Institutional Money, Ausgabe 1 | 2021

Die Tatsache, dass spendende Hedge- fonds im Vergleich zu ihrer passenden Ver- gleichsgruppe nichtspendender Fonds eine Verbesserung in ihren Fondsflüssen auf- weisen, lässt vermuten, dass wohltätige Spenden vertrauensbildend auf Investoren wirken. Doch werden diese Ergebnisse ver- fälscht, etwa durch umgekehrte Kausalität? Hedgefondsmanager könnten ihre Spenden- tätigkeit schließlich auch im Wissen um bevorstehende Zuflüsse erhöhen. Die beob- achteten positiven Korrelationen zwischen Spenden und Fondsflüssen könnte auch auf diese Weise erzeugt werden. Hedgefonds- manager könnten zudem im Zusammen- hang mit Spenden andere Aktivitäten ver- folgen, die dazu beitragen, neue Mittel ein- zuwerben. So könnten sie Funktionen in Verwaltungsräten von Charity-Organisatio- nen übernehmen, nachhaltige Investments tätigen oder ihre Fonds anderweitig ver- markten. Kausalitätsfragen Eine umgekehrte Kausalität ist nur mög- lich, wenn alle Hedgefondsmanager glei- chermaßen in der Lage sind, zu erwartende Fondsflüsse vorherzusehen, davon war also auszugehen. Um die Fragen hinsichtlich der Kausalität zu klären, setzten die Autoren dann auf Indizien im Zusammenhang mit der Stichprobe der zu einem Event getä- tigten Spenden. Hier fanden sich Beweise dafür, dass diese Gala-Veranstaltungen sig- nifikant höhere Nettoflüsse auslösen als Spenden ohne derartige Zusammenkünfte. Die Autoren sammelten auch Informationen über Manager, die im Verwaltungsrat von Charity-Organisationen sitzen und sich im Nachhaltigkeitsbereich engagieren. Diese Tätigkeiten könnten ebenso Fondsflüsse und Performance der Hedgefonds beein- flussen. Diese kleinere Stichprobe wurde nach demselben Schema analysiert, und dabei zeigte sich, dass die Hauptaussage, dass Hedgefonds nach wohltätigen Spenden größere Netto-Flows erwarten dürfen, hält. Die galt sowohl für die in Verwaltungsräten von karitativen Organisationen sitzenden Manager als auch für jene, die nachhaltig investieren. Diese Ergebnisse lassen es sehr plausibel erscheinen, dass die Grundannahme, wo- nach eine Spendentätigkeit Auswirkungen auf Zuflüsse und Erträge hat, richtig ist. Dennoch wiesen die Autoren darauf hin, dass es unmöglich ist, alle Marketingaktivi- täten zu erfassen, von denen viele – speziell in der Hedgefondsindustrie – von außen gar nicht beobachtbar sind, da sie nicht offen- gelegt werden müssen. Warum spenden nicht alle? Nachdem Spenden Hedgefondsmanagern helfen, Mittel anzuwerben respektive zu be- halten, muss man sich fragen, warum dies nicht alle tun. Denn die Spenden zahlen sich wirtschaftlich aus. Überschlagsmäßige Berechnungen zeigen, dass der Median großer Spenden bei 20.000 US-Dollar liegt und dazu beiträgt, dass 5,6 Prozent weniger Assets aus schlecht performenden Hedgefonds abfließen, die im Schnitt über ein Vermögen von 28 Millionen US-Dollar verfügen. Legt man eine Ma- nagementgebühr von 1,5 Prozent pro Jahr zugrunde, bedeutet dies ein erhöhtes jährliches Einkommen aus der fixen Ver- waltungsgebühr von 23.520 US-Dollar. Spenden allein ist zu wenig Daraus kann man ableiten, dass es sich um einen guten Deal handelt, denn die Frage der eventuell erhöhten Performance Fee und der Managementgebühr in den Folgejahren bleibt ausgeklammert. Anderer- seits könnten potenzielle Kosten mit Spen- den in Verbindung stehen, die die Vorteile höherer Flows wettmachen. So zeigt sich etwa, dass spendende Fonds schwerer für eine künftige Underperformance bestraft werden als Fonds, die nicht gespendet haben. Obwohl Hedgefondsmanager das Vertrauen potenzieller Investoren und damit Zuflüsse in ihre Fonds ausbauen können, indem sie spenden, zahlen sie dafür auch einen Preis. Nämlich dann, wenn sie das Vertrauen ihrer Investoren enttäuschen und keine bessere Performance liefern können. Eine fortgesetzt schwache Performance wird von Anlegern spendender Hedgefonds sogar mit Abflüssen sanktioniert, die zwi- schen 13 und 20 Prozent höher ausfallen. Und schließlich fanden die Autoren in ihrer Analyse auch heraus, dass sich die Vorteile auf große Spenden kleinerer Fonds – das sind jene mit Assets unter dem Medianwert der Stichprobe – beschränken und nicht skalierbar sowie profitabel für alle Hedge- fonds sind (siehe Tabelle „Eine Frage der Skalierbarkeit“) . Diese Erkenntnis lässt darauf schließen, dass sich Fondsmanager keineswegs einfach nur auf ihre Spenden- tätigkeit verlassen können, wenn sie länger- fristig am Markt erfolgreich tätig sein wol- len – sehr überraschend ist dieses Ergebnis allerdings nicht. DR. KURT BECKER » Kleine Hedgefonds als Großspender werden weniger stark für schlechte Performance sanktioniert. « Sugata Ray, Assistant Professor of Finance an der University of Alabama, Tuscaloosa Eine Frage der Skalierbarkeit Nur große Spenden kleinerer Hedgefonds machen sich bezahlt. Größere Hedgefonds Kleinere Hedgefonds (AuM>Medianwert) (AUM<=Medianwert) Größere Spenden von mehr als 20.000 US-Dollar 0,26 2,00*** (0,66) (4,43) Kleinere Spenden zwischen 12.500 und 20.000 US-Dollar −0,05 0,22 (−0,15) (0,55) Der Koeffizient „Antwort der Netto-Flows auf die Schenkung“ der multivariaten Regressionsanalyse ist nur im Fall kleiner Hedgefonds, die zumindest 20.000 US-Dollar spenden, signifikant positiv. Signifikanzniveaus von 90/95/99 % sind durch */**/*** markiert; t-Werte in Klammern; AuM = Assets under Management. Quelle: Studie N o. 1/2021 | www.institutional-money.com 89 T H E O R I E & P R A X I S | CHAR I T Y

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