Institutional Money, Ausgabe 1 | 2021

talsweisen Rechnungslegung bereits gut 50 Jahre besteht, bat Präsident Trump am 17. August 2018 die SEC via Twitter, die vierteljährliche Berichterstattung einer Überprüfung zu unterziehen und zu überle- gen, ob man nicht zu einem halbjährlichen Reporting zurückkehren sollte. Dabei han- delt es sich um das zweite untersuchte Er- eignis. Betrachtet man nun ein dreitägiges Zeitfenster um den Tag des Trump’schen Tweets, findet man einen signifikant positiven Effekt von 0,6 Prozent auf den Marktwert jener gelisteten Unterneh- men, für die Innovationen besonders wichtig sind, und einen relativ schwä- cheren Effekt von 0,3 Prozent auf den Marktwert der anderen Firmen (siehe Tabelle „Zwei Eventstudien“) . Der sig- nifikante Unterschied in den Markt- reaktionen von 0,3 Prozent zwischen den beiden Unternehmensgruppen schwächt die Bedenken ab, dass die positive Marktreaktion von innovativen Firmen andere Implikationen von Trumps Tweet wie etwa Erleichterungen bei der Rech- nungslegung oder eine unternehmerfreund- liche Regulierung widerspiegelt. Die Resul- tate des Kapitalmarktforscherquintetts las- sen den Schluss zu, dass die Verpflichtung zur Quartalsberichterstattung die Kurzsich- tigkeit der Unternehmensführungen von innovativen Firmen stärker betrifft. Trumps Anstoß Um die Verbindung zwischen der Be- richtsfrequenz und der Kurzsichtigkeit des Managements direkter zu untersuchen, ana- lysierten die Autoren beobachtbare Inno- vationen. Damit wollten sie das Ausmaß von Langfristinvestitionen in Innovationen quantifizieren, das typischerweise schwierig zu beobachten und zu messen ist. Dabei stellen die Autoren auf drei Innovations- kenngrößen ab: die Anzahl der Patentanträ- ge, die eine Firma in einem Wirtschaftsjahr genehmigt erhält, die Anzahl der Fremdzi- tierungen dieser Patente in den Folgejahren sowie der ökonomische Wert dieser Patente auf Basis der Börsenreaktionen an den Ta- gen der Bekanntgabe der Patenterteilungen. Mit diesen drei Messgrößen fangen die Au- toren Quantität, Qualität und wirtschaftli- chen Nutzen ein. Ausgewertet wurden Daten zur halbjähr- lichen Berichterstattung über den Zeitraum von 1951 bis 1973 (siehe Tabelle „Vertei- lung der Stichprobe“) . Dieses Zeitfenster hat mehrere Vorteile: Einmal gibt es sub- stanzielle Veränderungen in der Berichtsfre- quenz der Firmen in diesem Zeitraum. Aktuellere Daten lassen sich nicht verwen- den, da fast alle Firmen der SEC 1970 bei der Implementierung quartalsweiser Be- richterstattung gefolgt sind. Zweitens be- trifft das SEC-Mandat nur eine Teilmenge der Firmen zu einem bestimmten Zeitpunkt, da einige Firmen bereits davor zum viertel- jährlichen Reporting aufgrund von Erforder- nissen im Zusammenhang mit dem Listing oder aufgrund des Drucks der Investoren übergegangen sind. Damit wird es möglich, die Frage zu beantworten, welches Niveau an Innovationsproduktivität Firmen wohl erreicht hätten, wenn sie keine Änderung ihrer Berichtsfrequenz vorgenommen hät- ten. So kann man Vergleichsgruppen mit ähnlichen Firmencharakteristika untersu- chen, die keine Veränderung der Berichts- frequenz vornehmen mussten. Der Diffe- renz-von-Differenzen-Ansatz hilft bei der Lösung. Und drittens sind die Patentdaten in diesem Zeitfenster von 1951 bis 1973 kaum von den üblichen Kürzungsproble- men betroffen, mit denen die wissenschaft- liche Literatur in Bezug auf Innovationen zu kämpfen hat. In einem ersten Schritt zeigen die Auto- ren den Trend der aggregierten Innovation anhand der Patentanmeldungen in der Wirt- schaft auf, wobei sich zeigt, dass der Pro- zentsatz, den die Innovationen der gelisteten Firmen im Verhältnis zu den Innovationen der übrigen Unternehmen einnehmen, im Zeitfenster von 1951 bis 1973 grosso modo steigt (siehe Grafik „Grundlegender Inno- vationstrend“) . Allerdings ist ein temporärer Rückschlag bei den Innovationen börsen- notierter US-Unternehmen um das Jahr 1970 herum zu beobachten, als die SEC von der halbjährlichen auf eine quartalswei- se Berichterstattung umstellte. Das lässt schon einmal vermuten, dass die Netto- Auswirkung einer erhöhten Frequenz im Berichtswesen sich auf Innovationen nega- tiv auswirkt. Interessanterweise wird der temporäre Rückgang in der aggregierten Innovation bei den gelisteten US-Firmen mehr als wett- » Die Überlegung, auf eine halb- jährliche Berichtspflicht zurückzugehen, könnte Innovationen erhöhen. « Dr. Xuan Tian, Professor of Finance an der PBC School of Finance an der Tsinghua University in Peking Grundlegender Innovationstrend Der Anteil der börsennotierten Firmen an den aggregierten Innovationen steigt. Sowohl absolut als auch besonders in der relativen Betrachtung steigt der Anteil der börsennotierten Unternehmen an den aggregierten Innovationen, hier dargestellt anhand der Patente im Zeitraum 1951 bis 1973. Quelle: Studie US-Firmen gesamt Gelistete US-Firmen %-Anteil der gelisteten Firmen bezogen auf alle US-Firmen Nicht gelistete US-Firmen 0 % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % 120 % I 1973 I I I 1970 I I I I I 1965 I I I I I 1960 I I I I I 1955 I I I I 1951 I 82 N o. 1/2021 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S | BE R I CHT S F R EQUENZ UND I NNOVAT I ONEN FOTO : © T S I NGHUA UN I V E R S I T Y I N P E K I NG

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