Institutional Money, Ausgabe 1 | 2021

W oran denkt man, wenn man den Namen „The Children’s Investment Fund“ hört oder liest? Es mag individuelle Unterschiede geben, aber das Wort „Heuschrecke“ ist wohl in der Regel nicht der erste Gedanke beim Namen des britischen Hedgefonds von Christopher Hohn. Der aktivistische Hedgefondsmana- ger, der vor allem Mitte der Nullerjahre etlichen Firmenvorständen schlaflose Näch- te beschert haben dürfte, spendete zwischen 2004 und 2013 performanceabhängig jähr- lich zwischen einem halben und einem Pro- zent des von seinem Fonds verwalteten Ver- mögens an die von seiner Frau geleitete wohltätige Children’s Investment Fund Foundation. Warum tat der Brite das? Mit endgültiger Sicherheit werden wir das nie wissen, fest steht aber, dass es für Hedgefonds grundsätzlich klug ist, karitativ tätig zu werden und dies auch zu kommunizieren. Wer fremdes Geld verwaltet, muss neben Fachkompetenz vor allem eines besitzen: Vertrauens- würdigkeit. Für die Hedgefondsindus- trie gilt dies umso mehr, als sie zum Groß- teil weniger streng reguliert ist und generell als „undurchsichtig“ gilt. Stellen wohltätige Spenden ein Instrument dar, um das Ver- trauen potenzieller Kunden zu steigern? Wenig Forschung Bisher gibt es wenig akademische Stu- dien, die sich damit beschäftigen, wie man als Fondsmanager das Vertrauen seiner Klienten nachhaltig gewinnen kann. Vikas Agarwal, Georgia State University, Yan Lu, University of Central Florida, und Sugata Ray von der University of Alabama wollten diese Lücke schließen. Dazu nahmen sie das Verhalten von Hedgefonds in Bezug auf die gut dokumentierte Spendentätigkeit an wohltätige Organisationen unter die Lupe. Im Besonderen untersuchte das Trio, ob Hedgefonds Spenden strategisch einsetzen, um Investments zu fördern und Mittelzu- flüsse zu generieren, ganz besonders nach Perioden schwacher Performance, in denen Investoren beginnen, ihr Engagement zu hinterfragen, weil sie das Vertrauen in die Managementfähigkeiten verlieren. Ein weiteres Motiv, karitativ tätig zu wer- den, könnte mit dem Wunsch verknüpft sein, Verbindungen, die sich auf Charity- Veranstaltungen knüpfen lassen, zum Erhalt wertvoller nicht öffentlicher Informationen einzusetzen, die zur Verbesserung ihrer Per- formance beitragen können. Die vorliegen- de Forschungsarbeit ging daher auch der Frage nach, ob Hedgefonds spenden, um nicht nur eine Verbesserung der Flow-Situa- tion, sondern auch eine Verbesserung ihrer Performance zu erreichen. Eine Arbeits- hypothese lautete daher: Schlecht perfor- mende Hedgefonds mit schrumpfenden As- sets haben einen stärkeren Anreiz, ihr Image mithilfe von Spenden zu schützen bezie- hungsweise zu verbessern – einerseits um verwaltetes Vermögen zu erhalten und an- dererseits um die Performance zu steigern. Die Autoren hielten daher besonders Aus- schau nach sogenannten One-Off-Veranstal- tungen, die Fonds nur einmal die Gelegen- heit zur Spendentätigkeit eröffnen. Obwohl es möglich wäre, dass jemand regelmäßig aus strategischen Gründen spendet, um langfristig Reputation bei Investoren aufzu- bauen, ist es schwierig, eine solche Spen- dentätigkeit in Zusammenhang mit Abflüs- sen und schlechter Performance zu bringen. Dennoch wurden auch Daten aus wieder- kehrender Spendentätigkeit berücksichtigt. Die Studie untersucht eine Stichprobe von 17.486 Spenden (siehe Tabelle „Statistik der Stichprobe“) , die von 2.614 Hedge- fonds im Zeitraum zwischen Januar 1994 und Dezember 2016 getätigt wurden. Das Sample umfasst sowohl Spenden von füh- renden Einzelpersonen der Hedgefonds als auch solche, die von den Gesellschaften selbst und deren Stiftungen stammen. Manchmal wird auch von Einzelnen und deren Firmen gleichzeitig gespendet. Die Informationen dazu stammen von NOZA, der weltgrößten Datenbasis solcher Spen- dentätigkeit. In diesen Spendendaten lassen sich keine Daten zu Spenden an die Politik und aus Lobbying-Grümdem finden. Eine der Voraussetzungen für die Hypo- these der drei Autoren betreffend höhere Zuflüsse als Folge der Spendentätigkeit ist, dass Investoren auf die getätigten wohltäti- gen Spenden von Hedgefonds aufmerksam werden müssen. Die Studienverfasser glau- ben, dass es zumindest drei Gründe dafür gibt, dass Investoren davon tatsächlich Kenntnis erlangen. Erstens sammelt und verdichtet NOZA Informationen über Spen- den aus den Rechenschaftsberichten von Charity-Einrichtungen, die den Investoren ebenfalls zur Verfügung stehen. Zweitens zeigt eine der Analysen der Teilstichproben, dass Spenden an Wohltätigkeitseinrichtun- gen, die speziell die Hedgefonds-Communi- ty ansprechen, mit höherer Wahrscheinlich- keit strategischen Zwecken dienen. Drittens gibt es Belege dafür, dass Hedgefonds und deren Investoren an Fundraising-Events teil- nehmen, die von derselben Wohltätigkeits- einrichtung organisiert werden. Die Autoren Vertrauenswürdigkeit ist in der Vermögensverwaltung ein Fundament der Geschäftstätigkeit. Welche Rolle spielen in diesem Zusammenhang Spenden von Hedgefonds an wohltätige Organisationen? » Hedgefonds sind für Investoren ver- trauenswürdiger, wenn sie wohltätigen Organisationen spenden. « Vikas Agarwal, Professor of Finance an der Georgia State University, Atlanta Nicht ohne Hintergedanken 86 N o. 1/2021 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S | CHAR I T Y FOTO : © GEORG I A S TAT E UN I V E R S I T Y, AT L ANTA , J ANN I | S TOCK . ADOB E . COM

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