Institutional Money, Ausgabe 1 | 2021

gemacht durch die Unternehmen ohne Lis- ting, sodass es insgesamt zu einem Anstieg bei der aggregierten Innovation kommt. Um Genaueres darüber zu erfahren, ob die Än- derung der Reportingfrequenz Auswirkun- gen auf die Unternehmensinnovationen hat, führen die Autoren Analysen auf Einzelfir- menebene mithilfe des Differenz-von-Diffe- renzen-(DvD)-Ansatzes durch. Dann kommt das sogenannte „Propensity Score Mat- ching“ zur Abschätzung von Kausalef- fekten zum Einsatz, indem Paare von möglichst identischen Firmen in einer Branche gebildet und diese mit Firmen in anderen Branchen verglichen werden, die ähnliche Eigenschaften aufweisen, an deren Berichtsfrequenz sich allerdings nichts geändert hat. Der Differenz-von- Differenzen-Ansatz untersucht die Aus- wirkungen einer erhöhten Berichts- frequenz auf den Innovations-Output je- ner Firmen, die von der Umstellung betrof- fen waren, und deren Branchen-Peers im Vergleich zu einer Kontrollgruppe. Dabei zeigt sich eine signifikante Verringerung des Innovations-Outputs der von der Berichts- frequenzänderung betroffenen Unternehmen gegenüber der Vergleichsgruppe, egal ob es sich um die Anzahl der Patente, deren Fremdzitierungen oder den aus den Börsen- kursen abgeleiteten wirtschaftlichen Wert der Patente handelt (siehe Dreifach-Grafik „Trends der Innovationscharakteristika“). Im Speziellen zeigt der DvD-Ansatz, dass im Vergleich zur Kontrollgruppe jene Fir- men, die zur Erhöhung der Berichtsfre- quenz gezwungen werden, im Schnitt um 1,87 Patente weniger anmelden, 19,58 Zi- tierungen Dritter weniger aufweisen und 1,76 Millionen US-Dollar weniger Patent- wert nach der verordneten Umstellung auf die Waage bringen. Ähnliche Ergebnisse finden die Autoren übrigens bei Unter- nehmen, die freiwillig – etwa infolge von Investorenwünschen – ihre Berichtsfre- quenz angepasst haben. Diese Ergebnisse lassen darauf schließen, dass häufiges Be- richten Anlass für eine kurzsichtige Vor- gangsweise des Managements in Bezug auf Innovationen bei Firmen darstellt, die mit der Umstellung konfrontiert sind. Für die Vergleichsunternehmen derselben Branche ohne diese Umstellung lässt sich ein Anstieg des Innovations-Outputs belegen, allerdings unterscheidet sich dieser Anstieg nicht signifikant von jenem der Kontroll- gruppe außerhalb der Branche. Es finden sich keine Belege dafür, dass der Netto- Außeneffekt auf die Vergleichsunternehmen derselben Branche statistisch signifikant ausfällt. Für Regulatoren interessant Diese Ergebnisse können für Regulatoren und Politiker interessant sein, indem sie da- zu beitragen, Kosten und Vorteile einer ver- pflichtenden Quartalsberichtslegung zu eva- luieren. Wie es aussieht, stellen Quartalsbe- richte börsennotierter Unternehmen ein ernsthaftes Innovationshindernis dar – auf die unsere Gesellschaft allerdings angewie- sen ist. Ob angesichts von Skandalen à la Wirecard der Ruf nach der Rückkehr zu halbjährlicher Berichterstattung gehört wird, ist mehr als fraglich, da der Zeitgeist Trans- parenz über alles zu stellen scheint. Trotz- dem zeigt Trumps Initiative – obwohl kaum berichtet, da nicht in das Narrativ passend – eine Alternative auf, die zu einer Steigerung der allerorts als zu niedrig beklagten Inves- titionsquote durch mehr Unternehmensinno- vationen führen könnte. DR. KURT BECKER » Die Netto-Auswirkungen auf nicht von der Berichtspflichtumstellung betroffene Firmen sind insignifikant. « Dr. Huai Zhang, Associate Professor of Accounting an der Nanyang Business School, Nanyang Technological University, Singapur Trends der Innovationscharakteristika Obligatorische Änderungen der Berichtsfrequenzen und ihre Konsequenzen für … A – die Anzahl der Patente B – die Anzahl der Fremdzitierungen der Patente C – den wirtschaftlichen Wert der Patente Dargestellt ist jeweils die Entwicklung der einzelnen Kenngrößen in den drei Jahren vor und nach den erzwungenen Berichtsfrequenzumstellungen von drei Gruppen: den unmittelbar betroffenen Firmen (blaue Linie) – hier gehen alle Kenngrößen nach der Umstellung südwärts – und der Branchen-Peergroup dieser Unternehmen sowie einer Kontrollgruppe. Quelle: Studie 0 % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % 120 % 3 Jahre 2 1 -1 -2 -3 Jahre 0 % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % 120 % 3 Jahre 2 1 -1 -2 -3 Jahre 0 % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % 120 % 3 Jahre 2 1 -1 -2 -3 Jahre Kontrollgruppe Peergroup Gruppe der von geänderter Berichtsfrequenz betroffenen Firmen 84 N o. 1/2021 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S | BE R I CHT S F R EQUENZ UND I NNOVAT I ONEN

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