmarktforscher auf Gerüchte, die in- nerhalb von zwei Jahren nicht in öffentliche Übernahmeangebote mündeten. Ma und Zhang fanden 2016 genauso wie Betton, Davis und Walker 2018 und Jia 2020 her- aus, dass zirka 80 Prozent der M&A-Ge- rüchte zu keinem öffentlichen Angebot füh- ren. Diese Diskrepanz zwischen medial gespielten und tatsächlich stattfindenden Transaktionen ist deswegen so groß, weil die Medien Anreize dafür sehen, Sensations- meldungen zu verbreiten, die keine reale M&A-Gerüchte können bei börsennotierten Firmen zu negativen Produktivitätsentwicklungen führen, was in weiterer Konsequenz die Aktienperformance ungünstig beeinflusst. Was bisher nur vermutet wurde, ist nun wissenschaftlich belegt. » Unsere Studie trägt zum Verständnis der realen Auswirkungen von Kapitalmarktgerüchten bei. « Professor Dr. Christian Andres, Inhaber des Lehrstuhls für Empirical Corporate Finance an der WHU – Otto Beisheim School of Management Brodelnde Gerüchteküchen Eventstudie – Teil 1 Abnormale Renditen in verschiedenen Zeitfenstern geben interessante Einblicke. PANEL A: ABNORMALE RENDITEN BEI BUY-AND-HOLD Zeitfenster des Events Abnormale Buy-and-Hold-Renditen T-Werte 2 bis 240 Tage nach dem Event -0,0497 -11,0012*** 2 bis 180 Tage nach dem Event -0,0469 -12,3057*** 2 bis 120 Tage nach dem Event -0,0316 -10,1425*** Am Tag nach dem Event 0,0036 6,6713*** Am Tag des Events 0,0227 27,9768*** Vom Tag vor bis zum Tag nach dem Event 0,0034 9,3116*** 40 Tage vor bis zu 2 Tage vor dem Event 0,0051 2,5659** PANEL B: KUMULATIVE DURCHSCHNITTLICHE ABNORMALE RENDITEN Zeitfenster des Events Kum. durchschn. abnormale Rendite T-Werte 2 bis 180 Tage nach dem Event -0,0486 -7,7109*** Am Tag des Events 0,0224 27,6504*** 40 Tage vor bis 2 Tage vor dem Event 0,0014 0,6351 Am Eventtag findet sich eine positive Kursreaktion auf die Gerüchte in der Höhe von 2,27 Prozent als abnormale Buy-and-Hold- Rendite). Am Tag davor oder danach sind es jeweils eigentlich vernachlässigbare 0,3 Prozent (Panel A). Betrachtet man die kumulier- ten abnormalen Renditen in den zwei Monaten vor dem Tag des Aufpoppens der M&A-Gerüchte, liegt die abnormale Rendite nur bei 0,1 Prozent (Panel B). Das ist ein Indiz dafür, dass es sich bei den Übernahmegerüchten um unerwartete Events handelt. Ergebnisse mit statistischer Signifikanz von 90/95/99 Prozent sind mit */**/*** markiert. Quelle: Studie 112 N o. 2/2021 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S | ME RGE R S & ACQU I S I T I ONS FOTO : © OT TO B E I S HE I M SCHOOL OF MANAGEMENT, ВАСИЛИЙ ЧАПЛИЕВ | S TOCK . ADOB E . COM

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